Montag, 1. Februar 2010

Ein Supplement zu Kairo

Kleine Anekdoten und Zitate der Kairo Exkursion

Um die Leute mit gleichem Vornamen zu unterscheiden, hab ich den Nachnamen abgekürzt, unter anderem auch meine eigene Namensverwandte. ;)

Die Sache mit der Einreise
Wenn man nach Ägypten ein- oder ausreist, hat man einen kleinen Zettel auszufüllen. Bei unserem Hinflug haben wir ein kleines Büchlein bekommen, in dem neben dem Einreiseschein auch ein Zollschein war, falls man größere Mengen Geld einführen will.
Isabella: „Was ist mit dem zweiten Zettel? Müssen wir den nicht abgeben?“
Heinz: „Hast du so viel Geld dabei?“
Isabella: „Wieso?“
Heinz: „Der ist nur, wenn du mehr als 10.000 Dollar dabei hast. In dem Fall würd ich mich dir gern anschließen.“

In der Moschee
Miri
: „Stephi (V.) sieht aus, wie ein Sensenmann in grün.“
Tobias: „Oder vom grünen Kukluxklan.“

Verhörer
Stephi V.: „Wie sieht denn euer Klo aus?“
Sabine: „Also das ist so abgetrennt vom Raum und da ist so eine Falttür…“
Tobias: „Was, eine Falltür?!“

Problem
Hassan, nachdem wir am zweiten Abend die Orientierung auf dem nach Hause Weg verloren haben: „Ok, now we are in trouble. I‘ve really got lost.“

Immer auf dem Sprung
Unser strenges Programm sorgte leider immer wieder dafür, dass Melanie uns zur Eile antreiben musste. Bei fast 20 Nasen war das nicht immer einfach, denn es gab so viel zu sehen. Zum Beispiel der wunderschöne Schlangenfries am Südgrab des Djoser.
Melanie (ruft): „Kommt ihr? Wir müssen los!“
Isabella (auf dem Weg die Treppe zum Schlangenfries hochzueilen): „Ja, wir kommen! Das heißt, wir gehen zuerst und dann kommen wir!“

Die Wüste lebt
Nach einem windigen Tag in der Wüste, findet man am Abend den Sand wirklich überall.
Sandra: „Ich hab die halbe Wüste in den Schuhen.“
Miri: „Und ich die andere Hälfte in den Haaren.“

Dialekte
Abends im Teehaus fällt das Gespräch auf die verschiedenen Dialekte, sowohl in der Schweiz, als auch in Deutschland. Kerstin H. erzählt dabei auch, dass sie einen deutschen Freund hat.
Kerstin H.: „Mit meinem Freund red ich halt immer Hochdeutsch.“
Miri: „Wieso? Wo kommt er denn genau her?“
Kerstin (verlegen): „Also…er ist ein Ossi und redet sächsisch.“
Miri: „Oh, shit!“

Visionen
Nachdem wir alle unbeschadet aus der überfüllten Königinnenpyramide gekommen sind, übersieht der arme Ronaldo eine Stufe und fällt hin. Zum Glück ist aber nichts gebrochen und er hat immer noch Galgenhumor.
Ronaldo: „Ich habe schon die ganze Genealogie der Pharaonen gesehen, als ich da am Boden lag.“

Nach einem weiteren Tag in der Wüste
Auch um die Pyramiden von Giza gibt es jede Menge Sand, den man abends wieder irgendwo loswerden muss.
Sandra: „So. Cheops, Chephren und Mykerinos sind jetzt im Klo.“
Miri: „Ach, und die vertragen sich da alle?“

Foto zur falschen Zeit
Man sollte die Leute immer zuerst fragen, bevor man sie fotografiert. Die Ägypter sind aber alles andere als fotoscheu. Im Gegenteil sie freuen sich, denn hinterher können sie Bakschisch dafür verlangen. Nicht so aber der arme Händler, der hinter einem Gitterzaun gesessen ist. Diese Gelegenheit wollte sich Tobias natürlich nicht entgehen lassen.
Händler: „He! Bakschisch!“
Tobias: „No, no! I will delete it.“

Die Dusche
Sandra kommt morgens aus dem Bad.
Miri: „Ist jetzt frei? Kann ich rein?“
Sandra: „Jaja, aber ich hab Hapi (=der Gott, der die Nilflut bringt) gespielt. Es ist alles überschwemmt.“

Beim Essen
Beim Essen im Cafe Riche kommt das Gesprächsthema plötzlich auf das Militär.
Tobias: „Es ist sowieso sinnlos. Wozu braucht man ein Gewehr daheim, wenn man keine Munition haben darf?“
Ronaldo: „Das ist, falls die Österreicher angreifen.“
Tobias: „Aber was mach ich dann mit einem Maschinengewehr ohne Munition?“
Ronaldo: „Ja, das wissen die doch nicht!“

Kamikaze
Von all den waghalsigen Manövern eine Straße zu überqueren, ist wohl die schwierigste, die große Straße vor dem Museum.
Melanie: „Also wir schlagen vor, wir nehmen den oberirdischen Weg. Es sei denn, es will jemand unbedingt in den Untergrund.“
(gemeint ist die Metro, die aber für Touristen nicht sehr geeignet ist.)
Kerstin H.: „Ich denke, wir haben alle unsere Lebensversicherung abgeschlossen, oder?“
Sabine: „Noch bin ich verheiratet. Noch hat mein Mann was davon.“

Ungebetene Gäste
Miriam (d.S.)
zu Xenia, als wir am Tisch sitzen: „Ist das eine Mücke auf deinem Teller?“
Xenia(lässig): „Oh. Ja.“
PENG! Schon ist das Viech mit einem Löffel erschlagen worden.

Regeln
Miri: „Wann ist am Freitag Abfahrt?“
Sandra: „Um 6.30 Uhr.“
Miri: „Oh Gott, dann müssen wir ja schon um 5 aufstehen!“
Sandra: „Ja! Das ist vor dem Muezzin, das geht doch nicht! Wir sind doch hier in einem arabischen Land, da muss man sich an die Regeln halten.“

Keine Zeit
Hassan
(als wir vor dem Schacht zu Roten Pyramide stehen):
„Ok, take your time, but hurry up!“

Fußballfieber
Am letzten Abend werden wir alle ausgestattet mit Fahnen, Kopfbändern und Tröten. Isabella findet das lustig, doch als ihr ein Ägypter ein Kopfband andrehen will, lehnt sie ab.
Ägypter: „Hey! What about Mama?“
Isabella: „No, no! Mama is nice enough!“

Bienvenue
Kaum in Genf angekommen, rennen wir schnell aufs Klo. Aber das Ganze funktioniert nicht, ohne das nötige Kleingeld.
Heinz: „Und wie viel hats jetzt gekostet?“
Miri: „Einen Franken.“
Heinz: „Was?! Ein ganzer Stutz, das sind ja 5 Pfund! Willkommen daheim.“

Kairo Exkursion

So, es gibt mal wieder etwas Neues zu berichten. Ich war die letzte Woche auf einer Exkursion in Kairo. Was wir alles erlebt haben, erfahrt ihr hier. Um das ganze einfacher zu machen, hab ich die Fotos in extra Beiträgen angefügt. Fotos zu bloggen ist einfach eine Wissenschaft für sich.

Tag 1: Flug nach Kairo (Freitag, 21. Januar 2010)

Als der Wecker um 6 Uhr morgens klingelt, kann ich es kaum fassen. Unmöglich, es kann doch nicht schon Morgen sein! Schlaftrunken kriech ich aus dem Bett, zieh mich an und stärke mich mit einem Frühstück für die Reise. Schnell werden noch die letzten Sachen in den Koffer gepackt, der einiges aushalten muss. Vermutlich hab ich schon wieder viel zu viel eingepackt, aber besser als zu wenig und zum Glück geht der Koffer noch recht problemlos zu.
Schließlich geht es los. Taxi Mama bringt mich nach Laufenburg CH, von wo mich der Zug nach Basel bringen soll. Für den Januar hab ich leider keine Monatskarte und muss mir deshalb ein Einzelticket am Automat kaufen. Bei dem Preis von fast 13 Franken setzt es mich fast auf den Hintern, aber was tut man nicht alles für seine Reise?
Es ist verdammt kalt heut. Schön, dass mich bald wärmere Temperaturen erwarten. Endlich fährt die S-Bahn ab und es geht Richtung Basel. Schon jetzt überleg ich, ob ich auch ja nichts vergessen hab. Mir fällt zwar nichts ein, aber wenn es so gewesen wäre, hätte ich eh nichts mehr ändern können.
Um 8 Uhr bin ich schließlich am SBB Bahnhof Basel angekommen. Jetzt muss ich erst mal noch warten, bis die ersten Nasen aus dem Seminar eintreffen. Sobald erst mal die ersten da sind, geht es eigentlich recht schnell und unser Kreis wird größer. Unsere Lieblingsbeschäftigung wird der Koffervergleich. Wer hat wohl den Größten dabei? Wenn ich mir so die anderen anschaue, bin ich beruhigt, dass meiner im Vergleich doch recht bescheiden ist.
Als alle da sind, können wir in den Zug einsteigen. Stephi V. (da wir drei Steffis in der Gruppe haben muss ich mir was einfallen lassen, wie ich sie unterscheide *hihi*) hat extra schon für uns ein Zugabteil reserviert. Ganz groß steht jetzt angeschrieben, dass wir vom Ägyptologischen Seminar kommen. Warum sie uns aber ausgerechnet in den Wagen mit dem Teddybär (Familien-/Kinderwagen) gesetzt haben, sei hier mal dahingestellt.
Die Fahrt an den Flughafen von Genf dauert gute drei Stunden, in denen wir uns unterhalten, rätseln was wir vergessen haben könnten und einfach nur vor uns hindösen.
Gegen 12 kommen wir schließlich an und treffen uns noch mit den letzten, die mit einem anderen Zug gekommen sind. Jetzt sind wir ja vollzählig, jetzt können wir uns ans Einchecken machen. Mit unserem Wisch in der Hand stellen wir uns also an den Egyptair-Schalter. Fast hab ich schon befürchtet, es geht uns so, wie letztens auf der Schottland-Reise und wir dürfen uns mit einem von diesen dummen Automaten herumschlagen. Aber zum Glück läuft alles noch nach der guten alten Methode. Mein Koffer wiegt übrigens 13 Kilo, das ist doch noch moderat.
Mit dem Ticket und ohne den Koffer – von dem wir hoffen, dass wir ihn auch bald wieder sehen – geht es nun durch die Sicherheitskontrolle. Ich komm mir ein bißchen vor wie in der Mensa, nur dass ich kein Tablett mit Essen neben mir herroll, sondern eine Kiste mit Handgepäck und Jacke. Bei mir läuft alles tip-top, nur bei einigen ist es offenbar notwendig, dass sie die Schuhe ausziehen.
Gegen 14 Uhr ist es dann endlich soweit: Boarding-Time! Der Start erfolgt aber natürlich nicht, ohne die üblichen Sicherheitshinweise und ein Gebet an Allah.
Das Flugzeug ist nur zu gut 2/3 belegt, so können wir es uns leisten, uns auszubreiten. Sabine überlässt mir sogar ihren Fensterplatz und das ist wirklich toll, denn so kann ich noch ein paar tolle Fotos schießen, als wir beim Abflug über die sonnenbestrahlten Alpen fliegen. Wirklich ein herrlicher Ausblick!
Das Service-Personal lässt gar nicht viel Zeit verstreichen, da haben wir schon alle unser Mittagessen auf dem Klapptisch. Toll, ich hab nämlich schon einen Bärenhunger. Flugzeugessen ist ja bekanntlich nichts Besonderes, aber immerhin bekommen wir hier ein ganzes Menü und nicht nur ein paar Kekse.
Nachdem abgeräumt wurde, ist die erste Stunde schon verstrichen. Wunderbar, die Zeit vergeht also sprichwörtlich im Fluge. Über die kleinen Fernseher von der Decke und die verteilten Kopfhörer sind wir eingeladen, uns den Boardfilm anzuschauen. Allerdings ist dieser dermaßen langweilig, dass ich mich entschließe, lieber das Buch zu lesen, was ich mir eingepackt habe: Kalte Asche von Simon Beckett, wirklich sehr spannend!
Beim Anflug auf Kairo präsentiert sich uns ein wunderschönes Lichtermeer (ich hätt gern ein Foto gemacht, aber es ist leider nichts geworden). Das ist sie also, die Millionenmetropole des Orients.
Pünktlich um 18.45 Uhr Ortszeit (bei uns 17.45 Uhr) landen wir also am Flughafen von Kairo. Im Vergleich zum kalten Winter, den wir hinter uns gelassen haben, ist es natürlich angenehm. Zumindest können wir schon mal getrost auf unsere Winterjacke verzichten. Ansonsten ist es aber doch noch etwas frisch.
Passkontrolle und Gepäckausgabe läuft ganz zügig und ohne Probleme. Jeder Koffer ist angekommen und glücklicherweise lauert uns kein bakschischwütiger Kofferträger auf, der uns das Gepäck aus der Hand reißen will.
Unser Bus erwartet uns schon. Für die kommende Woche reisen wir also mit Honest Tours, das ist doch schon mal ein vielversprechender Name, nicht wahr? Auch Hassan unser Local Guide ist da und begrüßt uns. Jetzt können wir uns also auf den Weg ins Hotel machen.
Die Distanz vom Flughafen zum Hotel ist im Grunde nicht allzu groß, doch wer Kairo kennt, der weiß, was dort für ein Verkehr herrscht. Also müssen wir uns auf mindestens eine Stunde Fahrt gefasst machen. Uns stört das aber reichlich wenig, immerhin gibt es so viel zu sehen. Der Weg in die Innenstadt ist zunächst mit großen, prachtvoll beleuchteten Gebäuden gesäumt. Das ist eher der kleine, reiche Anteil von Kairo. Die Innenstadt ist ein pulsierendes Durcheinander voller Autos und Menschen. Es ist wirklich sehr aufregend! Die Straßen sind vollgestopft mit Autos, von denen man nicht immer erwartet hätte, dass sie noch fahrtauglich sind. Wenn man genau aufpasst, kann man bei manchen von ihnen unter dem ägyptischen Nummernschild noch das alte europäische Nummernschild erkennen. Besonders häufig waren es mal deutsche Autos, aber auch niederländische Nummernschilder entdeckt man gern.
Nach einer Stunde haben wir dann also unser Hotel erreicht. Ein wenig eigenartig sieht es schon aus. Die Bilder im Internet waren wohl um einiges beschönigt worden. Na schön, man will sich ja nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen, oder?
Der Bus hätte uns gern vor den Eingang gefahren, aber in dieser engen Straße ist das völlig unmöglich. Also testen wir mal, wie verkehrstauglich wir für Kairos Straßen sind. Jeder nimmt seinen rollenden Koffer in die Hand und dann stürzen wir uns todesmutig auf die Straße. Dass es an allen Ecken und Enden hupt braucht niemanden zu stören. Das ist ein ganz normales Geräusch hier.
Wir haben jedenfalls den größten Fun und sind nur am lachen und kichern. Für die Einheimischen in den Kaffeehäusern, die wir passieren muss das ein köstlicher Anblick gewesen sein: eine Horde aufgeregter Hühner (unter 19 Leuten sind nur 3 Männer dabei) mit Koffer huschen kichernd herum.
Das kleine Hotel Windsor, das schon zu Kolonialzeiten existiert hat, ist sicher nicht mehr das modernste seiner Art. Aber wir sind alle so müde und froh hier zu sein, dass es uns gar nicht stört. Die Koffer können wir in der Lobby lassen und in der Bar gibt’s erst mal einen Willkommensdrink (kalter Malventee; mmmmmm).
Bis jeder sein Zimmer hat, zieht es sich ganz schön dahin, aber gegen halb 11 können Sandra und ich uns dann endlich anschauen, wo wir die nächste Woche schlafen werden.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist es allemal. Unser Zimmer liegt im hintersten Winkel eines Ganges, direkt neben einem alten Kopierer, der sicher auch schon bessere Zeiten erlebt hat. Die Fensterläden lassen sich nicht wirklich öffnen, also weiß ich gar nichts über den Ausblick. Allerdings dringt ein ständiges Stimmengewirr zu uns herein.
Ganz spannend ist die Badtür. Es ist eigentlich gar nicht wirklich eine Tür, sondern ein störrischer Vorhang aus Plastik, der sich auf- und zufalten lässt. Ja, es ist nicht wirklich das Riz hier, aber es gibt Schlimmeres. Jetzt wird erst mal geschlafen, denn morgen haben wir bereits volles Programm.












































Tag 2: Das koptische und islamische Kairo (Samstag, 22. Januar 2010)

Von schlafen kann überhaupt keine Rede sein! Das war wirklich eine Horrornacht. Von draußen kam ein ständiges Stimmengewirr, aber ganz ehrlich: es hat mich gar nicht gestört. Dieses monotone Geräusch war weit erträglicher als die tropfende Dusche im Bad. Zum Glück hat die seltsame Falttür genug Schutz geboten, als ich sie schließlich geschlossen habe.
Dann war Ruh. Nur ich konnte noch immer nicht schlafen. Habt ihr schon mal mit dem Kopf auf einem Sandsack geschlafen? Genau so hat es sich angefühlt. Ich konnte auf diesem harten, störrischen Kissen einfach kein Auge zumachen. Also hab ich einfach meine Jacke genommen und darauf mein Nachtlager errichtet. Nicht zu bequem, aber erträglich.
Wenn da nicht noch diese verdammte Mücke gewesen wäre, die mir um die Ohren gesurrt ist. Das darf doch wohl nicht wahr sein!
Ich weiß nicht, wann ich dann wirklich eingeschlafen bin. Es muss wohl sehr weit nach Mitternacht gewesen sein und als jetzt um 7.30 Uhr der Wecker klingelt, bin ich völlig fertig. Meine Zimmerpartnerin Sandra sieht das nicht viel anders.
Mit allem ausgerüstet, was man für den Tag so braucht, geht’s erst mal zum Frühstück: ein paar Scheiben Toast, Milchbrötchen und Croissant, dazu Erdbeermarmelade (die kaum nach Erdbeeren, sondern mehr nach Zuckerwasser schmeckt), Butter und Streichkäseecken. Zum trinken einen furchtbar süßen Saft (ich schätze nicht mehr als 20% Fruchtanteil) und wahlweise Kaffee oder Tee. Ich habe mir sagen lassen, dass der Kaffee eigenartig aber erträglich war, doch ich kann sagen, dass der Tee wirklich gut war!
Um halb 9 starten wir also auf unsere heutige Tour durch Kairo. Für den Vormittag steht das koptische Kairo auf dem Programm (für alle, die es nicht wissen: Kopten werden die ägyptischen Christen genannt, eine der ältesten Formen des Christentums überhaupt).
Die erste Kirche, die wir uns ansehen ist El-Moallaqa, „die Hängende“. Sie wird so genannt, weil sie auf den Mauern der alten Festung Babylon gebaut wurde. Das alte Kairo stammt nämlich nicht aus pharaonischer Zeit, sondern wurde von den Römern als bedeutender Flusshafen zwischen den alten Städten Memphis und Heliopolis erbaut. In diese Festung zogen sich einst die Christen nach dem Zerfall des Römischen Reiches zurück.
El-Moallaqa liegt genau neben dem Koptischen Museum, das sehr schön sein soll, doch leider reicht die Zeit nicht.
Nur ein Fußmarsch davon entfernt liegt die Kirche Abu Serga. Sie ist die älteste Kirche Kairos und wurde im 7. Jhd. über einer Höhle erbaut, von der man sagt, dass sie der Unterschlupf für die heilige Familie gewesen war, nachdem diese nach Ägypten hatten fliehen müssen. Leider ist diese Höhle nicht zugänglich, aber man kann natürlich Postkarten kaufen.
Gar nicht weit davon befindet sich eine jüdische Synagoge mit Namen Ben Ezra. Als der Bau im 7. Jhd. errichtet wurde, war es eigentlich eine koptische Kirche. Erst 500 Jahre später wurde sie von Ben Ezra gekauft, um den Juden der Stadt einen Ort zum Beten zu geben. Ende des 19. Jahrhunderts fand man hier eine riesige Sammlung uralter Pergamentrollen mit Texten aus dem Alten Testament und man sagt auch, dass hier einst der kleine Moses im Weidenkörbchen versteckt wurde.
Eine kurze Busfahrt später geht es weiter zum islamischen Kairo mit der alten Amr Ibn es-As-Moschee, die älteste Moschee des Orients. Es heißt, der Brunnen sei einst von der heiligen Moschee in Mekka gespeist worden.
Es ist sicher keine Neuheit für euch, dass man sich als Tourist in einem arabischen Land an gewisse Regeln halten muss. Dazu gehört auch, dass man sich beim Besuch einer Moschee dementsprechend anzuziehen hat. Das heißt: Hosen, die bis über die Knie reichen, die Schultern müssen bedeckt sein und Frauen haben ihren Kopf zu bedecken. Außerdem muss man die Schuhe ausziehen. Die meisten von uns haben sich schon richtig vorbereitet, entweder mit Kopftüchern oder so wie ich mit einer dünnen Jacke, bei der man die Kapuze aufziehen kann. Einige von uns nehmen allerdings das hiesige Angebot an und werfen sich diesen grauenhaften, grasgrünen Umhang, in dem man aussieht, als käme man von einem grünen Kukluxklan. Die Bilder sind wirklich herrlich *lol*.
Nachdem uns Hassan viel über den Islam erzählt hat und wir uns alles angesehen haben, müssen wir erst mal wieder unsere Schuhe mit dem richtigen Bakschisch auslösen, bevor wir tiefer in die Stadt fahren.
Unsere nächste Station ist die Ibn Tulun Moschee. Besonders eindrücklich ist bei ihr das spiralförmige Minarett, von dem man einen tollen Blick über die Stadt hat. Es ist 12 Uhr, als wir uns an den Aufstieg auf das Minarett machen und so bietet sich uns ein akustisches Spektakel, denn um die Mittagszeit ist Kairo nicht nur erfüllt vom Glockengeläut der Kirchen, sondern auch vom Singsang des Muezzins, der zum Mittagsgebet aufruft. Worüber wir uns zu Hause beklagen, klingt hier aber wirklich wunderschön.
Hechelnden Atems und schwerer Beine kommen wir schließlich oben an, aber der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt. Allerdings ist das ganze nichts für schwache Nerven, denn ein Geländer oder sonstige Sicherungen existieren hier nicht. Das heißt also vorsichtige Schritte, auch wenn der Ausblick noch so faszinierend ist: die Minarette und Kuppeln der Moscheen, die Zitadelle auf dem Berg, im Hintergrund das Gebirge und die vielen, vielen Häuser und Straßen.
Allmählich sind wir schon müde und hungrig, aber zuerst machen wir noch einen Abstecher in das sog. Gayer-Anderson-Museum, das direkt neben der Moschee liegt. Es stammt aus der osmanischen Zeit Kairos und verfügt über eine schöne orientalische Einrichtung. Den Namen erhielt das Haus, weil es 1935 von Major Gayer-Anderson gekauft wurde, der dort seine Sammlung orientalischer Gegenstände aufbewahrte.
Jetzt ist erst mal Zeit für eine Mittagspause. Nicht weit von unserem Hotel entfernt befindet sich das Restaurant Felfela. Dort kann man wirklich gut und orientalisch essen, doch wundert euch nicht, dass es ein sehr touristisches Restaurant ist, denn wie wir festgestellt haben, steht es in fast jedem Reiseführer. Für heute hat Frau Lüscher uns ein Menü bestellt.
Zunächst gibt es Salat. Jetzt denkt ihr sicher: Oh Gott, man darf doch nichts Rohes essen! Da habt ihr Recht. In Ägypten versteht man aber unter Salat etwas ganz anderes. Es handelt sich dabei um verschiedene Soßen, in die man Fladenbrot tunkt: Baba Ghanush (Auberginenpaste), Humus (Sesam und Kichererbsen) und Tahina (Knoblauch). Dies ist eine ganz feine ägyptische Vorspeise.
Hinterher schlagen wir uns noch mit gegrilltem Fleisch den Magen voll.
Gestärkt kann es also ans Nachmittagsprogramm gehen. Unser Bus bringt uns zur Zitadelle, einer Festung hoch oben auf einem Berg, die im 12. Jhd. von Saladin als Bollwerk gegen die Kreuzritter gebaut wurde. Besonders dominant und schon von weitem sichtbar ist dort die Mohammed Ali Moschee (auch Alabastermoschee genannt), die natürlich der absolute Touristenmagnet ist. Auch von Händlern wimmelt es hier nur so, aber wir sind zum Glück flink genug, um uns nicht für unnötiges Geld einen Plastiküberzug für unsere Schuhe andrehen zu lassen.
Das Innere der Moschee ist wirklich beeindruckend, allerdings wirkt der Glockenturm im Hof völlig unpassend. Dieses seltsame Ding bekam einst König Mohammed Ali im Austausch für den Obelisken von Luxor vom französischen König geschenkt. Wenn man bedenkt, wie schön sich dieser Obelisk jetzt auf dem Place de la Concorde macht, scheint dieses Geschäft wirklich lächerlich.
Von der Zitadelle hat man auch einen herrlichen Blick über das von Smog verhangene Kairo. Man könnte diesen Blick auch fast ungestört genießen, wären da nicht die Händler, die einige von uns Mädels unbedingt für ein paar Kamele kaufen wollen.
Wir befinden uns mitten im ägyptischen Winter, was bedeutet, dass alle Sights um 16 Uhr schließen. Für heute haben wir aber auch genug gesehen und fotografiert. Jetzt geht es ans wirklich eingemachte: der Khan el-Khalilli, der große Basar der Innenstadt.
Während Frau Lüscher und Melanie schon mal einen Ort für das Abendessen suchen, ist Hassan so nett uns ein bißchen durch die von Händler gesäumten Gassen zu führen, damit wir eine Orientierung haben. Schließlich aber schlagen wir uns in kleinen Grüppchen von Laden zu Laden. Im Grunde bieten alle das gleiche an und jeder ist eifrig dabei die Touristen in seinen Laden zu locken. Hat man etwas gesichtet, geht es ans Feilschen. Das ist für uns recht ungewohnt, aber es macht sehr viel Spaß (zumindest für eine begrenzte Zeit ;) ). Ein Skarabäus-Armband hab ich schnell erstanden, komplizierter wird es schon als Sandra zwei Bastet-Figuren erhandeln will. Aber eine Masche funktioniert immer wieder um zum gewünschten Preis zu kommen: sagen, dass es zu teuer ist und weggehen. Dann sind sie schnell hinterher und der Preis purzelt nach unten.
Nicht ganz so leicht geht das mit einem Schal, den sich Sandra kaufen will. Angeblich echtes Kaschmir, so sagt es wohl das arabische Etikett, das eh keiner lesen kann. Den Preis zu drücken ist gar nicht so leicht und weggehen können wir auch nicht, weil wir mitten im engen Laden stehen. Als der Kerl merkt, dass ich Sandra immer wieder auffordere, den Preis noch weiter runter zu setzen, hat er bald genug. Schnell hat er einen Bruder geholt, der mich ablenkt, indem er mir ein T-shirt aufschwatzen will. Schlussendlich sind wir beide aus dem Laden, ich mit einem T-shirt und Sandra mit einem Schal, doch wir haben beide den Preis gezahlt, den wir wollten. Das war ein harter Kampf.
Nachdem ich mir schließlich noch eine kleine Lampe gekauft habe, ist es schon wieder Zeit für den Treffpunkt. Ab hier trennen sich unsere Wege wieder. Der wohlhabendere Teil von uns begibt sich in ein etwas gehobeneres Restaurant, während der Rest von uns mit dem Bus zu einem Fast-Food-Restaurant fährt. Das klingt jetzt etwas primitiv, aber so war es eigentlich gar nicht. Wir haben alle sehr gut gegessen und das zu günstigen Preisen.
Nicht ganz so einfach ist der Rückweg. Hassan hätte uns eigentlich zum Hotel führen sollen, aber irgendwie haben wir uns plötzlich verlaufen. Zum Glück haben wir die kleine Karte mit der Skizze dabei, die wir vom Hotel bekommen haben. So können wir jemanden fragen, der uns den Weg zeigt. Toller Guide, nicht? *g*
Was die Zimmer angeht, so hat sich inzwischen einiges getan. Sandra und ich wurden jetzt in ein Zimmer im obersten Stock umquartiert, das wesentlich besser ist, als dieses Loch von vorher. Wir haben jetzt sogar eine richtige Badtür! Und am meisten freue ich mich über das weiche Kissen. Es scheint das einzige seiner Art im ganzen Hotel zu sein. Ab jetzt werde ich es nicht mehr aus den Augen lassen.






























































































Tag 3: Sakkara (Sonntag, 23. Januar 2010)

Diese Nacht war wesentlich erholsamer als die Nacht zuvor. Zwar wurde ich um 5 Uhr morgens von der Stimme des Muezzins geweckt, doch ich konnte danach wieder gut einschlafen. Allerdings nicht allzu lange, denn bereits um 7 klingelt der Wecker.
Unser Ziel heute heißt Sakkara. Dort befindet sich unter anderem die Stufenpyramide des Djoser (dazu gleich mehr). Nach dem Frühstück fahren wir also los und während wir uns noch so durch den Verkehr schlängeln, muss ich mit Schrecken feststellen, dass ich meinen Fotoapparat im Hotelzimmer liegen lassen hab. Das ist wirklich ärgerlich! Aber ich kanns überleben. Es gibt ja zum Glück noch 18 andere Leute, die Fotos machen.
Der erste Stopp, den wir einlegen ist der archäologische Garten von Memphis. Memphis war einst die erste Hauptstadt des Pharaonenreichs und beherbergte unzählige Tempel und den königlichen Palast. Doch von dieser Weltstadt der damaligen Zeit ist heute kläglich wenig erhalten. Alles was wir uns noch ansehen können sind ein paar Statuen, die in einem kleinen Park für die Touristen ausgestellt werden und nur dürftig beschriftet sind. Sehr eindrücklich ist allerdings die Kolossalstatue von Ramses II., deren Beine zwar fehlen, sie aber trotzdem noch über 10m hoch ist. Sie aufzustellen ist nicht möglich, also liegt sie nun in einem Schutzbau, von wo man sie von allen Seiten bewundern kann.
Der Abstecher zum WC wird zum Abenteuer. Zwar ist es nichts ungewöhnliches, dass man in Ägypten für das Klopapier zahlen muss, doch diese Hexen treiben es wirklich auf die Spitze. Die armen Japaner lassen sich das vielleicht gefallen, ich mir nicht. Irgendwie gelingt es mir jedenfalls ohne Bakschisch mein natürliches Bedürfnis zu verrichten.
Gegen 10 geht die Fahrt dann weiter nach Sakkara. Unser erster Stopp ist das Imhotep-Museum, das noch ganz neu ist. Imhotep war einst der Architekt von Djoser und errichtete als erster ein königliches Grabmal aus Stein. Später wurde er sogar als Gott verehrt. In dem kleinen Museum wird sehr schön gezeigt, welche Innovationen er mit der Stufenpyramide bewirkte.
Leider haben wir zu wenig Zeit, uns alles genau anzusehen. Schon geht es weiter zum Grabkomplex des Djoser. Seine Stufenpyramide ist die erste Pyramide, die es je gab. Aus ihr entwickelte sich später die echte Pyramide, wie wir sie beispielsweise von Giza kennen.
Alles was wir wissen müssen, erzählt uns Irene in einem kurzen Referat. Schade nur, dass die Pyramide momentan restauriert wird und deshalb teilweise eingerüstet ist. War aber klar. Es ist doch immer irgendetwas eingerüstet wenn ich irgendwo hinkomm.
Der Komplex ist groß und es gibt so viel zu sehen, aber unser strenges Programm erlaubt es nicht, dass wir uns zu lange hier aufhalten. Schon steigen wir über das Südgrab hinweg auf einen kleinen Pfad nach Westen und gelangen so in den Komplex des Unas, wo wir im nächsten Referat alles nötige erfahren. Unas war einst ein König der 5. Dynastie und in seinem Grab tauchen zum ersten Mal die sog. Pyramidentexte auf, mit denen die Wände der Grabkammer geschmückt wurden. Auch die Sternendecke soll sehr eindrücklich sein, doch wir dürfen leider nicht rein und von außen sieht die Pyramide nicht unbedingt spektakulär aus. Deshalb treiben sich auch nicht so viele Touristen hier rum.
Wir folgen dem Aufweg des Unas abwärts und kommen irgendwann an das Grab von Nianchchnum und Chnumhotep, zwei Beamten unter dem König Niuserre. Leider können wir auch dieses Grab nur von außen anschauen, wo man eigentlich nicht wirklich etwas sieht.
Um die Mittagszeit wird es erst mal Zeit für eine kleine Stärkung. Da es hier weit und breit kein Restaurant gibt und wir ohnehin nicht unsere wertvolle Zeit verschwenden wollen, haben Melanie und Hassan heute Morgen schon ein bißchen was für uns eingekauft. So können wir ganz gemütlich in unserem Bus ein kleines Picknick abhalten: ein großer Fladen, ein paar Kiri-Käschen, eine Banane und eine Mandarine. Das reicht vollkommen.
Gestärkt geht es anschließend zur Pyramide des Teti. Auch wenn von der Pyramide selbst nur eher ein Steinhaufen übrig ist, kann man doch bis zur Grabkammer. Vorher versucht uns Ronaldo allerdings noch, etwas über die Pyramide zu erzählen. Dabei muss er aber gegen den starken Wüstenwind ankämpfen, der nicht nur unangenehm kalt ist, sondern uns auch den Sand ins Gesicht weht.
In gebückter Haltung kriechen wir also den Schacht bis zur Grabkammer hinunter und bewundern die beiden Kammern, deren Wände voller Hieroglyphen sind. Leider durften wir davon keine Fotos machen. Ebenso ächzend klettern wir wieder nach oben, auch wenn das nur ein kleiner Vorgeschmack auf morgen ist.
Gleich neben der Pyramide befindet sich das Grab des Kagemni, einem Wesir Tetis. Auch hier sind Fotos nicht erlaubt, aber die Reliefs mit den Alltagsszenen sind wirklich sehr schön und teilweise auch lustig.
Zu guter letzt bringt uns der Bus noch etwas tiefer in das Gelände, damit wir zum Grab des Ti gelangen, einem Beamten der 5. Dynastie. Doch bevor wir die schönen Wandreliefs bewundern können, müssen wir erst noch gegen den Wind ankämpfen, der uns unbarmherzig den Sand entgegenweht. Trotz meiner Sonnenbrille kann ich fast gar nichts sehen, weil ich den Sand überall hab: in den Augen, in den Haaren, im Mund und in den Ohren. (Wer von euch SGA kennt: wisst ihr, wie sich Sheppard in „the last man“ beim Sandsturm gefühlt hat? Ich weiß es jetzt). Dafür hat es sich aber gelohnt, denn das Grab ist wirklich sehr schön. Leider findet es der Guide, der gerade eine italienische Gruppe herumführt, nicht sehr prickelnd, als Isabella in ihren Erklärungen völlig aufgeht und so alles andere um sich herum vergisst. Der soll mal nicht so kleinlich sein!
16 Uhr kommt schneller als man denkt. Nach so vielen lehrreichen Erfahrungen braucht der Magen eine Stärkung. Ja zugegeben, es ist noch etwas früh, aber das Restaurant, das Frau Lüscher und Melanie ausgesucht haben, liegt genau auf dem Weg nach Kairo.
Dort angekommen, müssen wir alle erst mal das Klo in Anspruch nehmen, denn daran mangelt es in Sakkara einfach. Jetzt ist erst mal Schlange stehen angesagt, bevor wir uns über das Essen hermachen können. Es gibt ein leckeres Beilagen-Buffet und für jeden Tisch einen kleinen Tischgrill auf dem das Fleisch munter vor sich hinbrutzelt.
Nach einem abschließenden Tee geht es auch gleich schon wieder weiter, denn für heute Abend haben wir uns vorgenommen, die Ton- und Lichtshow bei den Pyramiden anzusehen. Entgegen aller Erwartungen erwischen wir sogar die deutsche Vorstellung (eigentlich dachten wir, es ist auf englisch). Leider ist es jetzt wirklich empfindlich kalt geworden und weil ich eigentlich dachte, wir fahren zwischendrin nochmal zum Hotel, bin ich nicht wirklich für solche Temperaturen ausgerüstet. Aber die Leute denken auch an alles. Für ein paar Pfund kann man sich eine Decke mieten, in der man die Show viel besser genießen kann.
Alles in allem ist die Show sehr unterhaltsam, doch eben sehr touristisch aufgemacht und an einigen Dingen hätten wir Ägyptologen sicher noch etwas zu verbessern. Aber wir wollen doch nicht meckern und es war wirklich ein sehr schöner Abend.
Als wir gegen halb 10 wieder beim Hotel sind, sind wir alle noch nicht so recht auf Bettruhe eingestellt. Also machen wir noch einen kleinen Abstecher in das Teehaus gegenüber und trinken eine Runde Schwarztee mit Pfefferminz. Der Besitzer wittert natürlich in uns die perfekte Kundschaft und mit der muss man sich doch gutstellen. Also gibt er uns frisch fröhlich eine Portion Früchte auf Kosten des Hauses aus. Alle Achtung, das erlebt man selten.
Schließlich wird es aber doch Zeit für das Bett, denn morgen wird es wieder ein aufregender Tag werden.
Als Entschädigung für die Vergessene Digicam hier ein paar Bilder aus dem Internet:

Djoser



Unas

Teti


Tag 4: Giza (Montag, 25. Januar 2010)

Um halb 8 klingelt der Wecker. Zeit zum aufstehen. Was uns als früh erscheint, ist in Anbetracht unseres heutigen Programms eigentlich schon recht spät. Wir wollen nämlich heute nach Giza, dem Plateau, wo die drei berühmtesten Pyramiden Ägyptens stehen. Nur leider hat die Sache noch einen Haken: täglich dürfen nur 300 Personen in die Cheops-Pyramide; 150 am morgen und nochmal 150 am Nachmittag. Im Vergleich zu den Massen, die dorthin strömen ist das nichts! Wir müssen uns also sputen, doch schon im Laufe unserer Fahrt durch Kairo wird klar, dass wir uns verschätzt haben. Das Plateau hat nämlich schon um 8 aufgemacht und nicht erst um 9 wie wir vermutet haben. Zudem ist heute Polizeifeiertag, das heißt auf den Straßen ist nichts los und die Leute können problemlos zu den Pyramiden flitzen.
Es zählt also jede Minute und das heißt, ich darf mich mal wie eine echte Reiseführerin fühlen und mein Referat über die Cheops-Pyramide schon im Bus über Mikro halten. Etwas wacklig die ganze Sache, aber mein Timing ist perfekt. Genau als ich alles gesagt hab, was zu sagen ist, sind wir da.
Schnell huschen wir alle aus dem Bus, um noch ein Ticket zu ergattern, aber unsere Bemühungen sind zwecklos. Ein einziges Ticket ist noch da und die Frage ist: wer bekommt es?
Die Antwort ist überraschend einstimmig: ich soll das Ticket bekommen, schließlich hätte ich ja das Referat vorbereitet. Ich bin ganz platt von dieser Entscheidung, aber nein sag ich dazu natürlich nicht.
Doch dann ändern sich die Dinge erneut, denn Hassan lässt mal wieder seinen Einfluss spielen. Ihm gelingt es, es so zu organisieren, dass für die ganze Gruppe für den Mittag schon Karten vorreserviert werden (was normalerweise nicht geht) und so geb ich mein Ticket zurück und geh lieber mit den anderen am Nachmittag rein.
Nun können wir uns also in Ruhe den Komplex des Cheops von außen anschauen, wo ich hin und wieder noch etwas sage und Fragen der anderen beantworte.
Besonders spannend wird die Besichtigung einer Königinnenpyramide (eine von dreien ist für die Öffentlichkeit zugänglich). Im Grunde ist unsere Gruppe mit fast 20 Leuten schon recht groß für den schmalen Schacht und die kleine Grabkammer. Doch es kommt noch besser, denn der Wächter am Eingang scheint testen zu wollen, wie viele Menschen wohl da drin Platz haben und lässt ungeniert noch eine große Gruppe Koreaner herein. Wir in der Kammer rufen vergeblich, dass der Strom an Touristen, die den Schacht hinunter klettern aufhört. Immer voller und voller wird es und jeder kleinste Winkel wird genutzt, damit noch jemand Platz hat. Wer Platzangst hat, dem sei abgeraten hier rein zu gehen. Wir finden das jedenfalls alles sehr amüsant, doch die Asiaten sehen doch recht hilflos aus, als sie plötzlich auf engsten Raum mit ein paar verrückten Schweizern eingepfercht sind. Ich hätte zu gern ein Foto gemacht.
Irgendwie ist es uns dann doch mal gelungen wieder alle unbeschadet rauszukommen.
So können wir uns dem Grab des Quar widmen, eines Beamten unter Cheops. Besonders schön sind hier die Felsstatuen im Inneren. Gleich danach geht es in das Grab des Ipu, von dem man nicht weiß, ob er der Vater oder der Sohn des Quar war (in beiden Gräbern wird ein Sohn mit dem Namen des jeweils anderen erwähnt). Hier ist besonders die Scheintüre mit der halben Figur sehr außergewöhnlich.
Nach all diesen Gräbern, bewegen wir uns wieder etwas mehr oberirdisch und werfen einen Blick auf die riesigen Bootsgruben, die zum Komplex des Cheops gehören. In zwei davon hat man wirklich noch vollständige Sätze von zerlegten Barken gefunden. Eine davon ist noch immer unangetastet unter den Verschlusssteinen. Die andere wurde hingegen wieder zusammengebaut und ist heute in einem extra gebauten Museum neben der Pyramide zu bestaunen.
Von außen sieht dieses Museum recht eigenartig aus, denn es wirkt nur wie ein komisch geformter Metallkasten. Innen ist es jedoch wirklich sehr gelungen gestaltet, um dieses Boot zur Geltung zu bringen. Um zu verhindern, dass die Touristen den ganzen Wüstensand mit in das Museum bringen, bekommt jeder einen Stoffüberzug für die Schuhe, was wirklich sehr lustig aussieht.
Zunächst kann man einen Blick auf die Grube werfen, in der das Boot gefunden wurde und sich in einer Fotodokumentation anschauen, wie es wieder zusammengebaut wurde. Im oberen Stockwerk dann präsentiert sich das Boot in seiner ganzen Pracht. Es ist wirklich unglaublich, dass dieses Boot nur mit Holzdübeln und Seilen zusammengehalten wird. Kein einziger Nagel ist verwendet worden.
Nach dem Museum umrunden wir noch den restlichen Teil der Cheops-Pyramide und werfen dann noch einen Blick auf den Ostfriedhof, wo die Beamten des Cheops in Mastabas bestattet wurden. Der Friedhof ist leider nicht zugänglich, aber von einem Hügel aus, können wir alles überblicken.
Inzwischen ist es Mittag geworden und am Bus erwartet uns Hassan bereits mit den sehnlichst erwarteten Tickets für die Cheops-Pyramide.
Jetzt ist es aber erst mal Zeit für einen Mittagsimbiss. Das läuft wieder gleich wie gestern ab: rein in den Bus, Fladen, Käse und Obst verspeisen. Dann kann es losgehen. Den Fotoapparat können wir schon getrost im Bus lassen, denn Fotos sind ohnehin im Inneren der Pyramide nicht erlaubt.
Nach dem Aufstieg zum Eingang (eigentlich ein Grabräubertunnel, der eigentliche Eingang liegt etwas höher) geht es erst noch recht gemütlich ins Innere. Dann aber gelangt man in den aufsteigenden Korridor, der steil und eng ist. Zum Glück ist er nicht allzu lang und in der großen Gallerie kann man dann wieder aufrecht stehen (ich habe euch ein paar Bilder aus Fachbüchern eingescannt).
Die Grabkammer selbst ist völlig undekoriert und nur der leere Granitsarkophag steht hier noch. Viele Leute können wir allerdings beobachten, wie sie versuchen die Energien der Pyramide in sich aufzunehmen, indem sie konzentriert die Wände betatschen.
Nachdem wir alles betrachtet haben geht es wieder nach draußen. Damit wäre Cheops für heute abgehakt. Mit dem Bus fahren wir wieder ein Stückchen weiter (der Zeit wegen, nicht wegen der Distanz) zur Pyramide des Chephren. Zunächst schauen wir uns die Pyramide mit der noch erhaltenen Außenverkleidung an der Spitze von außen an und hören zu, was Sandra uns darüber erzählt. Dann können wir uns das ganze von innen anschauen. Lustigerweise kostet Chephren nämlich nicht extra und es können so viele Leute rein, wie wollen. Der Unterschied ist im Inneren auch schnell zu spüren, denn es ist weit wärmer und stickiger als bei Cheops. Es hat eben doch einen Grund, weshalb der Zugang bei Cheops limitiert ist.
Die Zeit rennt schneller, als wir schauen können, denn auch hier schließt das Ganze schon um 16 Uhr und wir haben noch so viel auf dem Programm. Also müssen wir leider Abstriche machen und das heißt in diesem Fall: kein Mykerinos. Die kleinste der drei Pyramiden könne wir leider nur aus der Ferne bewundern und uns das zweite Busreferat anhören.
Der Bus bringt uns noch zum Panorama-Viewpoint. Dort kann man alle drei Pyramiden schön sehen und fotografieren, sofern man ein Plätzchen zwischen all den Touristen findet.
Jetzt reicht noch die letzte Stunde, um mit dem Bus zum Fuß des Plateaus zu fahren, damit wir noch den Sphinx bewundern können. Auch hier tummeln sich Touristen und Händler und alle müssen durch einen kleinen Gang im Tempel, der wie ein Nadelöhr wirkt.
Auf dem Rückweg zum Bus wage ich noch einmal einen Handel. Wer mich kennt, der weiß, wie sehr ich Katzen liebe und bei einer so schönen Bastet-Figur, wie sie hier angeboten wird, kann ich einfach nicht widerstehen. Der Preis muss allerdings schwer ausgehandelt werden. Ich bleib aber hartnäckig und der Händler wird langsam grantig, aber schlussendlich hab ich das gute Stück doch zu einem wirklich günstigen Preis erstanden.
Nachdem wir am späten Nachmittag wieder im Hotel sind, ist es erst mal Zeit, sich etwas auszuruhen. Das ständige laufen und Pyramiden-hoch-und-runter-klettern, war eben doch anstrengend. Ich nutze die Zeit, um zumindest mal ein paar Postkarten zu schreiben.
Um halb 7 treffen wir uns dann in der Lobby, um uns auf die Futtersuche zu machen. Die Straßen, die sonst so belebt sind, sind praktisch wie leergefegt. Warum bloß? Die Antwort ist ganz einfach: Ägypten spielt heute im Africa Cup im Viertelfinale, das will keiner verpassen. In den Kaffeehäusern sammeln sich die Leute vor den Fernsehern. Die Ladenbesitzer machen sogar ihre Türen zu, weil der Fußball wichtiger ist, als die Kunden. Ein wirklich lustiger Anblick. Wir sehen das Spiel zwar nicht, aber die Highlights bekommen wir trotzdem mit, denn bei jedem Tor geht ein riesen Jubel durch die Straßen.
Wir nehmen unser Abendessen heute im Café Riche, einem Restaurant aus der Kolonialzeit, das lange Zeit geschlossen war und nun nach einer Renovierung vor wenigen Jahren wieder aufgemacht hat. Die Atmosphäre dort ist wirklich sehr gemütlich und das Essen sehr fein und günstig. Die Wahl hat sich gelohnt.
Als wir dann später zum Hotel zurücklaufen, hat sich das Straßenbild verändert. Überall laufen die aufgeregten Ägypter herum, denn ihr Team hat das Spiel gewonnen. Und wer glaubt, dass es im lauten Kairo keine Steigerung für das Hupen der Autos geben kann, der hat sich getäuscht. Es geht noch mehr und noch lauter.
Wir bewegen uns in einem ständigen Stop-and-go vor, um auch ja keinen im Getümmel zu verlieren und wagen uns in halsbrecherischem Mut auf die Straßen. Allmählich kriegen wir wirklich Übung darin. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass wir sowas niemals zu Hause versuchen sollten.
Als wir schließlich ins Bett gehen, ist Kairo noch immer im Siegesrausch. Aber ich bin mittlerweile so müde, dass mich nicht mal das noch stören kann.