Sonntag, 17. August 2008

Tag 28 (16. August 2008) – Coming Home

Hetzen brauchen wir sicher nicht, aber für Trödeln ist ebenso keine Zeit. Gegen 8 Uhr schälen wir uns zum letzten Mal aus unserem Bielefelder Bett und machen uns an die Arbeit, die letzten Sachen in Koffer und Rucksäcke zu stopfen. Unsere Vorräte müssen natürlich geplündert werden und was nicht noch vor Ort gegessen, oder von jemanden mit nach Hause geschleppt wird, kommt in den großen Eimer, den wir der Gemeinschaftsküche spenden.

Danach muss erst mal alles sauber gemacht werden: eifrig gesaugt, die Schränke abgewischt und letztes Mal Geschirr gespült. Nochmals wird alles genau kontrolliert, ob auch nichts vergessen wurde, dann kanns eigentlich losgehen.

Treppen sind ja an sich schon tückisch, aber mit schweren Koffern werden sie zu einer echten Herausforderung. Wie schon am ersten Tag verfluchen wir die Tatsache, dass es keinen Lift gibt und probieren allerhand Taktiken aus, um möglichst unbeschadet mit Gepäck nach unten zu kommen. Erstaunlicherweise gelingt das allen, ohne größere Unfälle und wir können uns auf den Weg zur S-Bahn machen (den Luxus vom persönlichen Abholdienst haben wir leider nicht mehr).

Voll bepackt kommen wir am Hauptbahnhof an und stellen fest, dass wir eigentlich noch recht früh dran sind (aber besser, als zu spät, oder?) und so vertreiben wir uns irgendwie noch die Zeit, bis endlich unser Zug um 12.42 Uhr einrollt und wir einsteigen können.

Ein Glück, dass wir reserviert hatten, denn es ist verdammt voll. Leider müssen wir den netten, jungen Herrn, der uns so freundlich mit den Koffern geholfen hat, vertreiben, da er dummerweise auf einem unserer Plätze sitzt, aber er nimmt es mit Fassung.

Im Zug wird es erst mal Zeit für ein Mittagessen. Steffis improvisierte Pfannkuchen (wir hatten keine Milch mehr und nur noch ein Ei, dafür Sahne und Quark; Fazit: schmeckt eigentlich nach nichts, ist aber essbar), die ich mir mit dem letzten Philadelphia und dem Rest Oliven belegt hab, schmecken eigentlich ganz gut. Ansonsten dösen wir so vor uns hin, bis wir um viertel vor drei in Köln ankommen.

Jetzt schnell die Koffer gepackt und losgestürmt, denn wieder bleibt nur sehr wenig Zeit zum Umsteigen. Keuchend und mit blauen Flecken vom Kofferwuchte n schaffen wir es alle in den Wagen 32, wo unsere Plätze reserviert sind. Lange hält man es dort allerdings nicht aus, denn ausgerechnet in diesem Wagen ist die Klimaanlage ausgefallen und die Luft ist heiß und stickig. Die Schaffnerin entschuldigt sich vielmals und gibt uns nur zwei Optionen: entweder ausharren oder einen anderen Platz in den benachbarten Wägen suchen.

Sophia und Piri entscheiden sich für den Umzug, der Rest bleibt eisern sitzen. Ganz unbelohnt bleibt unser Durchhaltevermögen dann doch nicht, denn als Entschädigung erhalten wir während der Fahrt immer wieder kostenlos kaltes Wasser und Orangensaft. So halten wir es doch in der Sauna aus und schauen uns die neue Folge Stargate Atlantis an (Ghost in the machine – sehr gute, aber auch deprimierende Folge *heul*).

Trotz allem geht die Zeit recht schnell rum und nach einem kleinen Nickerchen, fahren wir schon auf Basel zu. Obwohl unsere Fahrkarte bis zum SBB gilt, steigen wir alle am Badischen Bahnhof aus. Ich verabschiede mich aber recht schnell, denn ich habe nur sehr wenig Zeit, um quer durch den Bahnhof zu rennen, damit ich noch meinen Anschlusszug bekommen. Also, rausgesprungen, Koffer gepackt, die Rampe runtergerannt und zum allerletzten Gleis gehechelt. Klugerweise gibt es dort keine Rampe, sondern nur eine Treppe. Den Koffer kann man nur über ein Förderband nach oben bringen, das aber in den meisten Fällen außer Betrieb ist. Ich habe aber Glück, es läuft und bringt meinen schweren Koffer – wenn auch nur sehr langsam – nach oben.

Geschafft! Als ich in der Regionalbahn nach Hause sitze, kann nichts mehr schief gehen. Wie erhofft erreiche ich um 19.30 Uhr den Bahnhof in Albbruck und bin damit endlich daheim.

Tja, was bleibt mir an dieser Stelle noch zu sagen? Ich denke, ein kleines Resumé wäre jetzt nicht verkehrt. Nachdem dies meine erste Grabung war und ich nicht gewusst habe, ob das wirklich etwas für mich ist, kann ich sagen, es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, auch wenn die Funde nicht bahnbrechend waren. Ich werde auf jeden Fall zusehen, dass ich bald mal wieder irgendwo graben kann, vielleicht in unserer Gegend, wo es sehr schöne römische und keltische Orte gibt.

Bielefeld ist zwar sicher nicht gerade der Urlaubsort schlechthin, aber trotzdem eine nette Stadt. Die ein oder andere Architektur ist sicher etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich nehme mal an, das ist Ansichtssache. Die Uni beispielsweise sieht von außen (liebe Bielefelder, tut mir leid) recht hässlich aus und erinnert mehr an einen unsympathischen Großstadtwohnblock, von innen waren wir hingegen überwältigt, denn man glaubt eher in einem Kaufhaus, als in einer Universität zu sein. Läden, Sparkasse, Versicherungen, Bäcker, Cafeteria…und zwischendurch mal wieder ein Hörsaal. Wirklich interessant.

Die Wohnung, die wir bekommen haben, war wirklich erstklassig. So viel Platz und Komfort bekommt man sicher nicht auf jeder Grabung. Allgemein kann man sagen, dass wir schon ein wenig wie die VIPs behandelt wurden. Presse, Vereine und die Stadt haben sich stets um die Studenten aus der Schweiz bemüht und dabei fast ein wenig unsere Bielefelder Mitgräber in den Schatten gestellt. Liebe Leut, nicht böse sein, ihr habt euren Job genauso gut gemacht!

Am Anfang war das Graben schon sehr anstrengend, aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran. Auch wenn wir zunächst Sorgen hatten, nur als billige Buddler genutzt zu werden, waren wir doch alle froh, als Maria beschlossen hat, uns mit Sonderaufgaben auch die anderen Seiten einer Ausgrabung zu zeigen. All das Vermessen, was wir bisher nur ein bisschen im Kurs geübt hatten, mal wieder anwenden zu können, hat allen Spaß gemacht.

An dieser Stelle bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen: Danke, an alle! An alle Leute und Institutionen, die es uns ermöglicht haben, auf der Sparrenburg zu graben und sich um Unterkunft und S-Bahn-Fahrten gekümmert haben. Besonders natürlich auch Dr. Best und Maria, die während der Grabungen immer ein Auge auf uns hatten und sich bemüht haben, uns so viel wie möglich über das Graben und die Sparrenburg beizubringen. Und natürlich Herrn Zutz, der sich um unsere Fahrkarten und einen freien Eintritt in den Museen gekümmert hat.

Und natürlich ein ganz großes Danke, an meine Mitgräber, von denen hoffentlich ein paar diesen Blog gelesen haben: Kathrina, Laura, Sophia, Stephanie, Piroska, Marco, Nina, Samuel, Irena und Teresa (hab ich jemanden vergessen?). Es war wirklich eine tolle Zeit mit euch!Last but not least einen Knuddler an Steffi (nein, ich hab dich nicht vergessen), die eifrig mit mir gewühlt hat und immer so lieb war meine Fotos hochzuladen, weil meinen Laptop leider keinen Kartenleser hatte. Wir machen sicher bald mal wieder zusammen eine Grabung unsicher ;)

Ja, damit wäre ich vorerst am Ende. Weitere Blogeinträge folgen natürlich bei weiteren Grabungen, Exkursionen oder Urlaubsreisen, die ich mache. Vielen, vielen, Dank an alle, die mitgelesen haben!Und nun zum Schluss noch ein paar Fotos, die ich bisher noch nicht unterbringen konnte (ich habe in den vier Wochen insgesamt 250 Fotos gemacht!!!):
Sparrenburg






Sparrenburgfest



Bei der Arbeit













Bielefeld



Historisches Museum




Ausflug




Sonstiges




Freitag, 15. August 2008

Tag 26 (14. August 2008)

Nein, nein, nein, ich will nicht aufstehen. Genau jetzt wäre es mal wieder sooo schön im Bett.Was für eine Frechheit, jetzt schaffe ich es sogar den ganzen Aufstieg in einem Rutsch zu bewältigen; jetzt, wo ich praktisch schon wieder nach Hause fahr. Noch zwei Wochen und der Aufstieg würde wirklich kein Problem mehr werden.

In alter Frische starten wir wieder mit unserer Grabung. Samuel werkelt wieder bei uns mit und unterhält uns fast noch besser als das Radio. Piri und Sophia beschreiben unterdessen eine Mauer und Marco und Kathrina zeichnen weiter an ihrem Profil.

Das Wetter ist heute recht sonnig, aber der Wind verdirbt jede sommerliche Stimmung. Doch für eine Turmbesteigung sind die Temperaturen ideal, schließlich wollen wir auch mal von oben runter schauen. Sandra von der Turmkasse erkennt uns sofort und lässt uns natürlich umsonst rein. Also erklimmen wir die 120 Stufen (Steffi hat gezählt) nach oben und werden überwältigt von der wunderbaren Aussicht. Unsere Frisur ist ohnehin schon im Eimer, da macht die Wetterlage oben auch keinen Unterschied mehr.

Zurück auf dem Boden der Tatsachen geht die Grabung weiter. Heute bin ich dran mit Grabungstagebuch führen. Das ist auch gar nicht schwer und man kann ganz entspannt in der Sonne sitzen und den Leuten beim Arbeiten zusehen. Oder beim Vermessen, wie es unsere drei Neulinge Samuel, Irena und Teresa heute tun müssen. Sie müssen nämlich unsere alte Nivelieraufgabe machen, allerdings klappt es nicht so ganz. Da macht es doch umso mehr Spaß, wenn man ein bißchen helfen und erklären kann.

Etwas nervig ist leider der merkwürdige Kerl mit der Kamera, der schon mal da war und auch diesmal wieder die dümmsten Fragen stellt. Da heißt es, am besten einen großen Bogen um ihn machen! Witzigerweise finden die beiden vom Förderverein unsere Fotos unglaublich interessant und ergreifen die günstige Gelegenheit ein paar Fotos zu machen.

Der Bericht ist bald verfasst und zum Schluss gibt es noch ein Gruppenfoto, bevor wir nach Hause können. Das Wetter scheint ausnahmsweise mal mitzuspielen, zumindest sieht es weit und breit nicht nach Regen aus. Ansonsten gibt es jetzt nicht mehr viel zu berichten. Zum Abendessen gab es Tomaten-Mozzarella-Salat mit Nudeln und Fleisch und jetzt bin ich pappsatt.

Tag 27 (15. August 2008) – unser letzter Grabungstag

Unglaublich und doch wahr: vier Wochen sind jetzt tatsächlich fast rum. Im Nachhinein verging die Zeit doch recht schnell und obwohl jeder von uns sicher auch gern wieder nach Hause fährt, beginnen wir auch ein kleinwenig mit gemischten Gefühlen unseren letzten Arbeitstag.

Ja, der Sparrenberg hat uns wieder, leider zum letzten Mal. Ja leider, denn langsam hab ich ihn doch lieb gewonnen und sogar die Treppe macht immer weniger Probleme. Schade eigentlich, dass ich diesen Erfolg nicht noch länger genießen kann.

Alle Mann bzw. Frau angetreten zum letzten Arbeitstag. Für manche vorerst, für uns leider definitiv. Während die anderen nämlich eine Woche Pause und dann weiter buddeln werden, ist es für uns der letzte Tag vor der der Heimreise. Marco muss noch eine Wette erfüllen und wird gleich zu Beginn des Tages mit einer hübschen Kopfbedeckung gekrönt.

Deswegen buddeln wir auch eifrig in unserem Loch weiter. Vielleicht machen wir ja doch noch zu guter letzt einen bedeutenden Fund. Leider bestätigen sich diese Hoffnungen nicht und es bleibt beim Üblichen.

Um 10 ist die Buddlerei für mich dann auch vorbei. Nein, keine Sorge nicht aus gesundheitlichen Gründen (auch wenn mir, seit wir den schweren Felsbrocken in die Karre gehoben haben, das Handgelenk ziemlich wehtut), sondern weil ich eine neue Aufgabe habe: Lesefunde sortieren. Für alle Nicht-Archäologen: Lesefunde sind Funde, die keiner bestimmten Grube zugeteilt werden können, etwa weil sie zum Baggerabraum gehören. Wir fanden ständig Scherben und Knochen auf unserem „Müllhaufen“ und zwischenzeitlich hat sich wirklich ein ganzer Haufen angesammelt.

Mit dem Buddeln wird es ohnehin nichts mehr, denn Teresa hat jetzt meinen Platz eingenommen und gräbt mit Steffi und Sam weiter, also kann ich mir ruhig Zeit lassen und wenn ich schon grade dabei bin, sortier ich auch grade noch unser „Schatzkistchen“ (die kleine Kiste, in der Steffi und ich die Funde aus unserer Grube sammeln).

So macht die Arbeit doch mal richtig Spaß, gemütlich in der Sonne sitzen und all die tollen Funde bewundern. Manche Keramikscherben oder Knochen sind wirklich sehr interessant und das Wetter macht auch mit. Tja und so vergeht die Zeit bis zum Mittag wie im Fluge und der Feierabend ist da.

Damit ist der Tag aber noch lange nicht gelaufen. Zum Abschluss der Grabung und als Dankeschön für unsere Arbeit läd uns die Stadt zum Essen ein und zwar im Restaurant der Sparrenburg (ganz klar kein Billigrestaurant, wenn ihr versteht, was ich meine ;) ). Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Neben Herr Berenger (Marias Boss), Frau Justen (die Architektin), kommt auch ein Vertreter der Stadt, der sich mit einer kleinen Ansprache bei uns bedankt, ehe wir zum gemütlichen Teil übergehen.

Die Preise des Restaurants sind nicht von schlechten Eltern, aber wie man uns immer wieder versichert: „Haltet euch nicht zurück, ihr seid schließlich eingeladen!“. Trotzdem sind wir etwas zögerlich, ob wir wirklich das Teuerste von der Karte bestellen sollen, denn das klingt wirklich lecker. Ich schwanke lang und entscheide mich dann doch für das Filet-Geschnetzelte vom Schwein und Rind mit Champignoncremesoße und Maisplätzchen. Nicht wegen dem Preis, sondern einfach weil es mich mehr anlacht.

Die Wahl ist nicht falsch, es schmeckt wirklich ausgezeichnet und die Portion genau richtig. Da ist Steffis Rinderfilet mit Schaumkartoffeln und Sauce Bernaise (das besagte teure Gericht) weit übersichtlicher. Trotzdem sind alle zufrieden mit ihrem Essen und als krönenden Abschluss gönnen wir uns noch eine fein angerichtete Mousse au chocolat.

Mit diesem Essen verabschieden wir uns auch von unseren Mitgräbern und Mitgräberinnen, ob sie nun mit uns von Anfang an oder erst seit kurzem bei uns waren, und natürlich auch von unseren „Aufpassern“ und „Lehrern“ Maria und Dr. Best, die uns einiges beigebracht haben, damit wir uns auf zukünftige Grabungen freuen können. Der Mann von der Stadt sammelt außerdem unsere E-Mail-Adressen, damit wir auch in Zukunft über alle Erkenntnisse der Sparrenburg auf dem Laufenden gehalten werden.

Schlussendlich heißt es dann aber endgültig Abschied nehmen vom Team und der Burg und so machen wir uns auf den Heimweg. Hier müssen wir uns der nächsten Herausforderung stellen: dem Koffer packen. Eigentlich müsste alles, was mal hineingepasst hat, auch jetzt wieder hineinpassen, aber seltsamerweise scheinen alle Koffer irgendwie geschrumpft zu sein. Mit drücken und quetschen kriegen wir dann doch noch alles unter. Puh, geschafft!

Ansonsten müssen wir eigentlich nur noch zusehen, dass wir die Wohnung einigermaßen sauber verlassen. Der Kühlschrank muss noch etwas geleert werden, hier und da noch etwas saugen, dann müsste eigentlich alles klar gehen. Der Zug morgen fährt zu humaner Zeit und so werden wir noch ausreichend Gelegenheit haben, alles zu erledigen.
Über mir tropfen die ersten Regentropfen an die Scheibe und eigentlich wäre jetzt wohl der Zeitpunkt ein Fazit zu ziehen, doch ich habe beschlossen, dass das noch bis morgen warten muss, wenn wirklich die ganze Reise zu Ende ist.