Freitag, 26. Juni 2009

und weiter gehts...

6. Tag: Donnerstag, 4. Juni 2009


Der Morgen beginnt für uns heute vergleichsweise früh. Schon um Viertel vor sieben kriechen wir aus unseren quietschenden Betten und sind froh, dass wir unsere „Honks“ zurücklassen können, die nach ihrer lautstarken Heimkehr um 2 Uhr morgens jegliche Sympathiepunkte bei uns endgültig verspielt haben. Noch ein kurzes „strip the bed“ und dann kanns losgehen.
Mit Frühstück sieht es heute leider schlecht aus, da die Küche im Hostel erst um 8 aufmacht, was für uns natürlich zu spät kommt. Mit Milch hätten wir uns notfalls ja noch versorgen können, aber wie isst man Cornflakes ohne Schüssel und Löffel?

Pünktlich um 8.10 Uhr startet unsere Fahrt nach Ullapool. Es sind zwar diesmal nur 92 km, aber die lohnen sich wirklich. Eine Stunde lang durch die Highlands, das muss natürlich ausgiebig gefilmt werden. Auf der A87 geht es nordwärds. Wir passieren viele Berge, hin und wieder ein paar kleine Lochs und viele Weideflächen. Immer wieder lustig sind die Schafe, die je nach Besitzer mit einem anderen Farbpunkt markiert sind. Seltener trifft man dagegen auf Kühe oder Pferde.

Gegen halb 10 kommt dann das kleine Fischerörtchen Ullapool in Sicht. Für zwei Touristen wie Carsi und mich, die die letzten Tage bloß in Großstädten verbracht haben, ist das natürlich eine Umstellung, aber eigentlich ist es ein ganz süßes Fleckchen. Nur das Wetter könnte etwas besser sein. Zwar ist es nach wie vor trocken, aber wenn sich hin und wieder die Sonne zeigen könnte, würde es den Anblick der ruhigen Bucht mit den kleinen Bötchen gleich viel schöner machen.

Nicht so schön ist auch unser erstes Zusammentreffen mit dem Hostelpersonal. Obwohl es erst halb 10 ist, lässt uns die gute Frau nicht einchecken, obwohl auf meinem Zettel klar steht, dass es bis halb 11 möglich ist. Jetzt müssen wir bis 17 Uhr warten und haben noch nicht mal einen Ort, wo wir unsere Rucksäcke sicher lagern können.

Das trübt unsere Stimmung doch etwas und vor allem haben wir immer noch nichts Vernünftiges im Magen. Also zwängen wir uns mit unserem Gepäck in einen engen Tante Emma Laden und versorgen uns erst mal mit Sandwich und Trinken. Am Hafen wird dann über das weitere Vorgehen nachgedacht.

Voll beladen beschließen wir erst mal am Pier entlang zu laufen und stoßen dabei prompt auf einen Wegweiser zur Tourist Info. Dort gibt es doch bestimmt einen „Stadt“-Plan. Kaum halten wir diesen in unseren Händen, stellen wir fest, dass es hier auch ein kleines Museum gibt. Schon ein paar Häuser weiter entdecken wir es in einer umgebauten Kapelle und die freundliche Dame an der Kasse passt selbstverständlich auf unsere Rucksäcke auf, so lange wir uns umsehen.

Das Museum erzählt sehr schön den Wandel des kleinen Örtchens, das seit jeher vom Fischfang abhängig war. Als Ende des 18. Jahrhunderts viele Bauern durch die Land Clearences enteignet wurden, versuchten sie einen Neuanfang in der Neuen Welt. Im Gebiet um Ullapool brachen viele Schiffe nach Westen auf und die kanadische Provinz Nova Scotia ist ein Resultat davon. Wer viel Zeit hat, kann sich an einen der Lesetische setzen und in den alten Dokumenten blättern. Sehr schön ist auch der kleine Film, der regelmäßig gezeigt wird. Man kann ihn sogar auf Deutsch anhören oder wer will auch gern auf Gälisch.

Als wir mit unserer Besichtigung fertig sind, wird die freundliche Dame an der Kasse sogar zu unserer Retterin. Nachdem wir ein wenig miteinander geplaudert haben, bietet sie uns, dass wir unsere Rucksäcke doch bei ihr lassen können. Das Museum hat noch bis 17 Uhr geöffnet und so lange wäre sie auch hier und könnte ein Auge auf unsere Sachen haben, damit wir den Tag ohne das schwere Gepäck genießen können. Keine Frage, natürlich haben wir das Angebot angenommen^^.

Ohne die 13 Kilo auf dem Rücken geht es doch gleich viel leichter. Wir kehren zum Hafen zurück und schlendern noch etwas am Kiesstrand entlang. Gerade haben wir es uns auf einer Bank in einem kleinen Park gemütlich gemacht, da setzt plötzlich ein leichter Regen ein. Doch lassen wir uns davon beeindrucken? Sicher nicht! Schließlich muss sich die dicke Wetterjacke ja auch lohnen.

Zum wirklichen Regen kommt es dann sowieso nicht und als wir uns wieder auf den Weg Richtung Hafen machen ist es bereits Mittag. Jetzt wird es Zeit, dass wir uns die Karten für die Bootstour auf dem Loch Broom besorgen. Für den Nachmittag ist nämlich eine zweistündige Wildlife Cruise angekündigt. Zwar ist der Spaß nicht ganz billig, aber man muss sich schließlich auch mal was gönnen.

Bis zur Abfahrt haben wir aber noch genug Zeit für ein kleines Mittagessen und nachdem ganz Ullapool offenbar auf den Fish&Chips Imbiss schwört, schließen wir uns diesem Trend an.Du meine Güte, allmählich bekomme ich Probleme, die riesige Portion noch runterzubringen, dabei ist das die Normalgröße. Ich will gar nicht wissen, was die große Portion ist.

Die Möwen haben offenbar auch schon durchschaut, dass die meisten mit den Portionen überfordert sind und lauern gierig auf die Hinterlassenschaften. Als ich unvorsichtig genug bin, dass mir ein Fischhappen auf den Boden fällt, ist das Chaos nicht mehr aufzuhalten. Gierig stürzen sich die Federviecher auf den Happen und wer leer ausgeht, der erwartet selbstverständlich, dass gleich nochmal was abfällt. Vom Fisch bekommen sie nichts zu sehen, aber da ich die letzten Pommes beim besten Willen nicht schaffe, gibt es dann doch noch eine kleine Raubtierfütterung.

Noch vor der offiziellen Bootstour, macht Carsi am Hafen noch eine tolle Beobachtung: ein Seehund schwimmt ganz ungeniert im Hafen umher und lässt sich brav von mir filmen. So ungestört können wir die Wildtiere auf der Bootsfahrt sicher nicht beobachten.

Um 14 Uhr geht es dann endlich los mit unserer Bootstour auf der Summer Queen. Die Leute strömen förmlich auf das Schiff, aber wir bekommen trotzdem noch einen guten Platz an der Reling. Das Wetter hat sich inzwischen gebessert und die Sonne lässt sich blicken. So viel Wildlife sehen wir zunächst gar nicht, dafür aber schöne Felsküsten. Besonders schön sind die hohen Felswände, in denen die Möwen ihre Kolonien haben. Und auch die versprochenen Seehunde lassen sich dann endlich blicken, teils zu Wasser, teils auf Felsen liegend. Auf dem Rückweg kommen wir an ein paar Fischfarmen vorbei. Mittlerweile ist es so zugig kalt und auch nass auf dem Vorderdeck, weil immer wieder Wasser hochspritzt, dass sich die Reihen gelichtet haben. So kann man die Aussicht doch gleich viel besser genießen.

Gegen 16 Uhr sind wir wieder zurück in Ullapool. Gemütlich laufen wir wieder zum Museum und bedanken uns natürlich recht freundlich bei der netten Frau. Bis wir einchecken dürfen dauert es noch ein bisschen, aber wir setzen uns schon mal auf die Bank vor dem Hostel, bis dieses seine Tür wieder für uns öffnet.

Mittlerweile tauchen immer mehr Leute auf, die sich für diese Nacht ein Zimmer buchen wollen. Vor allem bei Motoradfahrern scheint das Hostel beliebt zu sein und irgendwie stammen die alle aus Deutschland. Aber auch für Radfahrer und Wanderer scheint es eine bekannte Adresse zu sein. Tatsache ist jedenfalls, dass Carsi und ich offenbar zu den jüngsten Gästen gehören.

Zumindest müssen wir uns so keine Sorgen wegen Honks machen. Unsere Zimmergenossin kommt aus der Schweiz und ist eigentlich ganz nett. In der Küche sorgt hingegen eine Truppe Engländer für Aufregung. Offenbar haben die ein ganzes Festmahl geplant, doch der Ofen will einfach nicht richtig mitspielen. Da werden die Damen fast schon ein bisschen neidisch auf unsere Fertignudeln.Leider gelingen die uns auch nicht so recht, denn bei der ganzen Ausstattung dieser tollen Küche, gibt es einfach keinen Messbecher. Unser Augenmaß war wohl nicht so toll, aber mit genügend Salz schmeckt es gar nicht so schlecht.

Nach dem Essen streif ich noch ein wenig am Hafen herum. Von hier aus lässt sich in der Abendsonne wunderbar mit dem Handy nach Hause telefonieren. Leider ist es trotz der Sonne nicht besonders warm, weswegen ich auf meine Jacke sicher nicht verzichten will.

Den Ausblick auf den Hafen können wir dann auch von unserem Zimmer aus genießen. Zur Abwechslung kann ich mal wieder in einem unteren Bett schlafen, vor allem weil ich keine Ahnung habe, wie man ohne Leiter auf das Stockbett hinaufkommen soll. Aber so ist es nunmal, andere Hostels, andere Betten. Oder wie ging dieser Spruch noch gleich?

Entfernung: 92km

7. Tag: Freitag, 05. Juni 2009

Mit einem wunderschönen Ausblick vom Fenster aus beginnt der neue Tag. Leider zeigt sich die Sonne aber nicht allzu lange, bevor schon die ersten Wolken hinter den Bergen auftauchen, die nichts Gutes versprechen. Aber keine Panik, zunächst gibt es erst mal Frühstück.

Danach packen wir unsere letzten Sachen zusammen, geben Bettwäsche und Schlüssel ab und machen uns auf zum Hafen. Am Ferry Terminal können wir uns die Tickets für unsere Überfahrt zur Insel Lewis besorgen und da es noch eine Weile dauert, bis die Fähre eintrifft, lümmeln wir noch ein bißchen am Strand herum.

Endlich taucht das Schiff in der Bucht auf und schon versammeln sich alle am Pier, denn das Anlegen der Fähre, ist immer wieder interessant um mitverfolgt zu werden. Das Schiff ist alles andere als eine Nussschale, aber trotzdem noch überschaubar, sodass die Passagiere bald von Bord sind und wir einchecken können.

Auf dem obersten Außendeck ist noch jede Menge Platz für uns und unsere Rucksäcke. Zwar ist es alles andere als angenehm warm, aber man hat auf jeden Fall eine tolle Aussicht. Außerdem sind wir ja ohnehin auf jedes Wetter eingestellt und wenn man sich erst mal schön in seine Jacke eingepackt hat und die Kapuze oben ist, kann einem auch der frische Wind nichts mehr anhaben.

Fast eine ganze Stunde dauert es allein schon, um den Loch Broom zu durchqueren, der dann direkt ins Meer mündet. Bis dorthin passieren wir viele schöne Inseln. Die einen größer, die anderen kleiner; manche völlig unbewohnt, auf manchen entdeckt man ein paar Häuschen. Auch das Wetter macht noch mit. Offenbar haben die Regenwolken beschlossen, in Ullapool zu bleiben, anstatt uns zu folgen. Zumindest können wir schön beobachten, wie in der Ferne ein Schauer niedergeht, während bei uns mehr und mehr die Sonne durch die Wolken blinzelt.

Mit der Zeit wird es uns dann aber doch etwas zu kalt auf dem Oberdeck und so beschließen wir rein zu gehen. Dort ist es auch schön warm, allerdings auch ganz schön wacklig. Kaum, dass wir das offene Meer erreicht haben, beginnt der Boden zu schwanken. So muss es sich anfühlen, wenn man das Maß an Alkohol weit überschritten hat. Da wird ein Besuch auf dem Klo schon richtig zum Abenteuer.

Der heftige Seegang macht einigen zu schaffen. Darunter auch Carsi, die auf einmal ganz blass um die Nase wird und immer wieder zwischen Bank und Klo hin und her pendeln muss. Ich muss zugeben, obwohl ich Schifffahrten normalerweise liebe, wird auch mir allmählich mulmig zumute, aber bis wir in Stornoway sind, ist es noch eine ganze Weile.

Nach einem Wechsel vom Bug- in den Heckbereich, wird es ein kleines bißchen besser und kaum, dass ich versucht habe, eine angenehme Sitzposition zu finden, dös ich auf einmal ein und wach erst wieder auf, als wir bereits auf den Hafen zufahren.Zumindest hätten wir diese Wackelpartie damit wohl überstanden.

In Stornoway angekommen, staunen wir nicht schlecht. Nachdem Ullapool schon so ein kleines Örtchen war, hatten wir keine großen Vorstellungen von der Hauptstadt der Insel Lewis. Aber jetzt wo wir hier sind, müssen wir zugeben, dass es größer ist, als wir es uns gedacht haben. Groß genug, dass wir zunächst Mühe haben unser Hostel zu finden. Glücklicherweise entdecken wir eine Tourist Info und die nette Dame dort versorgt uns nicht nur mit einem Stadtplan – und diesmal ist der Name wirklich angebracht – sondern gibt uns gleich noch eine Wegbeschreibung.


Nur zwei Querstraßen weiter werden wir fündig. Eigentlich auch kaum zu verfehlen, so groß wie es angeschrieben steht. Auf unser Klopfen hin werden wir gleich von Christine empfangen, der quirligen Besitzerin des Hostels, die uns einen herzlichen Empfang bereitet und aufgeregt mit ihrem angeknabberten Eis herum wuselt, um uns alles zu zeigen.
Wir kommen gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, vor allem als wir unser Zimmer sehen. Alles ist noch ganz neu und schön geräumig, vor allem das Bad, in dem es sogar eine Badewanne gibt. Kaum zu glauben, dass das Hostel, das am weitesten von den Touristenzentren entfernt ist, am schönsten von allen ist. Die vier Sterne, die man auf einem Schild entdecken kann, sind zumindest wirklich verdient.

Lange Zeit zum Verweilen bleibt uns aber leider nicht, denn wir haben ein strenges Programm. Um halb drei geht unser Bus nach Callanish, das etwa 24km von Stornoway entfernt liegt. Dort und in der näheren Umgebung befinden sich nämlich einige Steinkreise, die sehr interessant sind. Callanish war ja eigentlich auch der Grund, weshalb es uns auf diese Insel verschlagen hat.

Auf dem Weg dorthin begegnet uns nicht viel Zivilisation. Die wenigen Ortschaften, die wir durchfahren, bestehen meist nur aus vereinzelten Häusern. Ansonsten gibt es nichts als Landschaft mit grasbewachsenen Hügeln, entfernten Bergen und kleinen Seen. Dazwischen natürlich immer wieder unsere Freunde die Schafe und ab und zu Gräben, wo Torf gestochen wird.Die Gegend könnte so unberührt und natürlich wirken, wenn nicht alles von Strommasten durchzogen wäre. Aber irgendwie müssen die Menschen ja ihren Strom bekommen.

Eine gute halbe Stunde später haben wir unser Ziel erreicht. Die Sonne schaut zwar frech zwischen den Wolken hervor, aber als wir aussteigen werden wir fast weggeweht. An Wind scheint es hier zumindest nicht zu fehlen. Als erstes machen wir einen Abstecher ins Visitor Centre – wenn man es wohl so nennen darf. Eigentlich ist der Souvenirshop größer als der ganze Ausstellungsraum, dafür kostet es aber auch nicht die Welt.

Nachdem wir uns vor ab also mit Informationen versorgt haben, können wir uns auf den Weg zu den Steinen machen, die hinter einem kleinen Hügel liegen. Glücklicherweise sind außer uns nicht viele Besucher hier. Der letzte Reisebus ist gerade abgefahren und so haben wir die „Standing Stones“ praktisch für uns ganz allein. Naja, mit Ausnahme dieses Herrn in rot, der offenbar jeden Stein einzeln fotografieren muss und sich dabei immer wieder ins Bild drängt.
Aber schon allein die herrliche Aussicht über einen See und die weite Hügellandschaft ist einen Besuch wert. Das alles mit der Kamera festzuhalten ist gar nicht so einfach, weil der Wind mich fast vom Felsen bläst, von dem ich alles so wunderbar überblicken kann.

Nachdem alles ausgiebig von uns besichtigt und bildlich festgehalten wurde, taucht ein neues Problem auf: Hunger! In der ganzen Aufregung mit Schiff, Bus und Steinen ist das Mittagessen total flach gefallen und jetzt gibt das Monster in unseren Mägen einfach keine Ruhe mehr. Leider kommen wir zu spät, um noch etwas Essbares im Restaurant zu bekommen und einen Tante Emma Laden scheint es hier auch nicht zu geben, also bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten, bis wir wieder in Stornoway sind.

Kaum ausgestiegen, gibt es nur noch ein Ziel: der Tesco. Dort gibt es alles, was der hungrige Magen begehrt. Erst mal einen Imbiss für unterwegs und dann noch etwas für die Mikrowelle. Beim Zahlen mach ich außerdem noch eine interessante Erfahrung, was die hiesige Sprache angeht. Man sollte nämlich wissen, dass auf Lewis die erste Sprache nicht Englisch, sondern Gälisch ist. An sich macht das für die Touristen wenig Unterschied, denn englisch kann selbstverständlich auch jeder, aber es genügt zumindest, um mich stutzig zu machen, als mir die Dame an der Kasse den Preis zunächst auf Gälisch sagt und ich nur verdattert die Anzeige anschaue. Schade eigentlich, auf Gälisch hatte sich der Preis irgendwie weniger angehört.

Zurück im Hostel geht’s erst mal ans Abendessen. Die Ofengeschichte funktioniert nicht so gut, also versuchen wir die Mikrowellenvariante. Schlussendlich ist der Shepperd’s Pie doch essbar, eine Meinung die Carsi aber nicht unbedingt mit mir teilt.

Der Abend ist noch jung und weil wir morgen ja schon früh wieder los müssen, wollen wir die Zeit noch nutzen, um uns Stornoway etwas anzusehen. Es gibt dort nämlich sogar ein Castle, das – wie wir feststellen, als wir dort sind – früher eine Schule war. Diese ist mittlerweile aber in einen neueren Bau nicht weit davon entfernt umgezogen. Seitdem steht das alte Schloss wohl einfach leer.Der große Park drumherum mit einem kleinen Wald ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert, nur sollte man sich vor Golfbällen in Acht nehmen.

Eine weitere Besichtigung der Stadt fällt dann aber leider flach, weil es plötzlich wie aus Kübeln zu schütten anfängt. Zwar hört es bald schon wieder auf, aber es hat gereicht, dass wir nass geworden sind und lieber wieder ins warme, trockene Hostel zurückkehren.


8. Tag: Samstag, 06. Juni 2009

Nachdem uns der Wecker um unsere gewohnte Zeit (7.45 Uhr) aus dem Bett geklingelt hat und wir uns mit dem Frühstück (das als einziges im Preis mit inbegriffen war) gestärkt haben, müssen wir dieses schöne Plätzchen schon wieder verlassen.

Der Weg führt uns heute quer über die Insel, zu dem Teil der Harris genannt wird. Dort befindet sich das kleine Örtchen Tarbert, von wo die Fähren zur Insel Skye übersetzen. Ja, ihr habt richtig gelesen, wir haben uns wieder auf ein Schiff begeben, auch wenn Carsi seit der letzten Fahrt eine Aversion gegen jegliche Fahrzeuge entwickelt hat, die sich auf dem Wasser bewegen.

Um raus zu sitzen ist es heute auch wahrlich zu ungemütlich. Die Sonne versteckt sich nämlich hinter grauen Wolken, die immer wieder Regentropfen fallen lassen. Hinzu kommt noch ein bissiger Wind. Nachdem ich das Ablegen lange genug gefilmt habe, ziehe ich mich da doch lieber wie Carsi ins Innere zurück.

Die Fahrt nach Uig verläuft aber wesentlich ruhiger, als die Tour vom gestrigen Tag. Außerdem dauert sie auch nur halb so lange und wir versuchen uns mit Kartenspielen und Gesprächen von der eigentlichen Fahrt abzulenken. So geht alles glatt.Und als die Insel Skye vor uns auftaucht, können wir auch gleich noch mit Freude feststellen, dass es wunderbares Wetter hat. Tja, wenn Engel reisen, lacht der Himmel.

Uig ist schon ein hübsches Fleckchen, aber es ist wohl kein Zufall, dass sich dieser Ort auf „ruhig“ reimt. Wir schließen diese sog. Streusiedlung fast schon in unser begeistertes Herz…bis wir uns fragen, wo eigentlich unser Hostel ist.

Straßennamen scheint es hier offenbar nicht zu geben, dementsprechend halten wir vergeblich nach einem Lageplan Ausschau. Eine Tourist Info hat es vor Jahren wohl mal gegeben, zumindest gibt es noch ein altes, verkratztes Schild, aber diese Station kann wohl schon lange kein verzweifelter Backpacker mehr ansteuern. Also wenden wir uns an das freundliche Personal des Ferry Terminals.

Die gute Frau weiß sofort, wo wir hinwollen, aber als sie auf ein graues Haus, ganz oben auf der anderen Seite der Bucht deutet, vergeht uns unsere Freude. „Ihr könnt den Bus nehmen, der fährt in einer halben Stunde. Oder laufen, das dauert etwa eine Stunde.“Das sind ja tolle Aussichten! Wieso hat uns keiner davor gewarnt?

Auf den Bus zu warten dauert uns dann doch zu lange, vor allem weil wir unbedingt noch einen Tante Emma Laden brauchen. Denn wenn wir erst mal DORT oben sind, bringen uns keine zehn Pferde mehr dazu, nochmal runter zu laufen. Also starten wir unseren langen Marsch um die Bucht von Uig. Jetzt wird mir langsam klar, worum der Reiseführer diesen Ort als Streusiedlung bezeichnet hat. Weiter kann man die Häuschen wirklich nicht verstreuen.

Zumindest können wir uns unterwegs noch versorgen. An einer Tankstelle gibt’s einen feinen Sandwich für unterwegs und auf halber Strecke stoßen wir erleichtert auf Tante Emma. So ist auch das Abendessen und das kommende Frühstück gerettet. Wir können den Aufstieg also wagen.

Keuchend und schwitzend schaffen wir die letzte Etappe und stehen mit unserem Gepäck mal wieder – wie könnte es anders sein? – vor verschlossenen Türen. Einchecken mal wieder erst ab 17 Uhr. Naja, zumindest hat die Lage ein Gutes: die Aussicht ist grandios. Das entschädigt uns auch für die Wartezeit. Immerhin können wir unseren Rucksack abstellen und die herrliche Sonne genießen.

Gegen Abend machen wir schließlich noch Bekanntschaft mit ein paar witzigen Leuten. Zum einen wäre da eine Engländerin, die sicher schon auf die 70 zugeht. Sie hat ihren ganzen Besitz verkauft und reist seitdem mit diesem Geld in der Weltgeschichte herum. Auf die Frage, wohin sie unterwegs ist, antwortet sie, sie geht dahin, wo sie gerade Lust hat. Und nachdem ich ihr von Stornoway und Callanish erzählt habe, hat sie offenbar große Lust dorthin als nächstes zu gehen.Zum anderen kommt noch ein älteres Ehepaar aus Kanada hinzu, das eine große Leidenschaft fürs Wandern und die Natur hat und gleich erzählt, was sie schon alles erlebt haben.

So ist die Wartezeit bis zum Einchecken auch bald schon vorbei. Von unserem Zimmer hat man den schönen Ausblick nicht so sehr und es ist zugegebenermaßen auch ein bißchen muffig. Dafür tut die Dusche aber so richtig gut und nach dem Abendessen ist der anstrengende Marsch auch schon fast wieder vergessen. Als Entschädigung bekommen wir zumindest einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Bucht von Uig zu sehen.










9. Tag: Sonntag, 07. Juni 2009

Strahlender Sonnenschein erwartet uns, als wir heute aufstehen. Wie sollte es auch anders sein? Zum Frühstück gibt es heute sogar die doppelte Portion unseres Cornflakesvorrats. Diese kleinen Päckchen beinhaltet ja fast nur eine Kinderportion, das ist zu wenig für ein stattliches Backpackersfrühstück.

Zum Bus müssen wir glücklicherweise nicht wieder kilometerweit laufen, denn gar nicht weit von unserem Hostel gibt es praktischerweise eine Haltestelle, wo uns um halb zehn der Citylink Bus aufgabeln kann. Leider ist heute Sonntag, was bedeutet, dass unsere ehemals geplante Inselrundfahrt ins Wasser fällt. Denn eines sollte man wissen, sonntags geht auf den Inselchen gar nichts. Zum Glück ist Citylink da eine Ausnahme und wir können zumindest einen Zwischenstopp in Portree machen.

Portree ist die „Hauptstadt“ der Insel Skye. Besonders hübsch ist die kleine Bucht mit ihren Bötchen und eigentlich verspricht mein Reiseführer auch ein Museum. Dummerweise entdecken wir nirgendwo einen Hinweis, auch nicht auf dem Stadtplan. Ohnehin haben wir nur eine Stunde Zeit, bevor wir mit dem nächsten Bus weiterfahren nach Kyleakin.

Als wir aus Portree hinausfahren, erhalten wir auch eine Antwort auf die Museumsfrage. Das Aros Centre, das eigentlich die Geschichte der Insel Skye erzählen soll, befindet sich am äußersten Rand von Portree. So weit, dass es nicht einmal mehr auf den Stadtplan gepasst hat. Wer es sich also mal ansehen will: entweder sehr viel Zeit oder ein Auto einplanen.

Die Fahrt quer über die Insel, die ohne Unterbrechung eine Stunde dauert, führt wieder durch wunderschöne Berg- und Seenlandschaften. Für Wanderer und Motoradfahrer sicher ein einziges Paradies, für Radfahrer dagegen wenig empfehlenswert, es sei denn, man steht auf steile Steigungen.

Gegen zwölf erreichen wir den äußersten Zipfel der Insel: das kleine Örtchen Kyleakin, das mit einer großen Brücke mit dem Inselfestland und damit der Ortschaft Kyle of Lochalsh verbunden ist. Glück für uns, dass wir nicht wieder auf eine Fähre zurückgreifen müssen.

Vorerst wollen wir aber noch gar nicht von hier weg, sondern eine Nacht in einem Hostel verbringen. Das kleine Häuschen an der Busstation (jaaa, endlich mal ein Hostel, bei dem man nicht erst noch ewig laufen muss!) wirkt recht unscheinbar und als wir es betreten, müssen wir leider feststellen, dass auch hier die 17 Uhr-Regelung gilt. Doch wir können gerne unsere Rucksäcke da lassen, hier scheint wenig los zu sein.

Kyleakin ist etwa in die gleiche Größenordnung wie Uig zu stecken, nur dass alles etwas dichter beieinander ist. Von vielen Attraktionen kann man nicht sprechen. Touristenmagnet ist sicher das Restaurant/Pub mit seinem dazugehörigen Souvenirshop. Dort halten zumindest die Reisebusse an, wenn sie sich hierher verirren.

Einen Supermarkt gibt es leider nicht, nur einen kleinen Laden, der zwar sonntags auf hat, aber wenig Auswahl hat. Wer in einen Supermarkt will, muss nach Kyle of Lochalsh. Allerdings klingt dies leichter gesagt, als getan. Um die lange Brücke zu erreichen, muss man sich erst ein ganzes Stück weit aus Kyleakin hinaus begeben und wenn man sie erst mal erreicht hat, braucht man etwa 45 Minuten, um sie zu überqueren.

Gut also, dass wir mit dem Nötigsten versorgt sind und getrost hier bleiben können. Wenn man den kleinen Hafen umrundet, kommt man bald an einen schmalen Trampelpfad. Dieser führt zu einer kleinen Ruine, dem Casteal Moal Castle, das man schon von weitem auf einem Hügel entdecken kann. Wenn man allerdings hinlaufen will, muss man auf die Gezeiten Acht geben. Teile des Pfades sind nur dann begehbar, wenn Ebbe herrscht und wenn man dann den kleinen Hügel erklimmen will, sollte man unbedingt die geeigneten Schuhe anhaben, um durch das Dickicht zu stapfen. Stöckelschuhe und Flipp-Flopps sind denkbar ungeeignet.

Dass sich nur wenig Touristen hierher verirren kann man spätestens daran erkennen, dass sie Infotafel praktisch nicht mehr zu lesen ist, aber es hat immerhin eine Bank dort oben, von der aus man einen wunderbaren Blick auf Kyleakin und die Umgebung hat.
Allzu lange verweilen wir dort aber nicht, immerhin haben wir keine Ahnung wann das Wasser wieder steigt und uns womöglich den Rückweg blockiert. Zurück im Dorf besorgen wir uns erst mal einen Sandwich, bevor wir einen kleinen Weg zu einem Kriegerdenkmal erklimmen. Von hier aus ist die Aussicht fast genauso schön und man muss nicht Angst haben, von der Flut überrascht zu werden.
Als es uns zu zugig wird, beschließen wir, ein wenig am Kiesstrand entlang zu laufen. Was man hier alles so findet! Baden scheint offenbar nicht sehr empfehlenswert zu sein, denn wir stoßen auf scharenweise toter Quallen, die am Strand liegen und wir müssen höllisch aufpassen, auf keinen dieser „Flatsch“ zu treten. Wenn man davon aber mal absieht, ist die Lage herrlich. Besonders süß ist das kleine Inselchen, das auf halber Strecke auf dem Weg zwischen Skye und dem Festland liegt. Dort scheint es zumindest nichts zu geben, außer einem Haus, einem Leuchtturm und der Durchgangsstraße.

Bis wir einchecken können genießen wir jedenfalls die Sonne auf einer Bank am Strand. Schließlich soll das hier ein Urlaub und kein Stress werden. Um 17 Uhr kehren wir dann in unser Hostel zurück. Unsere Betten heißen diesmal Trotternish und Waternish, benannt nach zwei der Regionen auf Skye. Carsi ist damit aber wenig zufrieden. Sie will viel lieber in das Zimmer, in das der Herr vor uns eingecheckt hat: das Star Wars Zimmer. Tja, dumm gelaufen.

Da wir noch immer keine Bustickets für unsere weitere Reise haben und wir heute feststellen mussten, wie teuer die Fahrt wird, wenn man sie direkt beim Busfahrer kauft, leisten wir es uns für ein paar Minuten ins Internet zu gehen. Leider ist es selbst von Schottland aus nicht möglich Onlinetickets zu bestellen, was nicht gerade sehr hilfreich ist. Noch kurz E-mails checken, dann lass ich lieber mal Carsi an den Computer. Nach neun Tagen ohne Internet machen sich bei ihr schon die ersten Entzugserscheinungen bemerkbar, da will ich ihr mal lieber nicht im Weg stehen.

Nach dem Abendessen machen wir auch erstmals Bekanntschaft mit unseren beiden Zimmergenossen. Die zwei Jungs sind irgendwie ziemlich durchgeknallt, aber sie scheinen ganz ok zu sein.

Um 21 Uhr machen wir uns dann auf zum Pub, das ganz in der Nähe liegt. Angeblich soll es da heute Livemusik geben. Als wir allerdings ankommen kommt die einzige Musik, die den Raum erfüllt aus der Jukebox. Ansonsten scheint nicht viel los zu sein, außer ein paar Touristen bei ihrem Bier und zwei Mädels, die sich beim Billard duellieren. Deshalb bleiben wir auch nicht allzu lange und genießen stattdessen lieber auf dem Rückweg zum Hostel den Sonnenuntergang über der Bucht.

Entfernung: 77km

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