Samstag, 14. März 2009

Exkursion Heidelberg

Es wird mal wieder Zeit, diesen kleinen Blog hier mit Leben zu füllen. Diesmal geht es um eine recht kurze, aber sehr interessante Exkursion nach Heidelberg. Zunächst ein paar einleitende Worte.
Die Exkursion fand im Rahmen einer Museumsübung statt, die das Ägyptologische Seminar Basel dieses Semester angeboten hat. Ziel sollte es sein, etwas nähere Erfahrungen mit echten Stücken des Alten Ägyptens zu bekommen. Dazu fanden in den Wochen davor drei Einführungssitzungen an der Uni statt, wo wir alles nötige organisierten und schon mal ein paar Dinge besprachen, die die Sammlung betrafen. Am Donnerstag ging es dann schließlich los.


Donnerstag 12. März 2008

Für mich beginnt der Tag schon recht früh. Um 5 Uhr morgens klingelt mein Wecker *gähn* und mir bleibt nichts anderes übrig, als mich wohl oder übel aus dem Bett zu quälen. Zum Glück braucht man für eine 2-tägige Exkursion nicht viel einzupacken. Dennoch ist es zu viel für einen normalen, kleinen Rucksack, als habe ich beschlossen einen meiner Trecking-Rucksäcke einzuweihen. Das meiste habe ich ja zum Glück schon gestern eingepackt und nun stopfe ich noch den Rest hinein. Als alles parat ist, kann es ja endlich losgehen.

Mein Zug geht um 6:17 Uhr. Eigentlich hätte ich erwartet, dass zu dieser frühen Stunde noch keiner sonst unterwegs ist, aber als mich meine Mum am Bahnhof absetzt, staune ich nicht schlecht. So viele Leute sehe ich selten an unserem kleinen Örtchen einsteigen und als der Zug ankommt, hat dieser doch tatsächlich 3 Wägen und das muss schon was heißen bei der DB.

Trotzdem muss ich nicht um einen Sitzplatz kämpfen, sondern kann es mir gemütlich machen. Üblicherweise benutze ich für diese Strecke, die ich täglich zur Uni fahre ja einen Laptop, um mir die Zeit zu vertreiben, aber da ich diesen sowieso nicht gebraucht hätte und er dann auch noch so schwer war, habe ich ihn besser daheim gelassen. Also dös ich vor mich hin, bis ich endlich in Basel bin.

Ich bin doch etwas überrascht, als ich feststelle, dass ich trotz allem nicht die erste am Treffpunkt bin. Danach trudeln nach und nach auch die anderen ein und so können wir wie vorgesehen auf den Regionalexpress nach Offenburg einsteigen, der um 7:48 Uhr fährt. Naja, mit einem ICE wären wir sicher schneller und bequemer vorangekommen, aber die Fahrt war wesentlich billiger, weil wir – 15 Leute – uns drei Baden-Württemberg-Tickets teilten. Das bedeutet also, ICE ist tabu. So schlimm ist es dann aber doch nicht. Wir kriegen alle unserem Sitzplatz und jeder beschäftigt sich mit labern, lesen und ein wenig Referate vorbereiten.

Der Umstieg in Offenburg verläuft reibungslos, auch wenn die Zeit recht knapp ist. So kann es weitergehen nach Karlsruhe. Dort haben wir dann noch etwas länger Aufenthalt, also reicht die Zeit, um sich noch etwas zu Trinken und ein kleines Mittagessen zu kaufen, ehe wir das letzte Stück mit einer S-Bahn nach Heidelberg auf uns nehmen.

Gegen 12 sind wir dann endlich da und treffen am Bahnhof unsere Professorin, die sich natürlich ein bequemeres ICE Ticket geleistet hat. Unsere erste Station auf unserem Programm ist das Hotel. „Hemmingways“ lautet der klangvolle Name. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Bus erreichen wir die Stadtmitte, wo ganz zentral unsere Unterkunft liegt. Kaum zur Tür hineingetreten, glaubt man sich sofort in einem urchigen Fischerpub wiederzufinden. Die Wände sind voll von schwarz-weiß Fotos, von der Decke baumeln riesige Fische aus Plastik und alte Fischerwerkzeuge und ganz besonders viel Platz nimmt ein großer, ausgestopfter Elchkopf ein. Ziemlich freakig das Ganze, aber auch irgendwie gemütlich.


Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass man hier übernachten könnte. Ehrlich gesagt ähnelt es auch mehr einer kleinen Pension und ich frag mich, ob es überhaupt irgendwelche Sterne besitzt. Über enge Treppen gelangen wir in den zweiten Stock, wo ich mich mit Sandra und Isabelle sofort auf das 3-Bett-Zimmer stürze. Auf jeder Etage gibt es nämlich nur zwei Zimmer und das andere belegen auf unserer Ebene die beiden (schon etwas älteren aber netten) Herren. So kann es wenigstens nicht so einen Stress mit dem Bad geben, das wir uns alle teilen müssen^^.





Nach einem kleinen Drink an der Bar geht es dann endlich los mit unserem Programm. Nur ein kleiner Fußmarsch entfernt vom Hotel befindet sich die Universität, in deren oberstem Stockwerk *ächz keuch* sich die Ägyptische Sammlung befindet. Die Leiterin dieser Sammlung, Dina Faltings, ist schon ganz begeistert von unserem Besuch und startet sofort mit einer ausführlichen Führung. Fast sind ihre Erklärungen schon zu ausführlich, denn immerhin haben die meisten von uns schon ein Referat zu einigen Stücken vorbereitet und wir wollen die Infos ja auch präsentieren.


Mit der ersten Verspätung geht es dann weiter zu einem kleinen Gesteinsworkshop. Ausführlich und interessant erklärt sie uns die verschiedenen Gesteinsarten und reicht allerhand Exemplare herum. Endlich mal Studium zum Anfassen. So gegen halb 4 ist es dann mal Zeit für eine kleine Pause. Genau gegenüber befindet sich eine kleine Cafeteria der Uni, wo sich einige von uns eine Kleinigkeit gönnen.

Um halb 5 geht es dann weiter im Programm. Längst ist unser Zeitplan total durcheinander, aber das stört momentan noch niemanden. Die zweite Hälfte des Tages fordert nun unseren eigenen Einsatz. Wir beginnen mit einem kleinen Quiz, das Frau Faltings vorbereitet hat und wo wir testen können, was wir in der Führung zuvor gelernt haben. Es ist wirklich knifflig die ganze Sache. In Null Komma nichts wuseln alle ganz wild durch die kleine Sammlung auf der Schnitzeljagd nach den Antworten. Bei einigen muss man wirklich seeeehr genau hinschauen.

Mit fast einer Stunde Verspätung geht das dann mit dem ersten Satz an Referaten los. Eigentlich waren zehn Minuten für jeden vorgesehen, aber irgendwie scheint das bei Keinem so richtig hinzukommen. Ich bin die Nummer drei. Zum Glück, denn je später es wird, desto weiter scheint die Aufmerksamkeit der anwesenden abzudriften. Und die Füße erst! Da ist man immer froh, wenn sich das Referat um ein Stück dreht, das sich in der Nähe einer Sitzgelegenheit befindet.

Meine Stücke gehören in das Mittlere Reich. Dabei handelt es sich: um einen Kastensarg, ein Kornspeichermodell, das Modell eines Ruderboots und einer Kopfstütze, das Fragment eines Korspeichermodells und einen Opferteller (siehe Fotos). Auch ein Seelenhaus hätte zu meinem Referat gehört, doch dieses ist wohl schon lange nicht mehr in der Sammlung, sondern wurde nach Stuttgart weitergegeben.





Als wir dann um 20 Uhr (zwei Stunden zu spät) fertig sind, knurren schon längst die Mägen und kaum einer kann noch stehen. Zeit für etwas Essbares. Also macht sich der ganze Trupp auf den Weg durch das verregnete Heidelberg. Dina Faltings weiß zum Glück schon, wo wir auf jeden Fall noch einen Platz kriegen, doch als wir eintreten, staunt der Wirt dort nicht schlecht. Zwanzig Leute, deren Sprache er nur ansatzweise versteht, stürmen sein Lokal und belegen fast sämtliche Tische (mit Ausnahme des kleinen Raucherabteils). Dementsprechend lange können wir dann auch leider auf unser Essen warten, aber als es nach einer weiteren Stunde schließlich kommt, schmeckt es dafür auch ganz lecker.

Einige von uns bleiben noch ein bisschen und lassen den Abend bei einem Gläschen Wein ausklingen. Sandra, Isabelle und ich sind aber schon dermaßen müde, dass wir uns gegen halb 11 auf den Weg zurück zum Hotel machen. Das Wetter ist leider gar nicht nett zu uns und da keiner einen Schirm hat, kommen wir so triefnass im Hotel an, wie eine getaufte Maus. Oder eine Ratte, die uns unterwegs zwischen den Füßen durchgelaufen ist. Zum Glück hilft dagegen eine schöne warme Dusche und dann schlummern wir friedlich ein.


Freitag 13. März 2009

Schon um 7 Uhr holt uns mein Handy-Wecker aus dem Schlaf. Das kann doch unmöglich wahr sein! Schon wieder morgen? Es kommt mir vor, als wär ich gerade erst eingeschlafen, vielleicht weil ich einmal mitten in der Nacht aufs Klo musste. Der Holzboden ist zwar schön und gut, aber da kann man noch so zu schleichen versuchen, man kann das Zimmer nicht durchqueren, ohne alle aufzuwecken.

Offenbar scheinen auch unsere Zimmernachbarn durch das Klingeln geweckt worden zu sein, aber wie schon erhofft, lässt sich die Badezimmer-Frage recht unproblematisch klären, sodass wir alle pünktlich um 8 fertig sind, um uns mit dem Frühstück den Magen vollzuschlagen.

Das Hemmingways hat eine breite Karte an Frühstücksvariationen. Zum Glück ist für uns schon etwas gebucht gewesen, sonst hätten wir vielleicht auf eine der ungewöhnlichen Möglichkeiten zurückgreifen müssen. Die wohl seltsamste Zusammenstellung ist das sog „Männerfrühstück“ dieses besteht aus einem Glas Bier und einem Jägermeister. Da sind selbst unsere Herren doch recht verwirrt und sind froh, dass es ein ganz normales Frühstück mit einer Schüssel Cornflakes, ein Ei, Brot, Wurst, Käse und Marmelade gibt.

Mit all unserem Gepäck machen wir uns wieder auf zur Uni. Wir beginnen den Tag heute zunächst mit der Auswertung des Quizes. Erstaunlicherweise hab ich mehr richtig, als ich angenommen habe *stolz schau*.

Jetzt ist wieder praktisches Arbeiten angesagt, nämlich das epigraphische Arbeiten. Für alle Nicht-Archäologen hier eine Erklärung: Ihr kennt doch sicher alle diese großen, tollen Wandreliefs an ägyptischen Tempelwänden. Außerdem gibt es auch kleine Steintafeln, sog. Stelen, in die ebenfalls Reliefs eingehauen wurden. Diese nur zu fotografieren reicht nicht, man muss sie auch zeichnen, damit sie ausreichend dokumentiert werden können. Dies tut man aber nicht mit Papier und Bleistift, sondern mit einer großen Folie und einem Folienstift.

Also sucht sich nun jeder eine Stele aus, rüstet sich mit Folien und Stiften aus und macht sich an die Arbeit. Das ist gar nicht mal so einfach, wie es zunächst aussieht. Vor allem wenn Beschädigungen im Bild sind, muss man sehr genau arbeiten, um wirklich alles ordnungsgemäß festzuhalten. Meine Stele hat natürlich einen riesigen Bruch in der Mitte, aber es läuft eigentlich ganz gut. Nach 1,5 Stunden haben die meisten – inklusive mir – aber erst die Hälfte ihrer Stele abgezeichnet und so arbeiten die meisten trotz Mittagspause noch fleißig weiter. Zugegeben, es wurde kein Meisterwerk, aber für das erste Mal gar nicht mal so schlecht.


Als ich dann fertig bin, bleibt zum Glück noch Zeit, um ein bisschen durch die Sammlung zu huschen und noch ein paar Fotos zu schießen. Etwas, was man ja normalerweise im Museum nicht darf, aber für uns wurde eine Ausnahme gemacht.


Nach der Pause ist dann noch die zweite Hälfte von uns mit ihren Kurzreferaten dran und obwohl sich zwar jeder Mühe gibt, sich zu beeilen, beenden wir das Programm wieder mit einer ganzen Stunde Verspätung. Deshalb bleibt leider auch keine Zeit mehr, um den letzten Punkt des Programms zu machen: das Bestimmen von Objekten, ob sie falsch oder echt sind. Schade :( darauf hatten wir uns alle sehr gefreut.

Wir verabschieden uns also von Dina Faltings und hinterlassen noch einen Eintrag im Gästebuch, ehe wir uns auf den Weg zum Bahnhof machen. Eigentlich wollen ein paar von uns noch ein bisschen länger bleiben, um die Stadt anzusehen, da aber die Zugverbindungen nicht sehr toll sind, stoßen sie später wieder zu uns. Unterwegs zum Bahnhof machen ein paar von uns noch Halt beim Nordsee, um einen Happen zu essen, dann geht es zurück zum Bahnhof.

Diese beiden Tage waren schneller vorbei als ich gedacht hätte. Leider war die Rückfahrt nicht ganz so gemütlich wie die Hinfahrt. Schon auf dem Weg nach Karlsruhe müssen wir uns auf die notdürftigen Klappsitze quetschen und die fast 1,5 stündige Fahrt von Karlsruhe nach Offenburg verbrachte ich dann im Stehen. Aber wenigstens das letzte Stück von Offenburg nach Basel kriegen wir noch einen guten Sitzplatz und der Zug hat nicht einmal Verspätung (wirklich unglaublich!) so dass ich tatsächlich noch ganz knapp meinen Anschlusszug nach Hause bekomme.

FAZIT:

Es hat sich wirklich gelohnt, an dieser Exkursion teilzunehmen. Ich hab einiges gelernt und konnte auch ein bisschen praktische Erfahrung sammeln. Auf der Rückfahrt kamen einige von uns zu dem Schluss, dass man mal mit jemanden reden müsste, ob man nicht ein ganzes Semester lang eine Veranstaltung anbieten könnte, in denen man so praktische Dinge wie Zeichen usw. anbieten könnte. Wäre wirklich eine gute Idee.

Da wir nur so eine kleine Gruppe waren, ist man schnell mit den anderen ins Gespräch gekommen und so hatten wir alle unseren Spaß. Das Hotel war zwar nicht der Oberrenner, aber trotzdem recht gemütlich und die Leute waren sehr nett.

Gekostet hat es mich nicht so arg viel, außer einem Fingernagel und nach dem Auspacken, kann ich mit Stolz sagen, dass ich nichts verloren oder vergessen habe^^.
Wenn es also mal wieder so etwas im Angebot gibt, nehm ich die Gelegenheit gern wieder wahr.