Donnerstag, 25. Juni 2009

Schottland

Halli Hallo! Es wird mal wieder Zeit für einen neuen Blogeintrag, diesmal in Form eines Reisetagebuchs. Gemacht hab ich die Reise zusammen mit einer Chat-Freundin, Carsi das Huschele^^. Was wir beide verrücktes angestellt haben, könnt ihr hier nun nachlesen. Der Urlaub ist jetzt schon knapp zwei Wochen her, aber ich bin vorher einfach nicht dazugekommen das Ganze zu bloggen. Hier ist also der erste Schwung Berichte und Fotos:


1. Tag: Samstag, 30. Mai 2009

Die ersten Minuten des Tages fangen eigentlich ganz harmlos und relaxt an. Strahlend blauer Himmel und warmer Sonnenschein begrüßen mich, als ich aus dem Fenster sehe. Genau der richtige Tag, um zu verreisen. Aber ausgerecht diese Tatsache sorgt schon mal für das erste Problem: bei diesem Wetter muss eindeutig eine luftigere Reisebekleidung her, die schlauerweise irgendwo tief unten in meinem Rucksack steckt. Da bleibt nichts anderes übrig außer alles raus und dann alles wieder rein.

Puh, nach dieser anstrengenden Umpackaktion geht der Stress gleich weiter. Nicht nur, dass meine Mum unbedingt noch einen Aufsatz von mir durchlesen muss, der heute noch per Mail weg muss, nein es kommen auch noch diverse andere Aufregungen hinzu: mein Kater Diego macht einen unerlaubten Ausflug und muss wieder eingefangen werden, Grünabfälle müssen unbedingt noch weggebracht werden, eine verzweifelte Suche nach einem Kofferanhänger beginnt, das Guthaben beim Handy muss aufgeladen werden, dann noch ein „schneller“ Abstecher zum Edeka, um verschiedene Kleinigkeiten zu besorgen und zu guter Letzt wird man noch fast vom Rucksack erschlagen.

Nach einem Mittagsimbiss geht es dann endlich los. Ich schultere meinen scheinbar tonnenschweren Rucksack auf, hänge mir die fast ebenso schwere Umhängetasche um, noch ein Abschiedsgruß an meine Oma und meinen Kater und dann startet Taxi Mama mit mir nach Waldshut zum Bahnhof.

Wer die Bahn kennt, der weiß, dass an dieser Stelle das große Aber kommt. In diesem Fall teilt man uns mit, dass der InterRegio, der eigentlich bis nach Ulm durchfahren sollte, ausnahmsweise heute nur bis Friedrichshafen fährt. An sich braucht mich das wenig zu kümmern, weil ich sowieso nur bis Schaffhausen fahren muss. Verwirrung entsteht erst, als jemand aus der unverständlichen Durchsage herauszuhören glaubt, dass der Zug nur bis Tiengen (also eine Station weiter) fährt und wir dort auf einen Bus umsteigen müssen. Bei dem knappen Anschluss, den ich erreichen muss, kann ich mir sowas wirklich nicht leisten.
Zum Glück stellt sich das aber als Falschmeldung heraus und ich kann bis Schaffhausen mitfahren. Ich finde sogar einen Sitzplatz für mich und mein „bisschen“ Gepäck. Nachdem wir Schaffhausen pünktlich erreicht haben und ich wie geplant ein paar Minuten später im ICE nach Stuttgart sitze, ist die erste Aufregung erst mal vorbei. Jetzt wird’s erst mal Zeit für einen kleinen Snack.

Alles läuft nach Plan. Der Zug kommt pünktlich an, ich erreiche spielend die S-Bahn und um 14.45 Uhr erscheine ich wie abgemacht am Meeting Point B am Flughafen. Nur…wo ist Carsi? Noch kein Grund zur Sorge. Immerhin wohnt sie ja auch ein ganz schönes Stück weg.
Als 20 Minuten später aber immer noch niemand da ist, werd ich langsam ungeduldig. Umso verwirrter bin ich, als mich eine SMS mit dem Satz erreicht: „Wo bist du?“. Verwirrt seh ich mich um und prompt erspähe ich Carsis Dad, der mich dann zu den anderen führt. Schlauerweise ein Stockwerk weiter oben.

Endlich alle vereint geht es ans Einchecken. Das ist aber alles andere als einfach. Was ist nur aus den guten alten Check-In-Schaltern geworden? Stattdessen dürfen wir uns mit einem Automaten herumschlagen, dem wir auf sämtliche Fragen Rede und Antwort stehen müssen. Und zum krönenden Abschluss spuckt er nur meine Boardkarten aus, nicht aber die von Carsi. Wunderbar! Soviel zum Thema, mit der Technik wird alles einfacher.

Nachdem auch dieses Problem geklärt ist und wir brav unser Gepäck gewogen haben (13,2 kg), schleppen wir die Rucksäcke noch zum Sperrgepäckschalter, dann haben wir sie endlich los. Bleibt zu hoffen, dass wir sie in Edinburgh auch wiedersehen.
Ohne das Gewicht auf dem Rücken, geht es doch gleich viel einfacher. Nachdem auch Carsi sich von ihrer Familie verabschiedet hat, lassen wir uns und das Handgepäck noch durchchecken, ehe wir am Gate auf unseren Flug warten.

Amsterdam, wir kommen. Der Flug geht flott voran und um 19 Uhr sind wir auf unserer Zwischenstation. Um den Flughafen zu verlassen, reicht es natürlich nicht. War wohl nichts mit Tulpen und Coffee Shop.^^ Nach einer Runde durch die Shops, einem Drink und der genauen Beobachtung der Kofferverladung, geht die Reise um 21 Uhr weiter.

Auch der Flug über die Zeitzone hinweg ist bald wieder vorbei und langsam werden wir auch immer müder. Kein Wunder, bei diesem Mini-Jet-Lag. Heil in Edinburgh angekommen ist die Spannung groß: Ist das Gepäck da oder nicht?Ja, wir können aufatmen, es ist angekommen, allerdings verraten uns die gelben Zettelchen schnell, dass die Bundespolizei es offenbar für nötig gehalten hatte, unsere Rucksäcke zu durchsuchen.

Voll bepackt halten wir Ausschau nach dem Bus zur Innenstadt und müssen dabei noch einen kleinen Sprint zurücklegen, um ihn noch zu erreichen. Mit unseren Rucksäcken muss das aber eher aussehen, wie zwei Pinguine, die unbeholfen übers Pflaster watscheln.
Mittlerweile geht es schon auf die Mitternacht zu, als wir auf der Waverley Bridge ankommen. Nun muss nur noch ein Fußmarsch bis zum High Street Hostel zurückgelegt werden. Zum Glück kann man dort 24 Stunden lang einchecken, sodass alles glatt läuft und wir unsere Betten beziehen können.Unsere Mitbewohner schlafen natürlich schon, weshalb wir uns möglichst leise hineinschleichen und es uns dann in unseren Betten mit Namen „Amsterdam“ und „Berlin“ bequem machen.



2. Tag: Sonntag, 31. Mai 2009

Schlafen war in dieser Nacht nicht so einfach. So günstig eine zentrale Lage der Unterkunft auch ist, man sollte nie das Nachtleben vergessen, dass sich offenbar direkt vor unserem offenen Fenster abgespielt haben muss. Deswegen bin ich auch noch recht verschlafen, als wir um halb 8 aus den Federn kriechen. Das mit dem runter klettern vom Stockbett muss ich wirklich auch noch üben. Aber wenn man bedenkt, wie oft ich noch in einem solchen übernachten werde, werde ich dazu auch noch genug Gelegenheit finden.

Man lernt doch immer wieder dazu; auch, dass sich Duschen in Wandschränken verstecken können. Das klingt jetzt sicher seltsam, ist in diesem Hostel aber der Fall. Betrete den gemeinschaftlichen Waschraum, wende dich nach links und öffne eine dieser so typischen Schranktüren. Du wirst sehen, dich empfängt tatsächlich ein Duschkopf.

Als nächstes geht es zum Frühstück. In diesem Hostel kann man sich für wenig Geld mit allem versorgen was man will. Ich entscheide mich heute für Cornflakes und Orangensaft, bevor wir uns auf den Weg machen, Edinburgh unsicher zu machen.
Unser Weg führt uns die noch recht ruhige High Street – auch Royal Mile genannt – hinauf zum Castle. Noch sind wir etwas früh dran und müssen noch etwas warten, bis es seine Toren für uns gierige Touristen öffnet.

Gemessen an dem, was in der Hochsaison an Besucherandrang zu erwarten ist, haben wir noch relativ viel Glück mit den Leuten, die in den unmöglichsten Momenten genau dort hinrennen, wo man gerade ein Foto machen will. Dennoch merkt man schnell, dass das Edinburgh Castle nicht umsonst eines der berühmtesten Attraktionen Schottlands ist. Hin und wieder begegnen uns Gruppen, die von Männern in Kilt angeführt werden. Diese veranstalten in regelmäßigen Abständen lebendige Führungen durch das Castle. Carsi und ich erkunden die Gegend aber lieber auf eigene Faust. Eine Höhepunkt dabei sind zweifellos die Reichsinsignien (Krone, Zepter und Schwert), die man natürlich nicht fotografieren darf.


Nachdem wir die Burg hinter uns gelassen haben, wird’s Zeit für das Mittagessen. Zunächst versorgen wir uns bei einem Newsagent mit Wasser, bevor mich Carsi zur „Gebackenen Kartoffel“ führt. Dort gibt es Kartoffeln mit verschiedenen Beilagen. Alles, was das Herz begehrt. Eigentlich das Paradies, aber für jemand wie mich, die sich so schwer entscheiden kann, fast die Hölle.Nachdem ich lange die Karte studiert habe, entscheide ich mich für die Pilze im Sauerrahm, während ich fasziniert beobachte, wie ein französisches Paar den Haggis wählt. Ob die wirklich wissen, was das ist?

Gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Calton Hill und dem dazugehörigen Friedhof. Auch wenn es wahrscheinlich steilere Berge gibt, in diesem Fall sträuben sich die Kartoffeln in unseren Mägen, den Hügel hinaufzurollen.Oben angekommen merkt man aber schnell, dass sich die Anstrengung gelohnt hat. Denn man kann nicht nur die Monumente hier oben bestaunen – von denen eines (wie soll es anders sein?) natürlich eingerüstet ist – sondern hat auch einen herrlichen Blick über die Stadt.

Nachdem wir wieder die Treppen hinunter gerollt sind, geht die Tour weiter zum Holyrood und dem gegenüberliegendem Schottischem Parlament. Nein, das hat rein gar nichts mit Filmen zu tun, sondern ist eine Residenz, in der hin und wieder die königliche Familie verweilt. In dem dazugehörigen Park ruhen wir uns erst mal ein bisschen im Schatten aus.Mittlerweile sind es satte 27 Grad geworden und da soll noch einer behaupten, Schottland wäre nass und kalt. Stattdessen müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht noch einen Sonnenstich holen.

Die High Street wieder hinauf, am Canongate vorbei, ist unser nächstes Ziel der St. Andrew Square. Dort befindet sich nämlich die Station für den Scottish Citylink Bus. Mit diesem gelangt man nämlich am einfachsten – wenn auch nicht unbedingt am billigsten – von einer Stadt zur nächsten. Clever ist es, die Tickets möglichst schnell zu buchen (sollte es irgendjemand einmal schaffen ein Onlineticket zu bestellen, soll er bescheid sagen!!!), weil sie dann billiger sind. Nichts ist teurer als die Fahrkarte direkt beim Busfahrer zu kaufen.

Ausgestattet mit den ersten Tickets für Inverness und Ullapool machen wir uns auf den Weg zum Hostel. Es ist Sonntag, das heißt „Burger Night“ im High Street Hostel.Tja, denkste! Als wir zur ausgeschriebenen Zeit in der Küche sind, sind weit und breit keine Burger zu sehen. So eine Frechheit! Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns bei unserem beliebten Newsagent ein Sandwich zu kaufen.Also, Merkzettel: unbedingt Sachen zum Selberkochen einkaufen, damit man sich auf sowas nicht mehr verlassen muss.

Ungefähr zeitgleich mit unseren Zimmergenossen, machen wir uns fertig fürs Bett. Entgegen aller Befürchtungen, sind unsere Mitbewohner eigentlich ganz in Ordnung. Sowohl das deutsche Pärchen von Nebenan, wie auch die beiden asiatischen Mädchen im Bett gegenüber wissen sich zu benehmen. Bleibt nur zu hoffen, dass es heute Nacht leiser auf der Straße zugeht.

3. Tag: Montag, 1. Juni 2009

Frisch fröhlich starten wir den Tag um 8 Uhr. Ein Glück, dass ich doch noch meine Dreiviertelhose eingepackt habe, denn heute lohnt sie sich zweifellos. Noch brav den Hut aufgesetzt, dann kann es losgehen.

Unser Weg führt uns über die South Bridge zur Nicolson Street. Dass das Alltagsleben in diesem Teil der Stadt vorherrschend ist erkennt man daran, dass man hier weit weniger Touristen trifft, als auf der belebten Royal Mile. An der Universität wären wir beinahe vorbeigelaufen, doch als wir uns nochmal umwenden, entdecken wir sie; zumindest einen Teil davon. Wenn man dem Stadtplan trauen darf, dann verteilen sich die Gebäude der Universität über den gesamten Südosten der Stadt.

Wieder zurück im Herzen des Touristenzentrums nutzen wir die High Street, um über die George IV Street zum Grassmarket zu kommen. Auf diesem alten Marktplatz ist noch heute die Stelle markiert, an der einst ein Galgen stand. Drumherum findet man allerhand Restaurants und Pups, die zu dieser frühen Stunde eifrig die Fenster putzen und von Lieferwagen versorgt werden.

Von der westlich gelegenen Kings Stable Road hat man einen einzigartigen Blick zum Castle hoch oben auf dem Felsen. Diesen Blick kann man noch mehr genießen, wenn man einen Spaziergang durch die West Princes Street Gardens macht; ein Park direkt am Fuße des Castles.
Unklugerweise verläuft mitten durch diesen Park die hiesige Eisenbahnlinie und aus irgendeinem Grund haben die Leute wohl beschlossen uns zu ärgern, denn als wir dem Weg folgen geraten wir zunächst in eine Sackgasse. Alle Zugänge zum größeren Teil auf der anderen Seite der Bahnlinie werden uns verwehrt, also bleibt uns nichts anderes übrig, als umzukehren und die Brücke gleich am Anfang des Parks zu überqueren.

Hier sieht die Sache doch gleich ganz anders aus. Bänke reihen sich entlang des Weges, Leute sonnen sich auf den grünen Wiesen und ein großer Springbrunnen plätschert munter vor sich hin. Kein Wunder, dass alle relaxen, denn heute ist das Thermometer sicher schon längst auf 30 Grad geklettert. Brauner wird man im Spanienurlaub sicher auch nicht; oder in Carsis Fall wohl eher rot^^.

Wir lassen uns davon nicht beirren und hecheln stattdessen zur Royal Scottish Acadamy und der National Gallery hinauf. Wer einen Faible für Kunst hat, sollte dort einen Blick hinein werfen, wir hingegen bevorzugen es, die Gebäude von außen zu betrachten und den wunderschönen Blick über die Stadt zu genießen.

Weiter geht es in die New Town zum St. Andrew Square. Ja, ihr erinnert euch richtig, da waren wir gestern schon, aber da hatten wir nur unsere Bus Tickets im Sinn. Heute schenken wir unsere Aufmerksamkeit aber viel mehr der großen Säule mit dem Standbild und der grünen Wiese, auf der man wunderbar die Sonne genießen kann. Carsi weigert sich aber noch immer ihre Sonnenbrille abzunehmen. Tja, dafür scheint es ohnehin schon zu spät zu sein, zumindest hat sie schon deutliche Spuren um die Augen rum hinterlassen. Der Waschbärlook lässt grüßen.^^

Was wäre ein Urlaub ohne Gerüst und Baustellen? Nachdem man uns schon gestern das Nelsons Monument in einem schönen Gerüst präsentiert hat, müssen wir uns heute durch eine große Baustelle auf der Dublin Street schlängeln, um in den ersten Souvenirladen zu huschen.Dort gibt es ja sooo viele schöne Sachen! So viel, dass ich mich noch gar nicht entscheiden kann und deshalb mit leeren Händen heraus komme, während sich Carsi mit hübsch bedruckten Geschirrtüchern versorgt hat. Nein, das ist kein Witz, diese Geschirrtücher sind wirklich hübsch!

Ganz so zurückhaltend bin ich dann später aber doch nicht, als wir in die High Street zurückkehren und den nächsten Laden stürmen. Diesmal kann ich dem Charme eines kleinen Teddys im Kilt mit Dudelsack einfach nicht wiederstehen und so dudelt er eifrig ein „Scotland the brave“ vor sich hin, wann immer ich auf seinen Dudelsack drücke. Auch ein hübsches Fähnchen erstehe ich hier, das sich sicher schön an meinem Rucksack macht.

Nachdem wir unsere Errungenschaften im Hostel abgeliefert haben, machen wir uns auf Futtersuche. In der Princess Mall gibt es alles an Fast Food, was das Herz begehrt und weil ich ja von den lokalen Spezialitäten probieren will, entscheide ich mich für Fish&Chips. Zunächst bin ich zwar etwas skeptisch, was die Würzung angeht, aber schlussendlich muss ich sagen, dass es mit Salz und Essig echt lecker schmeckt, ehrlich!

Die High Street hält uns auch nach dem Mittagessen weiterhin in ihrem Bann. Um meine Pflichten als braver Urlauber zu erfüllen, kaufe ich noch ein paar Postkarten. Besser ich erledige das so schnell wie möglich. Man weiß ja nie, wie die Postlage in den Highlands ist. Auf unserem weiteren Weg kommen an einem Schwertladen vorbei. Da gibt es für Carsi natürlich kein Halten mehr. Ich muss zugeben, es gibt ein paar nette Stücke dort, aber sie macht ihre Drohung nicht wahr und wir kommen ohne eine scharfe Klinge wieder heraus.

Die letzte Sehenswürdigkeit für heute befindet sich an einer Verzweigung zwischen der George IV Bridge und der Candlemaker Row, in unmittelbarer Nähe zum Royal Museum of Scotland. Ich sage das deshalb so genau, weil sich dort das meistfotografierteste Motiv Edinburghs befindet, das nicht mal mit einem Wort in meinem Reiseführer erwähnt wird.Es ist niemand anderes als Greyfriars Bobby. Der Erzählung nach, soll der Hund nach dem Tod seines Besitzers die restlichen 14 Jahre seines Lebens nur noch am Grab seines Herrchens verbracht haben. Deshalb wird er bis heute für seine Treue hochgeschätzt. An seinem Grab im Greyfriars Churchyard türmen sich heute noch allerhand Kuscheltiere und Blümchen.

Am späten Nachmittag beenden wir schließlich unsere Besichtigungstour und machen uns auf den Weg zum Lidl (ja, auch Schottland ist nicht vor Lidl sicher). Dort versorgen wir uns erst mal mit ein paar Dingen, damit wir in der nächsten Zeit nicht hungern müssen. Nach einem kurzen Abstecher zum „Forbidden Planet“ (ein Laden, in dem es allerhand Fanartikel zu Science Fiction, Fantasy und Horror gibt) decken wir uns noch mit Trinken beim Newsagent ein.Wirklich seltsam. Nachdem wir zwei Tage lang wohl insgesamt sicher fünfmal in diesem Laden waren, war immer ein anderer an der Kasse.

Nichts ahnend machen wir uns auf den Weg zum Hostel. Wir haben schon allerhand Pläne, was wir den Abend noch alles machen wollen. Vor allem haben wir im Sinn, unseren Rucksack fertig zu packen, damit wir morgen gleich abreisen können. Aber als wir in unser Zimmer kommen, trifft uns fast der Schlag, oder genauer gesagt, wir werden förmlich betäubt von einer Mischung aus Käsefüße und Schweiß. Ursprung dieser Gestankwolke ist der kugelige Kerl, der es sich nur in Unterhose bekleidet (die ihm sicher zwei Nummern zu klein ist) in einem Bett gemütlich gemacht hat. Die Fenster sind natürlich fest geschlossen und die Vorhänge zugezogen.

Mühsam gelingt es uns gerade noch alles abzustellen und unsere Handys zu schnappen, bevor wir diesem Miefling entgehen und wieder auf den Gang flüchten. Dort befinden sich sowieso die einzigen Steckdosen. Unseren anderen Mitbewohnern geht es da nicht viel anders, auch sie haben Bedenken, wie sie die kommende Nacht ohne Gasvergiftung überstehen sollen.
Schlussendlich gibt es aber kein Entkommen mehr. Nachdem sich jemand erbarmt hat, die Fenster wieder zu öffnen, ist es zumindest soweit erträglich, dass man es auf einen Versuch ankommen lassen kann.

4. Tag: Dienstag, 2. Juni 2009

Um 7 Uhr ist es Zeit zum Aufstehen, schließlich wollen wir früh genug los, wenn wir die die 250km lange Strecke nach Inverness zurücklegen wollen. Wir haben tatsächlich die Nacht mit Dr. Mief überstanden! Schnell noch den Rest in den Rucksack gepackt und dann nichts wie raus hier.

Nach dem Frühstück marschieren wir zum St. Andrew Square und entdecken schnell den richtigen Bus. Offenbar müssen wir auf den Busfahrer einen ziemlich erschöpften Eindruck erweckt haben, denn als er die Gepäckklappe für uns öffnet grinst er uns eiskalt ins Gesicht: „Put the luggage in here – if you can.“Was soll denn hier bitte heißen „wenn ihr könnt“? Sehen wir wirklich so aus, als klappen wir gleich zusammen? Jedenfalls wuchten wir unsere Rucksacke ganz allein in das Fach und suchen uns dann ein Plätzchen im Bus.

Somit lassen wir Edinburgh also hinter uns. Bis Perth gabeln wir noch die ein oder anderen Fahrgäste auf der Strecke auf, dann geht es Non-Stopp Richtung Inverness. Die Sonne begleitet uns auch heute wieder, nur kurz nach Edinburgh geraten wir kurzzeitig auf der Brücke über den Firth of Forth in eine dicke Nebelsuppe.

Die Fahrt verläuft zunächst ganz unspektakulär über eine Autobahn und erst eine Weile nachdem wir Perth hinter uns gelassen haben, geraten wir auf engere Straßen, wo man die Landschaft umso mehr genießen kann. Besonders witzig anzusehen sind immer wieder die Schafe auf den nahe gelegenen Wiesen. Offenbar ist in diesen entlegenen Gebieten des Landes jeder Bus für sie ein Highlight des Tages.

Ansonsten begegnen uns natürlich viele Berge und hin und wieder auch ein paar Kühe. Dazwischen taucht ab und zu ein kleines Dorf auf. Alles wird natürlich ausführlich von uns gefilmt und fotografiert. Highlands wir kommen!

Auf der A9 geht es vorbei an Dunkeld und Pitlochry, wir überqueren den Pass of Drumochter und gelangen ins Tal des Spey. Da weiß man gar nicht, wo man als erstes hinschauen soll. Als wir uns nach etwa 3,5 Stunden schließlich Inverness nähern, wird es schlagartig trüber. Offenbar haben wir das schöne Wetter zu früh gelobt. Als wir aussteigen ist die Hauptstadt der Highlands in Wolken gehüllt und es ist auch längst nicht mehr so warm wie in Edinburgh.

Nachdem wir unsere Rucksäcke haben, müssen wir uns dem nächsten Problem widmen: wo ist eigentlich unser Hostel? Zwar haben wir eine Adresse, aber dafür brauchen wir erst noch einen Plan. Den finden wir zwar an der Bus Station, allerdings wird man aus diesem nicht ganz schlau, sodass wir zunächst in die verkehrte Richtung laufen (eine Angewohnheit, die uns während des gesamten Urlaubs immer wieder verfolgt). Als wir dann die richtige Straße gefunden haben, suchen wir vergeblich nach Hausnummern. Deshalb – wie soll es anders sein? – schlagen wir auch hier zunächst die verkehrte Richtung ein, ehe wir umkehren und endlich fündig werden.


Das Highlander Hostel liegt eigentlich sehr zentral, direkt in der Highstreet. Leider wirken die mit Reklame verhangenen Fenster und der versteckte Eingang, in einem Durchgang wenig einladend, aber wenn man erst mal drin ist (was Anfangs ohne den Türcode gar nicht so einfach ist), ist es drinnen eigentlich ganz nett.

Leider sind wir noch zu früh, denn man kann erst ab 14 Uhr einchecken. Wir dürfen aber unsere Rucksäcke dalassen und können uns also auf den Weg machen, um Inverness zu erkunden. Zuvor muss aber unser hungriger Magen besänftigt werden, weswegen wir uns einen Imbiss in einer Shopping Mall gönnen (Randbemerkung: die Damen beim Burger Express sind nicht unbedingt die hellsten).

Gestärkt ist unser nächstes Ziel die Tourist Info gleich neben dem Rathaus, dort kann man sich nämlich mit allerlei Flyern versorgen. Am River Ness spazieren wir weiter, um uns einen ersten Eindruck von der Umgebung zu machen. Inverness ist natürlich um einiges kleiner als Edinburgh und nicht ganz so stark touristisch geprägt, aber wenn man es genauer unter die Lupe nimmt, entdeckt man einige hübsche Fleckchen, besonders am Fluss entlang, etwa die große St. Andrews Kirche, die fast ein bisschen wie Notre Dame in Kleinformat wirkt.

Bevor wir uns dem Castle widmen, das auf der höchsten Erhebung der Stadt thront, kehren wir erst noch ins Hostel zurück, um unser Zimmer zu beziehen. Offenbar gibt es dieses Hostel noch nicht so lange, oder es ist erst kürzlich renoviert worden, denn alles wirkt noch recht neu und jedes Schloss funktioniert mit einem Zahlencode.

Das Zimmer ist recht unspektakulär und die Metallbetten sind recht gewöhnungsbedürftig, dafür haben wir aber ein eigenes Bad. Die Schließfächer taugen allerdings wenig. Es sind eher kleines Gitterkästchen, an denen das Schloss fehlt. Ein solches kann man sich dort gegen Gebühr leihen, aber zum Glück sind wir darauf schon vorbereitet gewesen und nutzen unser Kofferschloss.

Nachdem wir unsere Betten bezogen haben, gehen wir endlich „castlen“. Leider ist auch das eine Täuschung, denn das große Schloss beherbergt kein Museum, sondern Verwaltungsbüros, weshalb wir nicht rein dürfen, sondern das Gemäuer nur von außen betrachten können. Dafür hat man von hier oben aber einen ganz tollen Blick auf die Stadt.

Auf dem Vorhof ragt eine große Statue von Flora MacDonald, Schottlands Nationalheldin, empor und wenn man dieser Straße hinunter folgt, gelangt man wieder an den Fluss. Jetzt haben wir auch genug Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang, den wir nur jedem empfehlen können, der Inverness einmal besucht. Im River Ness befinden sich nämlich kleine, bewaldete Inselchen, die allesamt mit Brücken untereinander verbunden sind. Es macht wirklich Spaß dort durchzulaufen und dann am Ufer entlang wieder zurück zur Innenstadt zu schlendern.


Leider haben wir total die Zeit vergessen und müssen uns jetzt sputen, um noch etwas aufzutreiben, das wir heute kochen können. Ganz versteckt in einer Gasse finden wir schließlich einen recht günstigen Supermarkt, wo wir uns mit Fertigfutter eindecken. Jetzt steht dem Abendessen eigentlich nichts mehr im Wege.

Denkste! Als wir die Hostelküche inspizieren kommt der Schock: Gasherde! Und natürlich verfügen wir nicht über Streichhölzer. Auch ein Sprint zum Supermarkt nutzt nichts, denn so etwas führen sie offenbar nicht in ihrem Sortiment. Ansonsten haben bereits alle Läden geschlossen und wir fürchten schon, verhungern zu müssen, als wir zurück in der Küche feststellen, dass es auch ohne Streichhölzer funktioniert.

Peinlich, peinlich. An so etwas sind wir Elektroherdverwöhnte einfach nicht gewohnt, aber zumindest ist so das Abendessen gesichert. Zwar haben wir kein Salz für die Nudeln, aber wir versuchen mit einer Tomatensoße Geschmack hineinzubringen. Gedankliche Notiz: Morgen unbedingt Salz kaufen.

Als wir in unser Zimmer kommen, stellen wir erfreut fest, dass wir immer noch ganz allein in dem 10-Bett Schlafraum sind. Meine Freude über das Zimmer hält aber nur so lange, bis ich versuche zu Duschen und bibbernd feststellen muss, dass es in diesem Bad offenbar kein warmes Wasser gibt. Also weitere Notiz: morgen eines der Bäder auf dem Gang benutzen!

Entfernung: 253 km

5. Tag: Mittwoch, 3. Juni 2009

Wir haben uns zu früh gefreut. Als wir eingeschlafen sind, waren wir noch so glücklich, dass wir das Zimmer für uns haben. Um halb 12 war die Ruhe dann vorbei, als vier deutsche Jungs polternd und labernd das Zimmer stürmten, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass es tatsächlich Leute gibt, die um diese Zeit schlafen wollen. Naja, zumindest waren sie schon so dicht, dass sie nach dem Aufruhr ziemlich schnell eingeschlummert sind.

Auch das Wetter kann sich heute nicht richtig entscheiden. Als wir aufwachen lacht noch die Sonne herein, doch schon nach dem Frühstück bedeckt sich der Himmel wieder, sodass ich noch einen schnellen Hosenwechsel vornehmen muss.

Heute geht es zu einem kleinen Ausflug zum Schlachtfeld von Culloden. Dort fand 1746 die letzte Schlacht zwischen Schotten und Engländern statt, die für die Schotten in einem Desaster endete. Heute befinden sich dort die Gedenksteine der Clans und ein dazugehöriges Museum. Leider haben wir uns mit Zeit etwas verschätzt, sodass wir noch eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten müssen. Zeit genug also, dass ich noch schnell ins Hostel zurückhuschen und meine Schuhe wechseln kann. Sandalen sind bei diesem unbeständigen Wetter wohl wirklich fehl am Platz.

Bus fahren ist schon ein Abenteuer, vor allem wenn man keinen Plan hat, wo man eigentlich aussteigen muss. Kaum ist man aus der City draußen, sind Bushaltestellen lediglich mit einem kleinen Schildchen markiert, wenn man Glück hat gehört noch ein Wartehäuschen dazu, aber nirgendwo ist der Name der Haltestelle zu finden. Kein Wunder, dass Carsi und ich förmlich mit der Nase am Fenster kleben und unruhig im Sitz hin und her rutschen.„Glaubst du wir sind schon vorbei?“; „Ist das wohl Culloden?“; „Da vorne ist eine Wiese, das könnte es sein. Ach nein, doch nicht.“; „Ich glaube wir habens verpasst.“

Hätten wir geahnt, was das für ein riesiges Visitor Centre ist, hätten wir diese Sorgen nie gehabt. Tatsache ist, dass wir NICHT vorbeigefahren sind, weil wer da dran vorbeifährt, ist wahrscheinlich blind. Das Culloden Battlefield ist nicht zu übersehen, zumindest nicht der große Parkplatz und das riesige Visitor Centre.

Sogar Studentenrabatt gibt es und der nette Herr an der Kasse gewinnt sowieso bei mir Sympathiepunkte, als er meinen Studentenausweis inspiziert und meint: „I know where Basel is.“Das Visitor Centre ist wirklich interessant. Es erzählt auf eindrückliche Weise die Geschichte von Bonnie Prince Charlie, der damals versucht hat mit Hilfe der schottischen Clans die Engländer zu besiegen und König zu werden. Leider scheiterte dieses Vorhaben mit der verheerenden Schlacht von Culloden, doch die Schotten verehren ihn heute noch immer sehr.

Nachdem man sich ausgiebig über diese Ereignisse informiert hat, geht es auf das Schlachtfeld hinaus. Dort markieren heute blaue und rote Fahnen, wo sich die Frontlinie der beiden Rivalen befand. Dazwischen tauchen immer wieder kleine Gedenksteine auf, die die Namen der Clans tragen. Im Zentrum ragt ein großes Denkmal aus Stein auf und markiert damit praktisch den Mittelpunkt. Mag sein, dass es an dem verhangenen Himmel liegt, aber wenn man so über das weite Feld marschiert, glaubt man eine merkwürdige Atmosphäre zu spüren. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass man hier praktisch über ein Massengrab läuft.

Als wir zurück zum Parkplatz laufen, sind wir leider einen Schritt zu langsam, sodass uns der Bus vor der Nase weg fährt. Irgendwie haben wir heute wirklich kein Timing. Dann verweilen wir uns eben noch ein bisschen im Souvenirshop und statten der Toilette einen Besuch ab, ehe wir den nächsten Bus erwischen.

Mittagessen gibt es heute im Restaurant zur goldenen Möwe (=McDonalds) und anschließend statten wir dem Museum am Fuße des Castles, gleich hinter Tourist Info, einen Besuch ab. Das Schöne in Schottland ist, dass man in den großen Museen meist gar keinen Eintritt bezahlen muss. In diesem Fall ist es zumindest so. So lernen wir also an diesem Nachmittag noch viel über die Geschichte der Highlands, angefangen von der Steinzeit bis zur Moderne.


Vor dem Abendessen müssen wir unbedingt nochmal in den Supermarkt und Salz kaufen. Offenbar scheint es in Großbritannien nicht üblich zu sein, die Fertiggerichte auch fertig zu würzen. Heute gibt es Reis mit Süß-Sauer-Soße und als Nachtisch ein paar Trauben, wobei ich stets ein Auge auf die Trauben haben muss, bevor Carsi sie mir wegfuttert, ehe ich mich versehe^^.

Als wir zurück ins Zimmer kommen, sind unsere rebellischen Zimmergenossen noch ausgeflogen. Kein Wunder, denn sie sitzen ja unten im Speiseraum und haben gerade ihr Bier ausgepackt. Umso besser, dann haben wir unsere Ruhe. Duschen tu ich heut lieber in einem der Bäder auf dem Gang, wo die Dusche zwar warm, aber unberechenbar ist. Naja, zumindest komm ich diesmal nicht als Eisklotz raus.

Keine Kommentare: