Montag, 31. August 2009

23. Tag: 24. August 2009

Irgendwie scheint es jeden Morgen dunkler zu sein, wenn ich aufstehe. Nach dem Frühstück, bei dem man nur nach und nach wach wird, setzen wir also unsere übliche Tätigkeit fort: das Funde waschen, beschriften usw. bis die Finger schrumpelig und voller Tusche sind. Schließlich muss der Stapel abgearbeitet werden.

Zur Mittagspause ergatter ich mir sogar den beliebten Platz auf dem Sofa, wo es nicht nur am bequemsten ist, sondern auch, wo man am ehesten von den lästigen Fliegen verschont bleibt.
Der Bericht dieses Tages wird recht kurz, aus dem einfachen Grund, dass ich auch am Nachmittag nicht viel mehr gemacht habe, als Knochen und Keramik vom Dreck zu befreien, sie zu beschriften und einzutüten. Vermutlich kommt das einigen sogar gelegen, weil ich mehr oder weniger diskret darauf hingewiesen wurde, dass meine Berichte zu lange wären (Stimmts, Samuel?).

Was ich außerdem heute noch festgestellt habe ist, dass es doch tatsächlich noch einen weiteren Max Mutzke Fan unter uns gibt *jubel*. So wisen Cordula und ich einiges zu tratschen, während wir uns den Funden widmen. Auf diese Weise wird uns die Arbeitszeit verkürzt. Nebenan werden eifrig die Gefäßeinheiten (Unites de Remontage) inventarisiert. Das Zusammenspiel Steffi-Johann funktioniert nicht ganz so gut, weil letzterer seine Aufmerksamkeit irgendwie überall hat, nur nicht bei den Scherben. So muss Samuel seinen Part übernehmen.

Ich für meinen Teil bin nach dem Essen müde genug, um den Weg Richtung Zelt einzuschlagen. Die Jungs hingegen haben beschlossen heute noch an den See fischen zu gehen. Dazu muss aber erst mal die Ausrüstung richtig zusammengebaut werden, was gar nicht so einfach ist. Ob sie damit wirklich einen Fisch an Land ziehen?

24. Tag: 25. August 2009

Heute muss die Grabung ein für alle mal abgeschlossen werden, hat Samuel beschlossen. Deshalb bricht er zusammen mit Anthony und Cecilie zur Höhle auf, ohne nähere Angaben bezüglich ihrer Wiederkehr.

Arbeit hat er jedenfalls genug für uns dagelassen. Steffi und ich putzen noch die restlichen Funde, Erik und Cordula inventarisieren weiter und Daniel und Johann stürzen sich auf die Scherben der Bronzezeit. Diese wurden von Samuel aus dem Zelt verbannt und unter einer erstaunlich improvisierten Dachkonstruktion platziert, die liebevoll von uns die „MacGyver-Konstruktion“ genannt wird. Fragt mich nicht, wie sie hält, aber sie hält. Meistens zumindest. Manchmal wird sie auch von einem kräftigen Windstoß niedergerissen, sehr zu unserer Belustigung, aber die zwei Jungs bauen sie jedes Mal geduldig wieder auf.

Am Nachmittag machen sich Cordula und Erik auf den Weg, um einkaufen zu fahren. Unter anderem müssen noch Sachen für Cecilies morgigen Geburtstag eingekauft werden.
Inzwischen hat sich der Himmel bedrohlich zugezogen. Stolz endlich alles gewaschen zu haben, stürze auch ich mich auf die Bronzezeit und stelle erfreut fest, dass man dort sehr schnell fündig wird, was Passscherben angeht. Da jagt ein Jubelruf den nächsten und keiner weiß, wer am lautesten jubelt.

Nur der Wind, der uns hin und wieder das Dach über dem Kopf zusammenklappen lässt, ist ein Vorbote für das Unwetter, das wohl bald aufzieht. Vorsichtshalber beschließen wir also den Notfallplan einzuleiten. Das heißt also: alle Zelte zumachen, möglichst schnell die Scherben unter das Zeltdach räumen und alles was auf dem Tisch ausgebreitet ist in Sicherheit bringen.
Schlussendlich müssen wir aber feststellen, dass uns das Wetter nur ärgern wollte, denn bis auf ein paar vereinzelte Tropfen, passiert rein gar nichts.

So beschließen wir, dass wir das Abendessen, für das heute Steffi und ich mal wieder verantwortlich waren, beruhigt draußen essen können.

Als es auf die 10 Uhr zugeht, kehren auch unsere fleißigen Ausgräber zurück; zusammen mit einer riesigen Ladung an Funden, die nur darauf warten, gewaschen, beschriftet und einsortiert zu werden. Nein! Jetzt habe ich doch heute alles gewaschen, was zu waschen war, jetzt ist wieder ein neuer Berg da! In diesem Fall weiß ich also, was mich morgen erwartet.

25. Tag: 26. August 2009

Was für ein schöner Morgen, ganz ohne graue Wolken! Bis auf die Tatsache, dass mich durch das Netzgitter unseres Innenzeltes eine riesige Gottesanbeterin anglotzt und mich nicht aus den Augen lässt, bis ich aus dem Zelt husche.

Wie bereits gestern erwähnt besteht auch heute meine Haupttätigkeit darin, Funde zu waschen, trocknen zu lassen, ggf. zu beschriften und sie dann einzutüten. Da es sich zum Großteil um Knochen handelt, fällt die Angelegenheit mit dem Beschriften schon mal weg. Nur leider sollte man erwähnen, dass nicht der ganze Berg nur aus großen Knochen bestand und es nichts Schlimmeres gibt, als kleine Knochensplitter zu waschen. Aber immerhin scheint es mir produktiver, als den ganzen Tag nach Passscherben zu suchen.

Das Wetter weiß heut auch nicht so richtig was es will. Zunächst scheint der Vormittag noch recht freundlich zu sein, bis sich plötzlich der Mistral wieder zu Wort meldet und mit Leidenschaft meine Zettelwirtschaft durcheinander bringt und Kisten mit Knochen umwirft, die ich zum Trocknen in die Sonne gestellt habe.

Wetterfrosch Samuel behauptet, dass es vermutlich kein Unwetter geben wird, auch wenn sich der Himmel mehr und mehr zuzieht.
Fast hätte ich mein Tagesziel erreicht. Zumindest haben Steffi und ich den Berg an Funden bis zum Nachmittag schon fast ganz gewaschen, aber Samuel hat für heute noch andere Pläne. Mittlerweile haben Anthony und Erik schon haufenweise Daten der Unites des Remontages in eine Excel-Tabelle übertragen. Mit diesen Koordinaten sollen wir nun mit Hilfe des Adobe Illustrators Grafiken erstellen. Jetzt heißt es also, das Gehirn anstrengen und sich erinnern, was wir letzte Woche zu diesem Thema gelernt haben. Leider haben wir einige Startschwierigkeiten, nicht zuletzt weil es total grausam ist, wenn 5 Leute gleichzeitig auf einen einreden und jeder eine andere Meinung bezüglich der Vorgehensweise hat. Wenn man aber erst mal die Handgriffe wieder parat hat, geht die Sache doch noch ganz schnell vorwärts.

Nicht ganz so toll sieht es leider draußen aus. Samuels Wetterprognosen sind nicht ganz eingetroffen, wie erwartet. Im Gegenteil, das Unwetter, das nun schon seit gestern in der Luft lag, ist jetzt endlich eingetroffen. Ein Glück, das wir vorher noch alles in Sicherheit gebracht haben, bevor der Regen einsetzt und uns das Gewitter den Strom klaut. Peng macht’s und schon hat der Blitz irgendwo eingeschlagen. Die Laptops laufen glücklicherweise noch mit Akku weiter, aber Licht gibt es jetzt keines mehr.

Welch glücklicher Zufall, dass wir für heute Abend schon ganz andere Pläne haben. Wie bereits schon erwähnt, hat Cecilie heute Geburtstag. Auf ihren Wunsch hin, haben wir beschlossen, am Abend nicht zu kochen, sondern nach Aix in ein Restaurant zu fahren. Deshalb brauchen wir also weder das Licht, noch den Herd für diesen Abend. Isabelle macht uns aber wenig Mut, als sie erklärt, dass sich ein längerer Stromausfall auch gern mal auf die Wasserversorgung auswirkt. Mit anderen Worten, das Risiko besteht, dass wir für die restlichen Tage weder Elektrizität, noch eine Dusche oder Waschmaschine haben. Wie Steffi es so treffend formuliert hat „Mal schauen wie lange es dauert, bis wir uns nicht mehr riechen können.“

Aber noch wollen wir den Teufel ja mal nicht an die Wand malen. Erst wollen wir schließlich den Abend genießen. Es ist das erste Mal, dass wir so richtig in die Innenstadt von Aix kommen. Außerdem lernen wir die Regeln in französischen Parkhäusern kennen: wenn du einen Kleinbus hast, suche dir einen Parkplatz, parke rückwärts ein, fahre so lange zurück bis es kracht und voilá! Das Ergebnis: der Bus steht quer über zwei Parkplätze und der kleine Begrenzungspfeiler aus Plastik klebt verbogen unter der Stoßstange. Perfekt eingeparkt Herr van Willigen!

In der Altstadt von Aix herrscht reges Treiben. Ein Restaurant reiht sich an das nächste. Wir entscheiden uns für ein griechisches Restaurant und machen es uns dort an einem der Tische bequem, die auf dem Platz aufgestellt sind. Von hier aus kann man wunderbar die Leute beobachten die hin und her gehen. Steffi und ich nehmen uns ein Beispiel an unseren männlichen Tischnachbarn, die beide gerne den weiblichen Wesen hinterherschauen, und wägen stattdessen ab, wie gut die Männer aussehen, die vorbei kommen. Irgendwie ist aber nicht wirklich etwas dabei, was uns anspricht. Da ist das Menu de dégustation doch viel verlockender, das Johann, Samuel, Steffi und ich bestellt haben und wo man sich mit 10 verschiedenen Vorspeisen und 5 verschiedenen Hauptspeisen gründlich den Magen vollschlagen kann.

Nach dem Essen machen wir noch einen nächtlichen Verdauungsspaziergang durch die Gassen von Aix. Naja, wenn es nach Samuel ginge, wäre es wohl eher ein Verdauungsmarathon.
Als wir dann schließlich zurückfahren, sind wir alle vollgefressen und müde. Das hindert uns aber nicht daran, dass wir noch Cecilies Geburtstag ausklingen lassen, indem wir noch die Himbeerrolle mit den Wunderkerzen und den selbstgebastelten Passscherben aus Marzipan verspeisen.

Nebenbei bemerkt hatten wir alle einen buchstäblichen Lichtblick, als wir zurückgekommen sind: das Licht brennt wieder, das Wasser läuft einwandfrei, der Schaden ist also schon behoben. Glück gehabt!

26. Tag: 27. August 2009

Samuel hat keine Gnade walten lassen. Obwohl wir gestern erst gegen 1 Uhr ins Bett sind, heißt es heute wie üblich wieder früh morgens raus aus den Federn. Als ich um halb 7 aufsteh, ist alles noch total ruhig. Ich entschließe mich also nachdem ich im Bad war, dass es doch der perfekte Morgen wäre, um einen kleinen Spaziergang an den See zu machen. Es gibt doch nichts Herrlicheres als ein stiller See, über den die Nebelschwaden ziehen, zwischen denen langsam die Morgensonne durchkommt. Das einzige Geräusch kommt von den Vögeln und den Pferden, die irgendwo schnauben und grasen. Außerdem ist es schön frisch, sodass man richtig wach wird.

Nach dem Frühstück wasche ich noch die restlichen Funde, die wir gestern nicht mehr geschafft haben. Jetzt muss doch diese Wascherei aber wirklich endgültig ein Ende gefunden haben, oder? Entweder hat die Sonne heute nur mäßig Kraft oder die Knochen haben sich wirklich so mit Wasser vollgesaugt, jedenfalls dauert es irgendwie ganz schön lange, bis alles trocken genug ist, damit man es eintüten kann.

Nach dem Mittagessen ist erst mal wieder ein Schläfchen angesagt. Das Wettrennen um das Sofa gewinne ich sogar gegen Steffi.

Heute Nachmittag bekommen wir mal wieder Besuch. Ein Freund von Samuel will sich unsere Arbeit anschauen. Dafür müssen wir eine kleine Präsentation vorbereiten. Wir wählen dafür natürlich denjenigen aus, der am besten französisch spricht: Johann.

Die Vorbereitungen sind eigentlich recht schnell abgeschlossen, jetzt brauchen wir nur noch den Zuhörer, der sich aber leicht verspätet. Bis es soweit ist, gibt es noch einiges zu tun. Unter anderem müssen die Unites des Remontages mit Nummern beschriftet werden, bevor man sie in ihre jeweiligen Kisten verpackt. Nichts leichter als das. Einfach alle Gefäße auf dem Tisch ausbreiten und dann in Fließbandtechnik alles mit dem Untergrund bepinseln und anschließend beschriften.

Ich habe nicht gezählt, wie viele es waren, aber es waren sehr viele. Allmählich kommen wir etwas in Zeitdruck, immerhin müssen bis morgen alle Arbeiten erledigt sein.
Nach dem Vortrag knurren uns schon die Mägen. Ein Glück, dass uns unsere fleißigen Köche bald schon eine große Portion Polenta auf den Tisch bringen.

Nach dem Essen ist das Programm noch lange nicht gelaufen; findet zumindest der kleine Armand, der von unserer Kissenschlacht überhaupt nicht genug kriegen kann. Dieses Kind hat eindeutig mehr Energie als wir nach diesem arbeitsreichen Tag. Selbst als Steffi und ich versuchen ins Zelt zu flüchten, werden wir noch verfolgt und mit Kissen attackiert, bis sich jemand erbarmt uns zu retten :p.

27.Tag: 28. August 2009

Heute ist es unglaublich neblig. Die Suppe ist sogar so dick, dass ich kaum was sehe, als ich wieder einen Spaziergang zum See mache. Erst als die Sonne es doch schafft, den Nebel zu besiegen, wird es wärmer. Unsere heutige Aufgabe lautet: jegliche Wandscherben müssen nach Schicht sortiert werden. Was wie ein einfacher Auftrag klingt, ist aber wahnsinnig zeitaufwendig. Stellt euch 8 Tische vor, die überladen sind mit Kleinteilen aus Keramik und jede einzelne muss umgedreht und auf ihre Schicht geprüft werden. Diese sind zweigeteilt: einerseits gibt es die römischen Ziffern aus den alten Grabungen der 90er, andererseits die komplizierten Buchstabenkennungen der neueren Grabungen. Um den Überblick nicht zu verlieren, fangen wir also an, uns ein System zu überlegen, das aus Kisten und Kritzeleien auf dem Tisch besteht.

Nicht einmal für eine lange Mittagspause bleibt heut Zeit. Gleich nach dem Essen geht das Sortieren weiter. Bis zum Abend wuselt schließlich die ganze Mannschaft im Zelt herum, um alle Scherbenstapel in Tüten und Kisten zu verstauen, bis auch das letzte Stück Keramik verpackt ist (was ganz schön lange dauert, weil immer wieder aus irgendwelchen Winkel plötzlich ein neuer Haufen auftaucht, der einsortiert werden muss. Zitat Cecilie: „Chaos, dein Name ist van Willigen!“).

Wir geben uns wirklich Mühe, alles zügig zu erledigen, doch es ändert nichts an der Tatsache, dass es schon halb 10 ist, bis wir endlich Feierabend machen dürfen. Dafür begießen wir den Abend auch mit einem Glas Champagner, um damit schon mal der ganzen Kampagne einen würdigen Abschluss zu geben und uns bei Isabelle und ihrer Familie zu bedanken, die uns in den 4 Wochen immer so geduldig ertragen hat und immer mit Rat und Tat zur Seite stand.

Kaum zu glauben, dass die 4 Wochen jetzt wirklich schon fast vorbei sind. Die Arbeiten sind jetzt praktisch abgeschlossen, aber eben nur fast. Morgen erwartet uns noch das letzte Übel: ein Großputztag!

28.Tag: 29. August 2009

Ich wünschte, ich könnte noch weiterschlafen, aber ich will ja schließlich noch die Gelegenheit nutzen, um nochmal den See beim morgendlichen Nebel zu sehen. Steffis große Sprüche vom Vorabend, sie wolle früh morgens schon schwimmen gehen, verpuffen bereits nach einem kurzen, prüfenden Blick ihrerseits aus dem Zelt.

Dagegen sind andere schon am See unterwegs, wie ein paar Angler und auch Gouravon, der die frühe Stunde nutzt, um Mäuse zu fangen. Eigentlich wären die Badepläne gar nicht so abwegig, denn wie ich feststelle, ist das Wasser erstaunlich warm. Trotzdem begnüge ich mich damit, kurz die Arme reinhängen zu lassen, ehe ich – begleitet von einem schnurrenden Gouravon – zurück zum Haus laufe.

Als erstes müssen noch die diagnostischen Scherben verstaut werden, also all jene, die Randstücke oder Besonderheiten wie Henkel usw. aufweisen. Diese müssen zum Glück nur noch nach ihrer Art und nicht mehr nach der Schicht sortiert werden, was relativ schnell geht.

Dann geht es los mit der Putzaktion. Die Aufgaben sind genau verteilt: Erik und Johann fahren mit Samuel nach Aix um die Kisten mit den Wandscherben und die Ausrüstung ins Lager zurückzubringen, wo wir sie vor vier Wochen geholt haben. Cecilie, Daniel, Steffi und ich bleiben hier und unterziehen unserer Unterkunft einer Generalüberholung. Alles kommt raus. Innerhalb kürzester Zeit stapelt sich das Chaos auf den Außentischen, wohingegen es im Inneren immer leerer wird. Auch das Bad muss geputzt werden, wobei ich feststellen muss, dass das Putzmittel alles andere als hautverträglich ist. Nach einigem Stühleschleppen, wischen, putzen und fluchen, können wir uns kurz beim Mittagessen ausruhen, bevor es wieder weiter geht.

Ich putze die Küche, während Steffi sich mit den Kühlschränken beschäftigt. Daniel und Cecilie versuchen hingegen den Dreck aus unserem Saal zu kriegen, indem sie ihm mit Staubsauger und Putzeimer zu Leibe rücken. Eines muss ich wirklich sagen: so sauber sah dieser Raum sicher schon lange nicht mehr aus, nicht mal, als wir vor einem Monat hier angekommen sind.

Kaum bin ich fertig mit dem Herd, kommt der Trupp aus Aix zurück. Wehe jemand nähert sich noch meiner frisch polierten Küche! Offenbar waren meine Warnungen einleuchtend genug, zumindest wagt sich keiner der Jungs auch nur in die Nähe des Herdes.

Nachdem auch alle Küchenschränke geputzt und der Kühlschrank enteist wurde (mir kam da doch fast ein ganzer Eisberg entgegen) verlagert sich die Aufräumaktion nach draußen. Sämtliche Unites des Remontages müssen mit Papier und Füllmaterial in den Kisten gesichert werden, damit nichts kaputt geht, ehe wir die Kisten in einen kleinen Lagerraum tragen, wo sie Samuel in ein paar Wochen abholen wird. Er will das ganze nämlich zu Hause noch näher untersuchen, aber in den Kofferraum passen sie beim besten Willen dieses mal noch nicht.

Während sich die starken Jungs daran machen, unser Arbeitszelt abzubauen, widmen Steffi und ich uns schon mal unserem kleinen Zelt. Der Plan lautet nämlich, dass alle Zelte heute schon abgebaut werden und wir heute Nacht zusammen im großen Saal übernachten. Jetzt ist also die letzte Gelegenheit, um Ordnung in den Koffer zu bringen, damit er am Ende auch wieder zugeht. Noch ein bisschen das Zelt ausgesaugt und schwups ist es ebenso schnell wieder zusammengefaltet, wie es sich einst von selbst entfaltet hat. Wirklich praktisch diese Wurfzelte!
Am Abend sind wir schließlich alle fix und fertig, aber die Arbeit hat sich gelohnt. Das Chaos wurde beseitigt, alle Kisten verstaut, das Zelt abgebaut, unsere Unterkunft ist sauber.

Jetzt haben wir uns noch eine kleine Auszeit am See verdient, ehe wir uns auf den Weg nach Vinon machen. Wie schon am ersten Tag essen wir dort im Bistro „Le Mistral“. Damit schließt sich der Kreis, der vor einem Monat hier begonnen wurde.

29. Tag: 30. August 2009

Es darf doch wohl nicht wahr sein! Als Steffis Wecker um 6 Uhr klingelt, will ich am liebsten nur wieder die Decke über den Kopf ziehen und weiter schlafen. Aber ich hab keine Chance, ich muss wohl oder übel unter dem Klavier hervorkriechen und mich ins Bad schleppen.
Nicht mal zum Frühstück reicht die Zeit, was natürlich so geplant war, sonst hätten wir ja wieder die schön geputzte Küche und den fein säuberlich gereinigten Esstisch dreckig gemacht.

Noch schnell den Rest in den Koffer gestopft und dann alles möglichst so gestapelt, dass 7 Menschen, samt Gepäck, plus einem Berg von Funden ins Auto passen. Zusätzlich kommt noch eine große Kiste Altglas und zwei riesige Tüten PET-Flaschen hinzu, die man unterwegs noch loswerden muss, und irgendwo muss noch ein Platz für die Kühltasche gefunden werden.
Unglaublich, aber es hat wirklich alles reingepasst! Das ist wirklich ein Wunderauto.
Nun heißt es also Abschied nehmen von Aurabelle.

In Vinon werden wir zum Glück unseren Müll los, sodass wir uns wenigstens wieder ein kleinwenig regen können. Dann kann unsere Fahrt wirklich losgehen.
Unter den Strahlen der aufgehenden Sonne über den Bergen führt uns unser Weg über die E712 Richtung Norden, vorbei an Manosque, Siseron, Richtung Grenoble. Die Landschaft ist so herrlich, aber die Augenlider sind auch sooo schwer. Lange halte ich es noch durch, mir die Berge, Täler und Dörfer anzuschauen, dann mach auch ich von meinem Kuschelkissen Gebrauch und schlafe eine Runde.

Nach gut zwei Stunden machen wir Pause in einem kleinen Ort, um dort zu frühstücken. Ein Croissant und eine heiße Schoki später, kann die Fahrt weiter gehen.
Viele Details gibt es von der Fahrt eigentlich nicht zu berichten. Sie besteht zum Großteil eigentlich nur im Schlafen, Landschaft anschauen, schlafen und Landschaft. Besonders in den Alpen ist die Landschaft einfach herrlich, nur leider hat praktisch keiner mehr noch eine funktionstüchtige Kamera, weil sie entweder kaputt oder die Batterie leer ist.

Je weiter wir nach Norden kommen, desto vertrauter wird die Gegend: saftig grüne Wiesen, auf denen Kühe grasen, dichte Laubwälder, hübsche Dörfchen. Ein paar Mal müssen wir anhalten und die Karte studieren, weil wir mittlerweile die große Nationalstraße verlassen haben und nun über enge Landstraßen fahren.

Im Gegensatz zur Hinfahrt, wo wir den Weg über die Schweiz genommen haben, fahren wir heute nicht Richtung Genf, sondern bleiben in Frankreich. Das hat zwei wichtige Gründe: erstens hat Samuel noch Funde im Auto, die er nicht über die EU Grenze hinausbringen darf und zweitens wollen wir noch ein Archäologen Ehepaar besuchen, das mit Samuel befreundet ist und wichtige Forschungen über französische Seeufersiedlungen betrieben hat.

Dazu müssen wir aber erst mal das Nest finden, wo die beiden uns erwarten.
Vorher halten wir aber noch an einem idyllischem Plätzchen an, um unser Picknick zu verspeisen. Umgeben von weiten Wiesen, auf denen es nichts gibt, außer einer alten Kapelle und einer Weide mit Kühen und einem Pferd, lässt sich das Essen so richtig genießen.

Über kurvige Bergstraßen geht es über St. Claude direkt hinein ins Herz des französischen Juras. Nach einigem Wenden und Anhalten, finden wir schlussendlich was wir suchen: ein kleines Forschungszentrum, das auf den ersten Blick recht verlassen aussieht. Im Inneren erwarten uns aber schon die beiden Archäologen und ein feiner Tee mit Keksen. Außerdem kommt noch eine weitere Kollegin der beiden hinzu, bei der sich schnell herausstellt, dass sie eigentlich aus Schottland kommt und wir deshalb ganz froh sind, dass wir uns mal wieder mit jemandem auf Englisch unterhalten können.

Gestärkt und mit frisch aufgefüllten Wasservorräten kann also die letzte Etappe angetreten werden. Nordwärts geht es Richtung Besançon (das wir mehr oder weniger souverän umfahren), weiter auf der Autobahn Richtung Belfort. Autobahnen in Frankreich bedeuten bekanntlich Mautstellen und Mautstellen sind üblicherweise Punkte, an denen sich viele Autos sammeln. Was eignet sich also besser, als ausgerechnet hier, alle Scheiben runter zu kurbeln, die es an unserem Auto gibt und dann Gülümse voll aufzudrehen und lauthals mitzugröhlen. Schockierte Blicke von allen Seiten sind natürlich nachvollziehbar, aber das stört uns wenig. Im Gegenteil, wir haben sehr unseren Spaß.

Nach einer kurzen Pinkelpause an einem Autobahnparkplatz heißt es schließlich Endspurt. Es ist nicht mehr weit bis Mulhouse und von dort ist es nur noch ein Katzensprung nach Basel. Eifrig werden die Handys gezückt, um Taxi Mama, Papa und Co zu verständigen, damit sie auch rechtzeitig am vereinbarten Punkt bereit stehen. Es ist mittlerweile bald 20 Uhr als wir schließlich in St. Louis ankommen und die letzten Meter noch mit einem Abschluss-Gülümse ausklingen lassen.

Damit endet also unsere Reise, wo sie vor 4 Wochen hier begonnen hat. Abschließend bleibt zu sagen, dass es wirklich ein interessanter, sehr lustiger, wenn auch manchmal etwas anstrengender Monat war. Wir haben sicher alle sehr viel über das südfranzösische Neolithikum und die Vorgänge einer Befundauswertung gelernt. Aber das alles hätte nicht so gut funktionieren können, wenn wir nicht so ein gutes Team gewesen wären. Ein Dank also an alle und natürlich ganz besonders an Samuel, der uns erstaunlicherweise die ganzen vier Wochen ausgehalten hat, ohne wahnsinnig zu werden^^.

ENDE

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