Sonntag, 31. Januar 2010

Tag 7: Ägyptisches Museum Teil 2 (Donnerstag, 28. Januar 2009)

Zu humaner Zeit, um 8 Uhr, klingelt der Wecker. Heute müssen wir uns schon von unserem netten Zimmerboy verabschieden, da wir morgen schon recht früh los müssen. Nach dem reichlichen Frühstück finden wir uns alle in der Lobby ein.
Nachdem der Universitätsbesuch jetzt abgesagt wurde, gibt es nun ein Alternativprogramm: ein Teil von uns will in das Koptische Museum und nutzt dafür die hiesigen Taxis. Natürlich wäre das auch sehr interessant, aber ich beschließe dennoch, mich dem Teil anzuschließen, der wieder zum Ägyptischen Museum läuft, denn längst hab ich noch nicht alles gesehen.
Es gelingt uns sogar – obwohl Hassan heute nicht dabei ist – mit dem Gruppenticket reinzukommen. So selbstverständlich ist das nicht, denn schließlich läuft hier in Ägypten praktisch nichts ohne den Local Guide, schon gar nicht, wenn es eine Frau ist, die das Ticket vorstreckt.
Nachdem wir wieder unsere Kameras abgegeben haben und durch die Sicherheitskontrollen sind, kann es mit der Besichtigung weitergehen. Das untere Stockwerk können wir ja dieses Mal schon abhaken, mit Ausnahme eines Raums, in dem seit heute eine Sonderausstellung läuft. Es geht um die italienisch-französische Expedition unter Rosselini und Champollion (für die, die es nicht wissen: Champollion ist der, der die Hieroglyphen entziffert hat) und zeigt vor allem Briefe und Zeichnungen von damals.
Dann geht es gleich ins obere Stockwerk. Den von Touristen belagerten Schatz von Tutanchamun können wie getrost links liegen lassen und widmen uns stattdessen wieder den Seitenräumen, die wir teilweise noch gar nicht und teilweise nur oberflächlich das letzte Mal gesehen haben.
Nachdem wir uns die Sarkophage und Grabbeigaben intensiv angesehen haben, auch ein bißchen zum Spaß die Texte übersetzt haben, ist es schon 14 Uhr. Sandra schließt sich nun denjenigen an, die nochmal auf den Basar wollen, um sich dort noch ein bißchen mit Souvenirs einzudecken. Ich bin aber der Meinung, dass ich wohl schon genug Geld für solche Dinge ausgegeben hab und bleibe im Museum.
Eine kleine Pause gönn ich mir, denn meine Füße tun langsam ziemlich weh, doch ich komm zu dem Schluss, dass ich mir das Mittagessen heute sparen werde, denn sonst hätte ich das Museum verlassen und für einen erneuten Eintritt zahlen müssen. Wir haben ohnehin ein gemeinsames Abendessen geplant, also kann ich mir das schon erlauben.
Ich schaue mir also noch die Alltagsgegenstände, Papyri und Ostraka, die Fayum-Portraits und Götterfiguren an und auch sonst, was sie so in die Räume gestopft haben. Zum Schluss leiste ich mir noch den Extra-Eintritt in die beiden Mumiensäle. Dort werden die Mumien verschiedener Könige ausgestellt.
Es ist schwer zu sagen, was das für Gefühle sind, die man bei Anblick der Mumien verspürt. Etwas unheimlich ist es schon, aber man sollte auch ehrfürchtig sein, denn dies sind schließlich tote Menschen. Menschen, die einmal Könige waren und sogar als Götter verehrt wurden.
Von Ehrfurcht kann aber bei diesen verrückten Touristen wirklich keine Rede sein. Sie schnattern und trampeln und machen Fotos mit ihren Handys. Soviel zum Thema Respekt vor den Toten.
Als ich schließlich mit gutem Gewissen sagen kann, dass ich alles gesehen hab, ist es auch schon 18 Uhr, was bedeutet, dass das Museum nun schließt.
Mittlerweile fängt es draußen zu dämmern an und bis wir uns alle vor dem Groppi treffen wollen, dauert es noch fast eine Stunde. In dem Fall tu ich das, was man als westliche Frau ohne Kopftuch nur mit sehr viel Vorsicht tun sollte: ich ziehe auf eigene Faust herum. Ich schlendere noch einmal zu der Brücke, bei der wir gestern schon waren und überquere sie, bis zur Oper auf der anderen Seite des Nils. Leider ist es inzwischen Nacht geworden und wie ich es vermutet habe, werden die Fotos, die ich mache recht verschwommen. Aber ich hoffe man bekommt so eine ungefähre Ahnung.
Mit Stolz kann ich sagen, dass ich es geschafft hab, ganz allein die Straßen zu überqueren und mich bis zum Groppi durchzuschlagen. Ich bin fast 20 Minuten zu früh dran, aber erstaunlicherweise nicht die erste. Die Basar-Leute sind schon da und bald darauf trudelt auch der Rest ein.
Sobald wir vollzählig sind, laufen wir zusammen ein paar Gassen weiter und kommen wieder zum Felfela, wo wir schon am ersten Tag zum Mittagessen waren. Diesmal bestellt jeder das, was er will und ich entscheide mich für das landestypische Fattah (Reis mit Tomatensoße und Brotstückchen) mit Fleisch und teile mir hinterher mit Sandra noch ein Om Ali (ein bißchen so, wie bei uns arme Ritter. Megafein!).
Zusammen lassen wir den Abend ausklingen und machen uns dann gegen 20 Uhr auf den Rückweg zum Hotel. Heute ist Africa Cup Halbfinale und das bedeutet, dass Kairo wieder im Fußballfieber ist. Noch ehe wir uns versehen, stecken wir selbst mittendrin. Es geht gar nicht lange, da sind wir mit Fahnen, Kopfbändern und Tröten ausgestattet und jubeln mit den Einheimischen mit.
Unterwegs entdecken wir noch Melanie und Sabine in einem Kaffeehaus und setzen uns dazu. Zwar können wir das Spiel auch diesmal nicht direkt mit verfolgen, weil wir keinen Blick auf den Fernseher haben, aber das ist sowieso nicht nötig, weil wir eh jedes Tor mitkriegen.
Man trifft bei solchen Gelegenheiten allerhand schräge Vögel. Dazu gehört auch ein verrückter Amerikaner, der sich zu uns gesellt. Wie er uns erklärt, ist er Englischlehrer, der eigentlich in China wohnt, jetzt aber nach Ägypten geschickt wurde, um dort zu unterrichten und der nebenbei noch irische und schottische Wurzeln hat. Wenn das mal nicht Multi-Kulti ist!
In seiner Begleitung ist ein ägyptischer Student, der lustigerweise ausgerechnet Deutsch und ägyptische Geschichte studiert. Auf diese Weise verstehen wir uns also prächtig und ganz nebenbei erschüttern wir das Weltbild des Amerikaners, als wir ihm erzählen, dass die hübsche Kleopatra eigentlich gar keine Ägypterin war, sondern eine Griechin.
Noch vor dem Schlusspfiff machen wir uns auf den Heimweg. Auch wenn Ägypten sicher gewinnen wird, weiß man nie, was passiert, wenn die Stimmung so aufgeheizt ist. Nach dem mühsamen Treppensteigen in den 5. Stock, was wir die letzten Tage hinter uns gebracht haben, wagen wir es heute, in den Lift zu steigen. Das ist wirklich ein einmaliges Erlebnis, wenn man bedenkt, dass dieses alte Ding, sicher noch nie gewartet wurde, seit es vor 100 Jahren gebaut wurde.
Wir kommen dennoch heil oben an, während draußen die Post abgeht. Ägypten hat 4:0 gegen Algerien gewonnen.
Nun heißt es aber langsam Abschied nehmen und noch die letzten Sachen in den Koffer zu packen, denn morgen geht es sehr früh los.

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