Montag, 19. August 2013

Woche 7

Wir starten in die zweitletzte Woche mit wunderbarem Wetter: Sonnenschein und trotzdem angenehme Temperaturen. Da darf man auf viele Besucher gespannt sein. Außer die Archäowerkstatt am Nachmittag steht für mich heute eh nichts auf dem Programm. Mein Textil-Konzept ist praktisch fertig. Ich hab also ausreichend Zeit, die Tiere zu füttern und mit Lakshmi (Lillis zutraulicher Hund) auf der Wiese Stöckchen zu spielen. 

Tatsächlich lockt das ideale Wetter auch heute viele Besucher an. Da habe ich ganz schön was zu tun mit meinen Bastbändchen, aber es macht unglaublich Spaß wenn man mal so richtig gefordert ist. Zum Schluss schaut auch noch eine Behindertengruppe bei mir vorbei. Einige brauchen zwar etwas Hilfe bei der Technik, aber am Ende gehen doch alle strahlend mit ihrem Armbändchen nach Hause.

Am Abend hab ich noch nicht genug vom schönen Tag. Ich schaue mir das letzte Fleckchen Umgebung an, das ich bisher nicht erkundet habe: den Bannwald Staudacher. Benannt ist dieser naturbelassene Wald nach einem Förster, der Ende des 19. Jhd. gelebt hat und viel für das Natur- und Archäologie-Reservat Federsee getan hat. Jetzt kann man gemütlich über einen Steg durch den Wald laufen und dabei die Vögel beobachten. Zum Schluss sonne ich mich noch auf einer schönen Bank, bis mich der Hunger endgültig nach Hause treibt.

Der Dienstag ist ganz entspannt. Am Morgen gibt es ein Rundum-sorglos-Paket für die Tiere, das bedeutet: Heu auffüllen bis oben, frisches Wasser und anschließend noch eine große Portion frisch gemähtes Gras. Das Mähen dauert zwar immer etwas länger, weil sich das Gras eher niederlegt als dass ich es mit der Sense abschneide, aber schlussendlich hab ich schon einen großen Schubkarren zusammen. Das lassen sich die Ziegen und Schafe so richtig schmecken.
Auch mit dem Textil-Konzept bin ich vorerst fertig, sofern nicht noch Änderungen erwünscht sind. Am Nachmittag hab ich auch mal Zeit ein wenig im Internet zu surfen, weil Lilli heute die Archäowerkstatt übernimmt. Lakshmi leistet mir Gesellschaft.

Am Mittwoch ist Ausflugstag. Lilli und die Archäokids fahren auf die Heuneburg und da lasse ich mich natürlich nicht zweimal fragen, ob ich mitkommen will (für alle, die es nicht wissen: ich habe im Sommer 2011 auf der Heuneburg gegraben). Von Kinderbetreuung kann auch fast keine Rede sein, weil die Kids schon recht groß sind und auch noch eine Mutter dabei ist. Wir bekommen zunächst eine Führung und anschließend werden eigene Glasperlen hergestellt.
Hier hat sich in den letzten zwei Jahren einiges verändert. Viele Bäume sind gefällt worden, so sieht man die Wall-Graben-Anlage viel deutlicher. Seit man darüber diskutiert hat das Freilichtmuseum aus Kostengründen zu schließen und sich das Land seither beteiligt, bemüht man sich auch wieder wesentlich mehr um Besucherbetreuung. Allein heute haben drei Besucherführer Arbeit und es sind auch erfreulich viele Besucher hier. Wirklich ärgerlich ist hingegen, dass genau an jener Stelle, an der ich noch vor zwei Jahren gegraben habe, letztes Jahr mehrere Skelette auftauchten. Hätten die nicht schon ein Jahr früher auftauchen können? *gruml* Aber ansonsten ist es echt mal wieder schön hier zu sein. Auch das Glasperlenmachen macht sehr viel Spaß. Wenn man einmal die Arbeitsweise verstanden hat, hat es echt Suchtpotential. Zum Abschluss gibt es dann noch ein leckeres Picknick und ein paar Spiele.
Und wieder sage ich einmal: Tschüss, Heuneburg. Wir werden uns wiedersehn! (Wieso geht mir ausgerechnet jetzt das Mondlied von Jan Josef Liefers durch den Kopf?).

Ganz spontan komme ich am Donnerstag zu einem Streifzug. Da Sabine kurzfristig weg musste, übernehme ich ihre Führung. Angekündigt sind 60 Senioren (also zwei Gruppen) einer Behindertenbetreuung. Was die Sache verkompliziert ist, dass viele mit dem Rollator und mit dem Rollstuhl kommen. Den Rollator kann man über die Treppe ja noch hochtragen, doch die Rollstühle passen nicht in die Schienen der Rampe. Da muss der Lift in Betrieb genommen werden, der nur seeehr langsam vorwärts kommt. Bis die Hälfte dann auf der anderen Seite wieder draußen ist, wo Lilli ihre Führung beginnt, und der Rest bei mir im Museum ankommt, haben wir schon gehörig Verspätung. Trotz des überraschenden Auftrags, klappt die Führung diesmal wesentlich besser als beim nächsten Mal, nur durch die ständigen Verzögerungen muss ich das Programm etwas kürzen, schließlich wollen alle rechtzeitig beim Mittagessen sein.
Am Nachmittag mache ich wieder meine gute alte Textilwerkstatt. Es sind mal wieder jede Menge Familien mit Kindern da, denen ich viel erklären kann. Ich muss sogar noch ein halbes Stündchen anhängen, damit auch jedes Kind noch in den Genuss eines Bastbändchens kommt.

Für den Freitagvormittag steht ein Kindergeburtstag an. Das ist eine ganz lockere Geschichte, bei der man zunächst eine kurze Führung gibt, dann stehen jede Menge Aktionen je nach Wunsch an. In diesem Fall: Lederbeutel machen, Speerschleudern, Stockbrot am Feuer backen und dann noch ein bißchen Grasschneiden mit steinzeitlichen Sicheln, damit man noch die Tiere füttern kann.
Den Nachmittag hab ich frei und nutze die Zeit für einen Ausflug mit Hanna ins Römermuseum nach Mengen. Dort befand sich in keltischer Zeit eine bedeutende Viereckschanze, unter den Römern entstand schließlich ein Militärlager mit angeschlossenem Dorf. Das Museum ist klein, aber sehr interessant und zum Schluss gibt es bei Hanna noch einen leckeren Eiskaffee. Hab ich eigentlich schon mal betont, wie lieb hier alle sind?
Meinen letzten freien Samstag mache ich zum Wellnesstag. Ich besuche noch einmal die Adelindis-Therme, doch diesmal gönne ich mir eine Tageskarte, die ich auch kräftig ausnutzte. Ganze neun Stunden lasse ich mir Zeit, probiere alle Düsen, Sprudelbecken und Dampfbäder aus, sonne mich auf der Liegewiese, lese und schreibe. Ohne das vorgeschriebene Zeitlimit kann man den Aufenthalt erst richtig genießen, ohne ständig auf die Uhr sehen zu müssen. Es ist aber auch ein herrlicher Tag!

Dafür steht am Sonntag besonders viel Arbeit an. Kurz nach 9 Uhr bin ich im Museum, um schon mal die Tiere zu versorgen und beim Aufbau für unseren Ernährungstag zu helfen. Wie der Name schon sagt, dreht sich heute (fast) alles um das Thema Essen von der Eiszeit bis zur Eisenzeit. Rudi Walter, ehemaliger Museumspädagoge des Federseemuseums und jetzt selbstständiger Archäotechniker, zeigt wie die Jäger und Sammler der Altsteinzeit ihre eher fleischlastige Nahrung zubereiteten. Lilli kümmert sich um die Jungstein- und Bronzezeit, zeigt wie man Getreide verarbeitete und kocht zuerst einen leckeren Eintopf und später einen noch leckereren Hirsebrei mit Honig und Sahne. Karin, die sich auf die keltische Ernährung spezialisiert hat, ist extra von Tübingen gekommen, erklärt die verschiedenen Sammel- und Kulturpflanzen und backt nebenher einen feinen Pfannkuchen mit Apfelmus.

Wobei…eigentlich übernehme ich den Pfannkuchen, denn erklären und brutzeln geht nicht so gut zusammen. Eigentlich haben wir zuerst auch ein schönes Feuer, aber die anschließende Glut ist nicht heiß genug, um die Eisenpfanne ordentlich zu erhitzen. Also muss ein neues Feuer her. Ihr wollt nicht wissen, wie oft ich mir die Finger verbrannt habe und den Rauch aus den Augen reiben musste. Aber mit dem neuen Feuer brutzeln die Pfannkuchen dann sehr gut!
Am Nachmittag muss mich Denise von de Archäokids ablösen, weil ich die Archäowerkstatt mache. Mit meinen Textilien tanze ich zwar etwas aus der Reihe was das Thema angeht, aber das macht nichts. Ansonsten können die Kinder auch an diesem Nachmittag noch Einbaumfahren, Speerschleudern und Stockbrot machen. Heute ist wirklich viel geboten! Dementsprechend dauert auch das Aufräumen noch lange, sodass ich erst nach einem 10stündigen Arbeitstag nach Hause komme. Aber Spaß hat es auf alle Fälle gemacht.


Und schon wieder ist also eine Woche rum. Jetzt liegt nur noch eine einzige vor mir. Die Zeit geht wirklich rasend schnell vorbei.

Bannwald Staudacher



Lakshmi

Aussicht von der Heuneburg

Da kommen Erinnerungen hoch. Vor zwei Jahren war das für vier Wochen mein Zuhause

Glasperlenproduktion
Mein Werk

Römermuseum Mengen
...mit Tor...
...und echtem Legionär *g*
 
Sonnenaufgang

Karin und ihre keltischen Pflanzen


Lilli erklärt die Ernährung in der Jungsteinzeit und Bronzezeit
Bronzezeiteintopf

Rudi zeigt die Nahrungszubereitung in der Altsteinzeit...

...und brutzelt eine Forelle


Das Feuer brennt...

...der Pfannkuchen ist fertig

Textilwerkstatt

Textilien der Urgeschichte: Wolle, Flachs und Bast

Kleine Pause


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