Donnerstag, 31. Juli 2008

Tag 12 (31. Juli 2008)

Vom Morgen nichts Neues. Broteschmieren, Frühstück, Bad, läuft alles wie am Schnürchen. Der Berg freut sich natürlich auch heute wieder uns zu ärgern und als wir morgens bei noch angenehmen Temperaturen oben ankommen, erwartet uns bereits Action auf der Grabungsfläche.

Maria ist zwar noch nicht da, aber die Baggerfahrer sind schon eifrig am Werk. Offenbar haben sowohl Naturschützer (in den unterirdischen Gängen der Sparrenburg leben viele Arten von Fledermäusen, die zu bestimmten Zeiten nicht gestört werden dürfen) als auch Statiker grünes Licht gegeben, um den Torbogen der Festungsmauer freizulegen. Dies geschieht natürlich nicht von Hand, sondern mit schwerem Gerät.

Während die Baggerer also eifrig ihrer Arbeit nachgehen, machen wir uns wieder an unsere kleinen Gruben. Schon bald haben Steffi und ich den letzten Fleck der oberen Schicht abgekratzt, alle lästigen Felsbrocken beseitigt und können so am anderen Ende weiter in die Tiefe gehen. Funde sind auch heute wieder nur sehr spärlich und wir wissen noch immer nicht, was wir aus unserer Pseudo-Mauer machen sollen.

Im Laufe des Tages wird es heiß, sehr heiß. Die Temperaturen scheinen uns schon bald zu Kopf zu steigen, denn wie sonst lässt es sich erklären, dass Steffi und ich nur Flausen im Kopf haben und uns während der Pause gegenseitig mit imaginären Waffen auf der Wiese abschießen?
Unser neues Radio läuft nicht schlecht, doch der richtige Sender muss erst mal gefunden werden, denn zu viel Bla bla bei der Arbeit ist einfach nervend. Radio eins life, ist da die Rettung!

Nach der Mittagspause, die wegen der Hitze doppelt so lang war, bekommen Steffi und ich schlechte Nachrichten mitgeteilt: unsere Grube ist uninteressant geworden. Offenbar ist es die Sache nicht wert, an dieser Stelle weiter zu graben und uns wird ein neuer Platz zugeteilt (schräg oberhalb des Torbogens), den wir ab morgen bearbeiten sollen.

Schade *seufz* kein schöner, schattiger Baum mehr, keine kurzen Schubkarrenwege mehr und keine neugierigen Besucher, denn der neue Platz ist viel zu versteckt. Interessant dürfte es aber trotzdem werden, denn am Nachmittag ist der Torbogen endlich freigelegt, doch es befindet sich kein Gewölbe dahinter. Die vielen Fragen bleiben also weiterhin offen.





























Wegen der Hitze machen wir heute schon um 14 Uhr Schluss. Steffi, Kathrina und ich machen noch einen Abstecher zum Müllermarkt am Jahnplatz, um uns mit neuen Duschgels auszurüsten. Ohja, dusche! Die tut wirklich gut und danach geht es mit neuem Elan zum Einkauf.
Ungeniert schlendern wir mit unserem privaten Einkaufswagen (der sonst immer neben den Kinderwägen im Flur parkt) die Straße hinunter. Steffi setzt sich auch ein Stück weit hinein und winkt ganz vornehm nach Queen Manier den verwirrten Leuten auf der Uni-Wiese zu („Oh nein, die Irren aus dem IBZ sind wieder da!“).

Beim Einkauf schlagen wir mal wieder richtig zu und kutschieren die Sachen dann wieder nach Hause. Jetzt wird’s Zeit fürs Abendessen. Steffi und ich wollen Pizza machen und klatschen alles auf den Teig, was der Kühlschrank hergibt *yummiyummi*.

Die letzten Nachwirkungen der Hitze sind auch jetzt noch zu spüren, als wir uns gegenseitig mit Küchenrolle bewerfen und Kitzelattacken starten. Da ist Luft kriegen wirklich eine schwere Sache und so sind wir auch wohl dementsprechend geschafft, als wir schließlich in die Federn fallen.

Mittwoch, 30. Juli 2008

Tag 11 (30. Juli 2008) – Verstärkung

Heute läuft wieder alles nach Plan. Die Brote werden geschmiert, fürs Frühstück reichts auch noch und alle kommen pünktlich aus dem Haus. Maria ist diesmal nicht ganz pünktlich, weshalb wir noch kurz warten müssen, bis wir rein dürfen, doch dann stürzen wir uns wieder auf unsere Gruben.

Nach einer Stunde bekommen Steffi und ich Verstärkung von Kirsten, einer 16 jährigen Schülerin, die sich für Archäologie interessiert und mal einen Tag mitgraben will. Da Steffi und ich offenbar die größte Grube haben, soll sie uns ein bißchen unter die Arme greifen und das klappt auf Anhieb. Schon bald ist auch „die Kleine“ mit allem ausgerüstet, was ein Buddler braucht und mischt tatkräftig mit.


Auch die Karre beherrscht sie schnell, trotz unserer waghalsigen Brücke, aber auch wir meistern heute diese Hürde ohne Zwischenfälle. Für Fragen stehen Steffi und ich selbstverständlich zur Verfügung – viel mehr wissen wir eigentlich auch nicht, aber wir tun gern so ;) – und auch sonst haben wir drei unseren Spaß beim Wühlen.


Durch die Verstärkung arbeiten wir uns natürlich auch schneller vorwärts. An sich ist auch dieser Tag nicht sehr fundreich, mal abgesehen von den vielen Eisenteilen (Nägel und Klammern). Außerdem gibt es Neuigkeiten über unsere angebliche Perle: es ist eigentlich das Stück einer Pfeife. Kopfzerbrechen macht uns nach wie vor die Pseudo-Mauer, doch noch haben wir die Anweisung, sie stehen zu lassen.
Ganz gelingt uns das Abtragen der Schicht dann doch nicht, aber viel fehlt nicht mehr. Kirsten hat es jedenfalls Spaß gemacht und uns natürlich auch. Nachdem wir alles wieder sicher verstaut haben, machen wir uns an den Abstieg. Diesmal führt der Weg Steffi und mich aber noch nicht nach Hause. Erstens müssen wir uns schon mal um die Fahrkarten kaufen, weil wir am Wochenende unsere Chat-Freundin Sandra (Fordi) besuchen wollen und zweitens muss endlich für ein Radio gesorgt werden.

Als erstes kümmern wir uns um das Radio. Direkt am Jahnplatz gibt es einen Saturn, da stechen wir sofort rein. Nachdem wir alles durchsucht haben stoßen wir eigentlich nur auf ein Preisschild, das uns anspricht, doch irgendwie können wir dem keinem Gerät zuordnen. Also? Ein Helfer muss her. Der Herr ist doch recht erstaunt, als wir gleich herausplatzen: „…möglichst billig, keinen Schnickschnack, keine Uhr, gar nix, nur Musik muss man empfangen können.“Wieder bleiben wir an dem Billiggerät hängen, doch davon ist nur noch eins übrig, das schon leicht beschädigt ist. Lange Rede, kurzer Sinn: schlussendlich bekommen wir das 7 Euro Gerät für 2 Euro und sind ganz happy.


Die Fahrkarten am Bahnhof sind schnell gekauft und so fahren wir wieder nach Hause. Ansonsten verläuft der Abend ruhig wie immer. Abendessen (Omelette) und gemütliches Relaxen!

Dienstag, 29. Juli 2008

Tag 10 (29. Juli 2008) – Der Tag der langen Pausen


Ohje, heute führte kein Weg dran vorbei, mal wieder um 6.30 Uhr aufzustehen. Wer am Abend davor nur schwer den Weg ins Bett gefunden hat, weil er zu lang vor dem Laptop saß - *auf sich selbst deutet* - hat damit natürlich Mühe. Allgemein läuft heute morgen von meiner Seite nichts so routiniert wie immer, weshalb ich fünf Minuten vor Abmarsch noch schnell eine kleine Schüssel Cornflakes runterschlinge , bevor es los geht.


Oben auf der Burg angekommen wirkt die Ruhe fast schon gespenstisch, jetzt wo alle Marktstände restlos verschwunden sind. Restlos? Nein, ein paar kleine Fleckchen Wiese zeigen noch Spuren des wochenendlichen Festes, während der Rest des einst so satten Grüns nun gnadenlos zertrampelt wurde.

Ohne die vielen interessierten Zuschauer ist auch das Graben nur halb so schön und so müssen sich Steffi und ich wieder mit verrückten Liedern, beknackten Witzen und völlig sinnlosem Gelaber die Zeit vertreiben, während die Eimer eifrig mit Steinen und Ziegeln gefüllt werden (Steffi scheint heut einen echten Turbo im Eimerfüllen zu haben).


An Funden fällt uns heute leider nicht viel in die Finger. Maria leert heut außerdem auch unsere Kiste, sodass wir den nun vergleichbar wenigen, aber noch gleichhin neugierigen Besuchern leider keine Funde mehr präsentieren können. Neben einem Keramikscherbchen, das zu unserem unglasierten Stück aus dem 18. Jhd. passen könnte, ist heute auf jeden Fall noch ein Tierzahn erwähnenswert.


Heute wird nicht nur die Frühstückspause um ein viertel Stündchen verlängert, auch die Mittagspause verdoppelt sich freundlicherweise und so können wir alle noch ein gemütliches Nickerchen in der Wiese halten – wobei wir lediglich durch die Tatsache gestört wurden, dass wir ständig dem Schatten des Turmes folgen mussten.

Nach der ausgiebigen Pause haben wir zum Glück schon Schatten in unserer Grube, doch die Motivation hat schon lange einen Dämpfer bekommen, denn mehr und mehr fürchten wir, dass die großen Steinreste keine Mauer sind, doch noch lassen wir das Ganze ruhen.
Auch bei der Entsorgung müssen wir uns etwas einfallen lassen. Allmählich wird es immer mühsamer die schweren Eimer bis zum Karren hoch zu wuchten. Die Lösung ist simpel, aber effektiv: wir nutzen ein Brett um eine Brücke zu legen, damit wir die Karre auf der Mauer abstellen können.

Geniale Idee mit Tücken, denn eine schwere Karre auf diesem dünnen, wackligen Brett zu balancieren ist eine echte Herausforderung. Es klappt nicht immer ganz so perfekt, aber allmählich bekommen wir beide Übung darin.













Während wir alle frisch fröhlich weiterarbeiten, braut sich am Horizont ein graues Unwetter zusammen. Grund genug für Maria uns nach Hause zu lassen. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und so packen wir schon eine halbe Stunde früher als sonst zusammen, um schnell noch nach Hause zu kommen, bevor das Gewitter anfängt.

Strapazierte Lachmuskeln haben wir nicht nur, als Steffi und ich im Chat herumalbern, sondern auch als wir ein verrücktes Spiel nach dem Essen spielen, bei dem uns allen fast vor Lachen die Tränen kommen. Das ist der gebührende Abschluss für den heutigen Tag.

Montag, 28. Juli 2008


Tag 7 (26. Juli 2008)– Bitte Füttern!

Dem Fest sei Dank, müssen wir uns auch heute – am Samstag – unter der Sonne schinden. Humanerweise aber erst um 11, sodass wir erst gegen halb neun aus den Federn kriechen und uns für alles sehr viel Zeit lassen. Trotzdem sind wir alle schon total verschwitzt, als wir bloß bei der S-Bahnstation ankommen und sich dann auch noch auf den Sparrenberg schleppen ist eine wahre Herausforderung (Aktion: weg mit der Treppe!).

Auf der Burg ist das Fest schon im vollen Gange, doch mit unseren Passierscheinen kommen wir problemlos rein. Die Wühlmäuse machen sich also wieder an die Arbeit, unter den Augen der begeisterten Zuschauer. Manche Kinder sind fast gar nicht mehr vom Zaun wegzubringen und so manches Mal bekommt man zu hören „Mami, darf ich auch mal mitbuddeln?“

Für musikalische Untermalung ist ebenfalls gesorgt, besonders wenn die Band „Fabula“ mit Dudelsäcken und Trommeln loslegt. Da läuft selbst das Graben bei der ekligen Hitze leichter. Mittags gönnen wir uns ein feines Essen vom Fleischstand und dazu ein leckerer Becher Met (merke: nie mehr Alkohol im Dienst! Bei der Hitze ist der kleine Becher schon total eingefahren).
Für den Nachmittag wird es endlich Zeit, Maßnahmen zu ergreifen. Wenn wir schon hinter Gittern sind und schuften müssen, ist ein Warnschild sicher nicht verkehrt. Und so prangt schon bald ein hübscher Zettel am Zaun: „Archäologen in Ausbildung. Bitte füttern!“

Das Schild zeigt schnell Wirkung und das nicht nur in Form amüsierter Gesichter. Das erste 50 Cent Stück landet schon bald in unserer Grube und Maria unterstützt unsere kleine Aktion noch frisch fröhlich mit einer kleinen Kiste, in der die milde Gabe abgegeben werden kann.

Auch von den Funden her, ist der heutige Tag recht erfolgreich. Neben weiteren Teilen unserer grünen Topfes (zu dem wir unter anderem ein Stück Henkel fanden) ist Steffi auch ein hübsch bemaltes Stück Weserkeramik in die Hände gefallen.

Glücklicherweise haben wir den Schattenplatz erwischt, doch trotzdem zieht sich die letzte Stunde in der Hitze fast endlos dahin. Doch da kommt der rettende Engel: eine Frau ist ganz entzückt von unserem Schild und spendiert uns prompt zwei Becher kühlen Apfelschorle.















Um viertel vor vier, packen wir dann unsere sieben Sachen zusammen und sind stolz auf unsere reichlichen Funde. Den Arbeitstag lassen wir bei einem weiteren Becher Schorle und den Klängen von Fabula ausklingen, bevor ein hübsches kleines Glasfläschchen vom Feuerteufel in unseren Besitz überwandert.

Leider müssen wir auch morgen für das Fest arbeiten, doch glücklicherweise auch etwas später. Und so huschen wir nach Abendessen, Abwasch und ausgiebiger Tour im Internet, nach und nach unter die Bettdecke.



Tag 8 (27. Juli 2008) – Public Grabing

Daran kann man sich gewöhnen. Gegen halb neun kriechen wir nacheinander aus den Federn und sammeln uns zum Frühstück. Es bleibt sogar noch genug Zeit, um ein bißchen im Internet zu surfen, bevor wir heute mal in aller Gemütlichkeit zur S-Bahn schlendern können.
Den Aufstieg auf den Sparrenberg belohnen wir uns heute erst mal mit einem Abstecher beim Tee- und Gebäckstand, wo wir uns noch einen gemütlichen Datteltee bzw. einen kleine Mokka gönnen und auf den Teppichen relaxen, bevor wir um 11 Uhr unsere Arbeit antreten.

Das Schild wird selbstverständlich wieder samt Kiste montiert und der Erfolg erweist sich sofort, als bereits eine Flasche Fruchtschorle darin landet. In die Grube arbeiten wir uns weiterhin auf unserer momentanen Schicht (mittlerweile etwa 1 Meter unter dem normalen Bodenniveau) nach innen hin vor. Die heutige Ausbeute ist diesmal leider nicht so üppig wie am Tag zuvor, doch ein paar schöne Glas- und Keramikscherben finden sich auch heute (leider nichts von meinem beliebten grünem Topf – schade).

In der Mittagspause handeln Steffi und ich bei den Ständen für das Essen sogar einen kleinen Archäologenrabatt aus, ehe noch eine hübsche Kette in meinen Besitz übergeht. Leider ist die Pause viel zu schnell wieder vorbei, aber durch die Unterhaltung fällt das Ganze nicht so schwer.
Um 14 Uhr beschließen wir dann, uns mal der Führung anzuschließen, die im Stundentakt an uns vorbei geht. Allein Steffi hält die Stellung, während der Rest von uns noch etwas das Wissen darüber vertieft, wo wir eigentlich arbeiten.

Als ich dann zurück kommen, staun ich nicht schlecht. In unser blaues Kästchen ist Geld gewandert und es wir zunehmend mehr, denn Steffi hat eine neue Performance entdeckt: das Public Grabing. Indem immer wieder einer von uns an den Zaun steht und stolz die Funde präsentiert, sowie geduldige und ausführliche Antworten auf alle Fragen liefert, fühlen sich die Zuschauer geneigt, sich dafür zu revangieren. Auf diese Weise verdient man nicht nur etwas Trinkgeld, sondern macht den Leuten eine Freude und macht selbst auch interessante Bekanntschaften.

Die neue Schicht ist jetzt bis zur Hälfte abgetragen, die Ausbeute an Funden nicht ganz so hoch, doch die Arbeit mit den Zuschauern macht wahnsinnig viel Spaß. Nach Feierabend teilen wir das Geld fairerweise mit den anderen (etwa 1 Euro für jeden) und erhaschen noch zusätzlich ein Freigetränk, indem wir unserem benachbartem Getränkestand einen alten Ziegel schenken.
Nachdem wir noch eine weitere Runde um den Markt gedreht haben, verlassen wir die Sparrenburg wieder und fahren nach Hause. Unsere Meisterköche Piri und Sophia nutzen die letzten Reste unserer Vorräte um ein leckeres Abendessen zu kochen, bevor wir alle unseren Feierabend genießen können.





Tag 9 (28. Juli 2008)– Just Relax!

Der Verlauf des heutigen Tages ist eigentlich recht schnell erzählt. Wir standen auf, wie aßen, wir genossen unseren ersten freien Tag. Etwas mehr im Detail: wir schliefen heute erst mal alle richtig aus, bevor jeder nach und nach zum Frühstück trottete.

Der erste freie Tag nach sieben anstrengenden Arbeitstagen muss natürlich ausgiebig genossen werden. Während Steffi und ich dies mit gemütlichem Relaxen am PC machen, machen Piri und Sophia einen Abstecher in die Stadt.

Leider kann der Tag nicht nur mit Faulenzen verbracht werden, denn ein kleines bißchen was tun muss man schon. Aber die Putzaktion geht eigentlich recht schnell, hier und da ein bißchen gesaugt und abgewischt und bald ist alles wieder hübsch.

Nur die Waschmaschine bereitet noch ein wenig Kopfzerbrechen. Zuerst stoßen wir nämlich auf ein fieses „Defekt“-Schild, doch zum Glück eilt uns der Hausmeister bald zu Hilfe und verkündet uns die frohe Botschaft, dass alles wieder in Ordnung ist. Sogar die Waschchips verkauft er uns, obwohl es die eigentlich nur beim offiziellen Wäschetausch (morgen übrigens) verkauft werden. Aber unserem Charme kann er einfach nicht widerstehen^^.

Ansonsten verläuft der Tag recht unspektakulär. Wir genießen unsere Zeit, um morgen wieder fit für die Arbeit zu sein.

Sonntag, 27. Juli 2008

Neues von der Ausgrabung



Tag 4 (23- Juli 2008) – Überfall der Reporter

Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen, als der Wecker wieder um 6.30 Uhr klingelt. Das Morgenritual ist heute aber schon weit eingespielter. Jeder weiß, wann er am geschicktesten wo steht, um pünktlich 7.15 Uhr abmarschbereit zu sein. So kann die S-Bahn noch gut erreicht werden und wir können uns dem beliebten Berg widmen.
Von wegen Gewohnheitssache! Zumindest ist es heute mit dem Muskelkater, dem schmerzenden Rücken und den strapazierten Knien bestimmt nicht einfacher sich dort hinauf zu schinden (kann denn niemand dort eine Rolltreppe einbauen?).


Zum Glück schaut es aber heut weit freundlicher aus, sogar die Sonne lacht uns entgegen, als wir unseren zweiten Arbeitstag antreten. Jeder schnappt sich seinen Partner, seine Ausrüstung und seine Grabungsfläche und dann geht’s weiter.

Steffi und ich widmen uns wieder der rätselhaften Mauer auf unserer Fläche und vertreiben uns die Zeit mit allerhand Kinderliedern. Gegen elf bahnt sich dann eine neue Herausforderung an: eine Meute Reporter ist im Anmarsch.

Als erstes stürzen sie sich natürlich auf Maria und Dr. Best, Glück für uns, so denken wir. Zumindest bis sie plötzlich ausströmen und sich neue Opfer suchen, denn die Studenten aus Basel sind schon eine Sensation im fernen Bielefeld.

Noch lachen Steffi und ich über die zwei Gestalten, die sich sofort Sophia als Opfer aussuchen („Und lächeln!“), aber schon im nächsten Moment haben auch wir ein Mikro vor der Nase, um für Radio Bielefeld ein kurzes Interview zu geben. Tja, was soll ich sagen? Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit.

Der Nachmittag hätte eigentlich gemütlich werden können, doch zuvor erwartet uns nach der Mittagspause noch ein kleines Fotoshooting und wieder ist Sophia die Auserwählte, die sich im Vordergrund hervortun kann (oder besser: muss!), während wir nach typischem Klischee an einem längst ausgegrabenen und bereits restaurierten Kamin herum kratzen. Warum auch die popligen Ausgrabungsflächen fotografieren, wenn es doch eine so schöne große Mauer gibt, vor der man ein so schön gestelltes Foto machen kann?
Da sind mir ein paar reele Schnapschüsse lieber.























































Zum Feierabend hin können wir mit Stolz sagen, dass wir die erste Hälfte unserer Fläche doch ganz schön abgearbeitet haben. Somit können wir uns also für die kommenden Tage der Ziegelhälfte widmen, damit wir zum Fest am Wochenende eine schöne, gleichmäßige Ausgrabungsfläche haben.




Abendessen ist heute unsere Aufgabe (*muhahahaha*). Steffi hat ein interessantes Rezept herausgesucht, das wir zaubern wollen: Pouletbrust in Pfeffersoße mit Gemüsereis. Also auf in die Küche und zu Topf und Messer gegriffen. Naja, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber man muss schon sagen, es schmeckt…interessant.

Kurze Inspektion vor dem Bett: Muskelkater: geht eigentlich; Rücken: naja, knackst etwas; Hände: etwas in Mitleidenschaft gezogen; Knie: ohje, die Knie *ächz* Möge der neue Tag beginnen.



Tag 5 (24. Juli 2008) – Hinter Gittern

Irgendwann gewöhnt man sich sogar an den frühen Weckruf und das Morgenritual wird zur Routine. Heute stürzen Sophia und Piroska sogar noch früher zur Tür hinaus, um noch vorher eine Zeitung kaufen zu können, schließlich sind wir ja jetzt berühmte Leute. Tatsächlich finden wir uns auf der Titelseite der Neuen Westfälischen Zeitung wieder, doch der Inhalt des Berichts ist sehr enttäuschend. Namen und Fakten wurden völlig verdreht und das obwohl sich diese Zeitung so sehr rühmt.

*Keuch**ächz* Trotz nörgelnder Knie, wird der Sparrenberg auch heute wieder bezwungen und die Arbeit kann weiter gehen. Dieses Mal wird es Zeit für die zweite Hälfte unserer Fläche, wo uns viele, viele Ziegel erwarten. Die meisten sind leider schon kaputt, doch ein paar können durch unser sorgfältiges kratzen und fegen gerettet werden, sodass wir schon bald eine interessante Sammlung beisammen haben. Aber auch ein paar Keramikstücke mischen sich unter unsere heutigen Funde.

Etwas nervig ist nur die Sache mit dem Bauzaun. Offenbar fürchten die Schausteller des Sparrenburgfestes, das an diesem Wochenende stattfinden soll, zu wenig Platz zu haben und bedrängen uns damit immer mehr in unserem kleinen Territorium. Immer näher und näher rückt der Bauzaun, sodass wir mühsam mit unseren Schubkarren jonglieren müssen. Da ist wahre Fahrkunst gefragt.

Im Laufe des Tages füllt sich der Platz mit Wägen für das Fest, ebenso wie mit seltsamen Menschen, von denen man manchmal wirklich glauben kann, sie gehören einer anderen Spezies an. Seltsamerweise zeigen genau diese sogenannten „Mittelalterfans“ recht wenig Verständnis für unsere Arbeit und ärgern sich vielmehr warum wir gerade jetzt dort graben.

Heute verlässt uns Maria schon etwas früher, weil sie noch zu einer Beerdigung muss und lässt uns allein weitergraben. Das nutzt der aufdringliche Herr vom Bierstand natürlich sofort, um sich widerrechtlich des Wasserschlauchs zu bemächtigen (das wird Konsequenzen nach sich ziehen!).


Uns gehen leider langsam die Lieder aus. Vielleicht wär mal ein Radio nicht schlecht? Aber zum Glück ist während des Wochenendes für Unterhaltung gesorgt.
Nach Feierabend stechen wir mit unseren Bielefelder Mitgräbern Laura und Marco auf einen Absacker in eine Bar, bevor es uns wieder nach Hause zieht, wo uns Piri und Sophia eine Gemüsesuppe zaubern.

Im Nachhinein sind wir doch alle etwas verärgert über die dreisten Schausteller des Festes. Zu erwähnen ist da sicher der Kerzenverkäufer, der seinen Stand schlauerweise direkt vor unseren Eingang platziert hat und sich auch noch darüber aufregt, wie wir es wagen können genau bei ihm durchzuschleichen. Eine Kerze werde ich bei dem sicher nicht kaufen.
Ansonsten sind wir aber alle gespannt, was die kommenden Tage bringen werden, denn es werden viele, viele Besucher erwartet, die unsere Arbeit bestaunen wollen. Da müssen wir ausgeschlafen sein, also Gute Nacht ;)




Tag 6 (25. Juli 2008) – mitten drin, statt nur dabei

Acht Uhr ist doch eine etwas humanere Zeit, auch wenn der Bettzipfel nur schwer loslässt. Nach dem Frühstück und dem Broteschmieren geht es dann also los. Leider ist auch heute der Berg nicht kleiner geworden, die Temperaturen hingegen werden immer wärmer.
Hechelnd oben angekommen erwarten uns bereits die Stände des Mittelaltermarktes. Ohne lästige Lastwagen und Baustellen sieht das Ganze nun doch sehr interessant aus. Nach einem kurzen Spaziergang durch den noch verschlafenen Markt, kehren wir also hinter unsere Gitter zurück.

Als erstes knöpfen Steffi und ich uns mal die letzte Ecke der Ziegelhälfte vor, um alles auf das gleiche Niveau zu bringen (nachdem wir die lästige Zwiebel beseitigt haben, die seltsamerweise den Weg über den Zaun gefunden hat).
Aufregung gibt es auch bei der Leitung. Einer der Standbesitzer hat sich ohne Erlaubnis unseres Wasserschlauchs bemächtigt und das obwohl in diesem Bereich bakterienverseuchtes Wasser durch die Leitung läuft, das nicht zum Trinken geeignet ist.

Diese Angelegenheit muss uns Wühlmäuse aber nicht weiter stören und so widmen wir uns weiter unseren Ziegeln und Steinen. Gegen Mittag dann lässt sich die Pause gut mit einem weiteren Spaziergang durch den nun belebten Markt verbinden. Gerüche und Musik erfüllen schon bald das Gelände, ebenso wie viele, viele Menschen.
Diese bestaunen im Laufe des Nachmittags selbstverständlich unsere faszinierende Tätigkeit. Vor allem die Kinder können sich kaum mehr vom Bauzaun losreißen, während andere die Sache hingegen nicht ganz so ernst nehmen (wie ein paar Musiker, die uns mit Zigaretten füttern wollten).

Ein Besucher der besonderen Sorte ist auch ein weiterer Reporter, der seine Runden bei uns dreht und dessen Fragen doch etwas merkwürdig sind; zumindest hab ich noch niemanden getroffen, der eine einfache Grenzschnurr so faszinierend findet. Vergleiche mit Indiana Jones sind damit natürlich vorprogrammiert, aber wie immer meistern wir diesen Fragenhagel mit links ;) (und immer schön in die Kamera lächeln^^).

Mit dem offiziellen Beginn des Marktes, starten auch die Führungen durch die Ausgrabung. Im Stundentakt kommen nun die Gruppen und lauschen mit Andacht den Erklärungen von Dr. Best, während wir dem kaum Beachtung schenken und in Ruhe unsere Scherben ausgraben. Besondere Funde heute waren weitere Scherben des grünglasierten Keramikgefäßes, das laut Dr. Best aus dem 16. Jhd. stammen müsste; sowie weitere Scherben eines nicht glasierten Gefäßes aus dem 18. Jhd..

Gegen vier läutete für uns dann also die Feierabendglocke und wie könnte man diesen besser begießen als mit einem Becher Met? *hihi* Mit einem Rosinenbrötchen (wohl doch eher einem Brot?) bewaffnet, wagen sich Steffi und ich so an den Abstieg.

Nachdem die anderen von ihrem Einkauf zurück sind, zaubert uns Katharina noch ein Gemüsegratin. Anschließend genießen wir den freien Abend, den wir heute besonders lang nutzen können, da wir morgen erst später arbeiten müssen. Internet ich komme! ^^

Samstag, 26. Juli 2008

Erstes Lebenszeichen von der Lehrgrabung in Bielefeld

Hiermit weihe ich mein neues Grabungs- und Reisetagebuch ein und starte mit dem ersten Bericht meines ersten Grabungspraktikums auf der Sparrenburg in Biefeld. Faul wie ich nun mal bin, hab ich es versäumt das Tagebuch sofort konsequent am ersten Tag anzufangen. Deswegen gibt es jetzt erst mal den ersten Teil:

Tag 1 (20. Juli 2008)– Auf geht’s

Nun ist es also soweit, die kleine Expedition nach Bielefeld beginnt. Die Reise beginnt für mich am kleinen Bahnhof von Laufenburg CH, von wo mich die S1 nach Basel SBB bringen soll. Mit Koffer und Rucksack bepackt schlepp ich mich in Basel um kurz nach 10 also zum Gleis 10 – eine ganze Stunde zu früh, dank der „wunderbaren“ Verbindung der Schweizer Bahn.

Um 11 dann aber geht es wirklich los und damit auch die Aufregung, denn zwar ist unser reservierter ICE Platz schnell gefunden, doch unser Trupp ist noch nicht vollständig. Pünktlich um 11.12 Uhr fährt der Zug ab und das Rätseln beginnt. Zum Glück klärt sich alles noch auf und Katharina stößt in Freiburg zu uns, nachdem sie in den falschen Wagon eingestiegen war.

Nun kann die Reise also beruhigt weitergehen. Steffi und ich vertreiben uns die Zeit mit der neuesten Episode Stargate Atlantis (The Seed) und verrückten Montagsmalerrätsel (zuerst Länder, dann SGA Episoden) bei denen wir aus den Lachanfällen fast nicht mehr herauskommen. Naja, irgendwer muss doch den sonst so stillen Wagon unterhalten, oder?

Gegen 15 Uhr erreichen wir Köln, wo uns gerade mal sieben Minuten zum Umsteigen bleiben. Bei dieser Menge an Leuten mit ihren Koffern, die sich alle die schmale Treppe hinunterschlängeln wollen, eine echte Herausforderung. Zum Glück erreichen wir alle heil und rechtzeitig den Zug nach Bielefeld, unser Ziel, das wir um 17.13 Uhr endlich erreichen.
Am Bahnsteig nehmen uns sofort zwei ältere Herren in Empfang: Herr Zutz und Herr Wohland, die sich sofort unserer schweren Koffer annehmen und uns zu unserem Quartier bringen. Unterwegs erfahren wir schon die ersten Dinge über Bielefeld und die Ausgrabung, bevor wir dann das IBZ (Internationales Begegnungszentrum) in unmittelbarer Nähe Universität erreichen. Im zweiten Stock befindet sich eine Professorenwohnung, die für uns reserviert wurde.

Der erste Eindruck: wow! Auf einer Ausgrabung eine eigene Wohnung zu haben ist ja schon Luxus, aber dann auch noch derart geräumig und noch dazu ganz neu renoviert, das ist doch mal ein Leckerbissen.
Herr Zutz zeigt uns auch sofort die Umgebung, die Universität und unserer S-Bahn-Station, damit wir erst mal einen Eindruck davon bekommen, wo wir eigentlich sind. Zurück in der Wohnung, sind die Zimmer schnell vergeben: Steffi und ich schnappen uns natürlich das Zimmer mit Internetzugang; Piroska und Sophia das Doppelzimmer nebenan und Katharina bekommt das Einzelzimmer mit dem zweiten Internetzugang.

Zum langen Verweilen bleibt aber kaum Zeit, denn schon treibt uns der Hunger und führt uns zurück in die Innenstadt. Zum Glück kennt sich Katharina schon recht gut in Bielefeld aus und so finden wir bald eine nette Brasserie in der Altstadt (dort gibt es feines Thai Chicken^^).

Fazit des ersten Tages: wir sind alle heil angekommen; wir haben eine super Unterkunft, die Universität sieht aus wie eine alte Fabrikhalle und die Matratzen sind verdammt hart. Trotzdem sind wir alle gespannt, was uns die kommenden Wochen bringen werden.































Tag 2 (21. Juli 2008)– erstes Schnuppern

Um 7 Uhr schlägt Steffis Uhr Alarm! Es ist Zeit, aus den Federn zu kriechen. Zwar war die erste Nacht in der neuen Umgebung noch recht gewöhnungbedürftig, doch der Bettzipfel lässt trotzdem nur schwer los. Mit einem notdürftigen Frühstück mit trockenen Aufbackbrötchen und Tee schlagen wir uns die hungrigen Bäuche voll, bis pünktlich 8.00 Uhr die Klingel alle in Panik versetzt. Jetzt noch schnell alles in den Rucksack gestopft, sich selbst warm einpacken und dann geht’s los.

Die Sparrenburg begrüßt uns an unserem ersten Morgen mit einem düsteren, grauen Himmel und einem bissigen Wind. Herr Zutz und Wohlart bringen uns ganz nach oben und führen uns in den hinteren Bereich der Burg, wo man schon gleich das Ausgrabungsgelände hinter dem Bauzaun entdecken kann. Hier nimmt uns gleich unsere Grabungsleiterin Maria Hahne entgegen und gibt uns Unterschlupf im Bauwagen. Nicht gerade der gemütlichste Ort, doch weitaus gemütlicher als im kalten Wind zu erfrieren.

Hier stoßen nun auch noch drei weitere Studenten von der Uni Bielefeld hinzu, die eigentlich Geschichte studieren, aber hier ein Praktikum absolvieren wollen. Nun…was machen wir hier nun also?

Im September 2007 fand man im Bereich des Kiekstattrondells eine alte Festungsmauer aus dem 13. Jhd. Nun wurde diese Mauer auf einer Seite freigelegt und ein Torbogen wurde gefunden. Es stellt sich also die Frage, ob dies ein Eingangstor ist, oder gar der Zugang zu einem Gewölbe? Auch auf dem Rondell selbst wurden alte Mauerreste gefunden, die nun restauriert werden. Das ist aber Aufgabe eines kleinen Bauarbeiterteams – dessen Chef schon am ersten Tag durch seine aufgebrachten, sächsischen Flüche auffällt.

Wer sich die Sache genauer anschauen will, kann gerne einen Blick durch die Webcam werfen: http://www.bielefeld.de/de/si/webcam (ganz runter scrollen).

Maria führt uns auch durch die unterirdischen Gänge, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und reizt sofort unsere Phantasie, denn es gibt noch so viele offene Fragen. Auch in den öffentlichen Teil der Gänge machen wir einen Abstecher und so vergeht der erste Vormittag.
Das Wetter und unsere verfrorenen Gesichter bringen Maria schließlich dazu, uns nach Hause zu schicken, damit wir am kommenden Tag mit vollem Einsatz starten können.

Das lassen wir uns selbstverständlich nicht zweimal sagen. Nachdem wir uns auch die Fahrkarte für die erste Woche gesichert haben, haben wir nur noch ein Ziel: einkaufen!Unser Kühlschrank und die Schränke brauchen dringend Inhalt und so machen wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt. Nach vielem Durchfragen und Umwegen gelangen wir schließlich über den Siegfriedplatz zu einem Plusmarkt.

Hier schlagen wir erst mal richtig zu, denn man muss ja auf alles vorbereitet sein. So ist es auch kein Wunder, dass der lange Belegzettel schließlich mit fast 100 Euro endet. Aber zumindest haben wir jetzt mal die Grundausstattung.

Zurück in der Wohnung, nach schier endlosem Tütenschleppen, kochen Piroska und Sophia als erstes ein kleines Nudelgericht, um den Mittagshunger zu stillen. Danach hat jeder Zeit, um sich den Nachmittag zu vertreiben, während draußen das scheußlichstes Regenwetter eingesetzt hat. Ein Glück also, dass uns heute die Arbeit erspart wurde.

Nach einem feinen Abendessen geht es für uns dann zeitig ins Bett, denn morgen müssen wir früh raus. Unser erster Arbeitstag wartet auf uns.




Tag 3 (22. Juli 2008)– erstes Buddeln

Unglaublich aber wahr, um 6.30 Uhr klingelt der Wecker; Zeit zum Aufstehen. Nach ersten Startschwierigkeiten geht das Gewusel aber bald los, jeder will sich das Pausenbrot schmieren, jeder will sich ein Frühstück richten. Irgendwie können wir uns dann aber doch koordinieren und schaffen es tatsächlich noch rechtzeitig die S-Bahn um 7.29 Uhr zu erreichen.

Am Landgericht verlassen wir die S-Bahn und wagen uns an die schwerste Hürde des Weges: der Aufstieg auf die Sparrenburg. Daran führt kein Weg dran vorbei, der Berg ruft und wir antworten mit einem Hecheln, als wir endlich den steilen Weg nach oben erklommen haben. Das kann ja heiter werden!

Als dann jeder wieder genug Luft hat, kann der Arbeitstag beginnen. Wir werden in 2er-Teams eingeteilt, eigentlich je ein Schweizer und ein Deutscher, aber weil es nicht ganz aufgeht und ich ja Deutsche bin, kann ich mich mit Steffi zusammentun. Jeder bekommt eine kleine Fläche (etwa 2x4m) zugeteilt, die hinter der Mauer (also im Innenbereich der Burg) liegt, die wir nun bearbeiten müssen.

Ausgestattet mit Eimer, Kratzern, Besen, Schaufel und Schubkarren beginnen wir nun also unsere erste Grabung. Zunächst widmen Steffi und ich uns mal dem Hügel moderner Blumenerde, der schlauerweise genau auf unserer Fläche liegt, ehe wir uns tiefer vorarbeiten.
Für alle, die sich jetzt die Frage stellen ‘Ist das eigentlich harte Arbeit?‘ hier die Antwort: Ja, es ist harte Knochenarbeit, aber wenn man eifrig darauf hofft etwas Interessantes zu finden, nimmt man das in Kauf.

Leider verfliegt unsere Euphorie schon bald, als kaum Funde zum Vorschein kommen. Zumindest bei Steffi und mir halten sich die Entdeckungen in Grenzen. Eine Patrone aus dem Zweiten Weltkrieg rettet wenigstens den Tag, ansonsten stoßen wir heute leider nur auf Steine, Steine, Steine, Ziegel, Ziegel, Ziegel und viele, viele Regenwürmer. Aber das hält doch einen echten Archäologen nicht auf, oder?

Auf jeden Fall wissen wir jetzt, warum zwei Pausen pro Tag angesetzt sind. Knie, Hände und Rücken danken es tausendmal. Der erste Grabungstag war für uns vielleicht nicht gerade fundreich, aber wir haben uns schon ein ganzes Stück vorgearbeitet. Irgendwann lernt man auch die Karre richtig zu beherrschen und den Inhalt nicht überall zu verteilen und für die nötige Unterhaltung – in Ermangelung eines Radios – können auch ein paar verrückte Lieder dienen („Ein Stein, ein großer Stein, das ist das Schönste was s gibt auf der Welt!“ – kennt wer das echte Lied? ^^).
Mit reichlich Staub auf den Klamotten treten wir um halb 4 unseren Heimweg an, nachdem alles wieder ordentlich im Container verstaut wurde. Da Steffi noch ihr Handy aufladen muss und dies nur bei einem DM funktioniert, machen wir uns also auf die Suche. Zwar ist uns schon ein DM irgendwo begegnet, doch diesen wieder zu finden erweist sich als ein Ding der Unmöglichkeit. Was bleibt also als Lösung? Genau, fragen! Unser erstes Opfer: ein Currywurstverkäufer, der uns nur mit großen Augen darauf hinweist, dass es in der Innenstadt keinen DM gibt.

Frustriert wollen wir wieder zurück, da nehm ich mir aber ein Herz und frag nochmal eine Frau an der S-Bahn-Station. Die Antwort ist verblüffend, denn sie kann uns den Weg genau beschreiben. Und so zotteln wir wieder nach oben (vorbei an dem nutzlosen Currywurst Verkäufer), die Straße hinab und voila!

Auch heute kümmern sich Piroska und Sophia um das Abendessen und machen Rührei mit Pilzsoße und Salat. Danach sind aber alle wie gerädert vom ersten Arbeitstag und so ruft schon recht früh das Bett.