Sonntag, 31. Januar 2010

































































Tag 5: Ägyptisches Museum (Dienstag, 26. Januar 2010)

Um 7.45 Uhr klingelt der Wecker. Wie schön, das ist ja fast schon ausschlafen! Beim Frühstück ist heut irgendwie alles etwas anders: der Tisch ist schon tip-top gedeckt als wir kommen, es gibt eine Aprikosenmarmelade, die tatsächlich nach Aprikosen schmeckt, der Saft schmeckt anders und die Bedienung ist so freundlich und aufmerksam wie noch nie.
Um 9 Uhr marschieren wir durch Downtown in Richtung Museum. Im Grunde ist der Weg gar nicht so weit und wenn wir zugelaufen wären, hätten wir es wohl in einer guten halben Stunde geschafft. Aber wir sind ja schließlich hier, um uns etwas anzusehen, also lassen wir uns Zeit und betrachten die Architektur.
Unterwegs kommen wir am Midan Talaat Harb vorbei, einem Platz um den sich Restaurants, Geschäfte und Reisebüros scharen. Dort befindet sich auch das Café Groppi, eines der ältesten Kaffeehäuser des Orients, gegründet von einem Schweizer Ende des 19. Jahrhunderts. Heute hat es leider seinen Glanz verloren. Trotzdem lohnt sich ein Blick hinein und für uns als Studenten einer schweizer Universität ist das praktisch schon Pflicht.
Der Weg führt uns weiter bis zu dem großen Platz, wo uns das Ägyptische Museum schon gleich mit seiner orangen Fassade empfängt. Doch bevor wir uns auf die vielen Exponate freuen dürfen, müssen wir es noch irgendwie schaffen, die 6-spurige Straße zu überqueren. Also Kinder, niemals nachmachen, schon gar nicht hier in good old Germany! Kairo ist wohl so ziemlich die einzige Stadt bei der das funktioniert und lasst euch nicht vom Hupen erschrecken, das machen sie sowieso, egal ob ihr ihnen fast auf der Kühlerhaube klebt oder nicht.
Als alle unbeschadet angekommen sind, müssen wir erst mal noch zwei Sicherheitskontrollen über uns ergehen lassen. Somit wären wir zumindest schon mal in dem kleinen Vorgarten, wo fotografieren noch erlaubt ist. Das Museum ist wohl noch eines der am meist gesichertsten Touristenorte in Ägypten. Kein Wunder bei der Popularität und den Bedrohungen, die immer wieder aufflammen. Nachdem wir unsere Fotoapparate abgegeben haben und mit dem Gruppenticket den Eingang passiert haben, müssen wir noch einen letzten Sicherheitscheck über uns ergehen lassen. Dieser ist vor allem dazu da, um zu verhindern, dass Fotoapparate ins Museum gelangen. Prompt fischen sie mich raus und wollen mir unterstellen, ich hätte einen dabei. Nachdem sie aber einen Blick in meinen Rucksack geworfen haben, ist alles wieder in Butter.
Jetzt können wir uns also in unser Vergnügen stürzen. In kleinen Gruppen ziehen wir nun los, denn ab 5 Personen gilt man als Gruppe und ist verpflichtet, einen Audio Guide mitzunehmen. Immer diese Vorschriften! Wir lassen uns jedenfalls jede Menge Zeit, uns alles anzusehen. Den Vormittag verbringen wir im Untergeschoss, wo vor allem Reliefs, Malereien und Steinfiguren ausgestellt sind. Dabei wird schön chronologisch vorgegangen. Immer wieder schön ist es, ein Objekt zu entdecken, dass wir bereits im Rahmen von Uni-Veranstaltungen kennengelernt haben.
Ich will hier nur mal ein paar Beispiele nennen: die Narmer-Palette, die Städtepalette, der Kamm des Djed, die Serdab-Statue des Djoser, die Statue des Chephren, das Figürchen des Cheops, der Schatz der Hetepheres, Rahotep und Nofret, die Meidum-Gänse, der Zwerg Seneb, die hölzerne Scheintür des Ika, die Triaden des Mykerinos, die Sphingen des Amenhotep, die Armana-Abteilung, und so weiter und so fort. Ich könnte noch ewig so weiter machen.
Das Ägyptische Museum ist wirklich riesig und man wird fast erschlagen von so vielen Objekten. Was ihm leider fehlt, ist ein modernes Museumskonzept. Manchmal ist weniger eben doch mehr und wenn man manchmal sieht, wo noch irgendwo ein Fundstück hingequetscht wurde oder sogar etwas in das Gebäude hinein verbaut wurde, dann läuft es einem manchmal kalt den Rücken runter. An Beschriftungen mangelt es leider (sofern es nicht zu den Prunkstücken gehört, was in 70% der Fall ist) und wenn sich doch mal irgendwer erbarmen würde die Fenster zu putzen, wäre das schon eine große Hilfe.
Gegen Mittag haben wir das Untergeschoss abgeklappert und gönnen uns eine Pause in der hiesigen Cafeteria. Hier genehmige ich mir ein waschechtes Fast-Food-Menü: Cheesburger mit Pommes und Cola. Ein bißchen können sich die Füße erholen, dann treffen wir uns alle wieder vor dem Eingang, damit wir gemeinsam wieder mit dem Gruppenticket zum zweiten Teil übergehen können. Diesmal verläuft der Sicherheitscheck reibungslos (wahrscheinlich, weil ich diesmal das Handy aus dem Rucksack genommen hab) und wir können uns dem Obergeschoss widmen. Dieses besteht zu fast der Hälfte aus dem Schatz des Tutanchamun, was natürlich die Besuchermassen anzieht, vor allem natürlich die Goldmaske.
Bis wir den Schatz bestaunt heben, ist es schon fast halb 5. Allmählich lässt die Konzentration nach und die Füße werden immer müder. Die letzte Stunde verbringen wir also noch damit die Nebenräume abzuklappern, in denen es etwas ruhiger ist. Aber viel können wir davon nicht mehr wirklich aufnehmen. Zudem wird es allmählich dunkel und die Lichtverhältnisse sind nur noch sehr dürftig. Offenbar liegt der Schwerpunkt ohnehin auf Tutanchamun und der Rest wird mehr oder weniger vernachlässigt.
Um 17.30 Uhr treffen wir uns wieder vor dem Museum, um zusammen unsere Fotoapparate abzuholen. Wir beschließen unseren trockenen Museumstag mit einem Abstecher ins Groppi zu belohnen. Dort weiß man gar nicht, was man an Süßigkeiten alles probieren soll. Nachdem wir alle unser Baklawa verspeist und unseren Tee bzw. Kaffee getrunken haben, schlendern wir zurück zum Hotel, um uns erst mal auszuruhen.
Nichts geht mehr auf die Füße, als ein Tag im Museum. Aber es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht.
Zum Abendessen treffen wir uns alle um 20 Uhr in der Lobby, um ins Alfy Bey zu gehen. Schon im ersten Moment überkommt mich der Verdacht, dass es hier nicht gerade billig ist, aber man muss sich ja mal etwas gönnen, oder nicht? Nach einem Blick in die Karte wird auch schnell klar, dass die Preise doch noch akzeptabel sind und das Essen ist wirklich ausgezeichnet.Unserer guten Stimmung wird erst ein Dämpfer verpasst, als wir die Rechnung bekommen. Erster Knackpunkt ist, dass sie nur auf arabisch ist und nachdem wir nochmal einen Blick in die Karte geworfen haben, jeder seinen Betrag + 22% Steuer gezahlt hat, da fehlen noch immer über 100 Pfund. Verwirrung pur, was ist hier los? Heinz fasst sich ein Herz, setzt sich mit dem Oberkellner zusammen und kontrolliert nochmal alles. Bald wird klar: die Vorspeise, die wir eigentlich gar nicht bestellt haben und von der wir dachten, dass es dazu gehört, wurde mit berechnet, das Brot nochmal extra dazugezählt und auf alles nochmal die Steuern erhoben. Im Grunde lief alles korrekt, doch in Ordnung war das nicht. Nachdem wir also alle nochmal drauf gelegt haben, ist alles geklärt. Doch eins ist sicher, ein Stammlokal wird das nicht.