Montag, 22. Juli 2013

Das war Woche 3!

So beginnt die 3. Woche hier in Bad Buchau:

Für den Montag ist meine erste Führung angesetzt, sie heißt „Steinzeit im Wandel“. Da geht es vor allen Dingen darum, die Veränderung von den Jägern und Sammlern zu den Ackerbauern und Viehzüchtern zu betonen. Bevor es aber losgeht (die Führung ist erst für 12.30 Uhr bestellt), füttere ich noch die Schafe und die Ziegen. Mittlerweile klappt es ganz gut, ohne dass Joey mir auszubüchsen versucht. Zum Glück, denn momentan ist das Kraftfutter leer, ich hätte also nicht mal etwas, mit dem ich ihn zurücklocken könnte.
Weil sich zwei Klassen für das Projekt angemeldet haben, mache ich es parallel mit Lilli, die den üblichen Ablauf abändert, damit wir uns auf dem Gelände nicht in die Quere kommen. Im Nachhinein muss ich sagen, lief die erste Führung schon sehr gut, auch wenn es den ein oder anderen Kasper gab, der natürlich aus der Reihe tanzen musste. Ich sollte vielleicht noch die Struktur verbessern, damit ich nichts auslasse, aber ahnungslos sind die Kinder sicher nicht nach Hause gegangen. Fürs erste Mal bin ich sehr zufrieden.
Abends schneide ich dann schon mal die Lederstücke zurecht, die ich für den nächsten Tag brauche. Anschließend sammle ich noch den Müll auf, der im Gelände liegen geblieben ist. Keine schöne Arbeit, aber sie ist nunmal nötig und es sind ja eigentlich auch nur ein paar Bonbon-Papierchen hier und da.

Am Dienstag hole ich unterwegs zum Museum noch eine Ladung bestellter Brötchen beim Bäcker ab. Offenbar habe ich mir für das Halbtagesprojekt, das ich heute machen soll, eine falsche Uhrzeit notiert. Ich dachte, es geht schon um 10 los, aber in Wahrheit kommt die Klasse erst um 11. Das ist ganz gut so, denn dann bin ich umso länger allein im Gelände, weil die anderen Projekte schon am Vormittag zu Ende gehen. Ich muss allerdings auch die übliche Struktur etwas abändern. Die Einführung findet nicht wie üblich im Museum statt, sondern an der Feuerstelle, weil noch eine andere Gruppe im Museum ist. Danach geht’s gleich an die Lederbeutel. Das Leder zurechtschneiden klappt schon ganz gut, auch wenn einige sich zunächst weigern Partnerarbeit zu machen (was aber leider hier notwendig ist). Eigentlich dachte ich auch, 5. Klässler könnten ihre Knoten schon selber machen, aber bei den meisten klappt das leider noch nicht. Das nächste Mal knote ich die Bastbänder besser vor, denn das spart erheblich Zeit. Wir liegen nämlich schlussendlich etwas im Zeitplan hinterher und die Klasse will sogar schon eine Viertelstunde früher aufhören, weil der Bus recht knapp fährt. Museum und Taubried läuft also im Schnelldurchlauf, aber weil ich bei der Einführung das meiste schon gesagt habe, muss ich inhaltlich keine Abstriche machen. Hektisch wird es erst zum Schluss beim Speerschleudern, weil ich für 29 Schüler nur 15 statt 30 Minuten Zeit habe. Trotzdem hat mir mein erstes Halbtagesprojekt schon sehr viel Spaß gemacht und die meisten Kinder waren ja auch sehr aufmerksam und interessiert.

Am Nachmittag läuft dann kein Projekt und keine Führung mehr. Weil gerade keine Besucher im Museum sind, denke ich, es wäre eine gute Gelegenheit, um das Einbaumfahren noch etwas zu üben. Aber kaum sitze ich drin und fahre los, kommen schon die ersten Besucher. Offenbar sieht es bei mir schon so professionell aus, dass die Leute an der Kasse fragen, ob sie mit mir mitfahren können. Leider geht das momentan aber noch nicht. Ich hab den Einbaum schon ganz gut im Griff, aber als nächstes muss ich das Fahren erst noch mit freiwilligen Kollegen testen, bevor ich Besucher mitnehmen kann. Viele Runden halte ich eh nicht durch, denn das geht ganz schön in die Arme.
Am Abend fahr ich mal wieder nach Biberach, um mit Verena, Debora und deren Freund Klaus ans Schützenfest zu gehen. Erst mal ein leckeres Hähnchen und ein kühles Radler, dann schlendern wir noch ein bißchen über den Rummel. Klaus muss unbedingt so eine Höllenmaschine ausprobieren, bei der uns Mädels schon beim Zuschauen schlecht wird. Wir begnügen uns mehr damit, die Festatmosphäre zu genießen und setzen uns hinterher noch ein bißchen zusammen.

Am Mittwoch lasse ich mal die Projekte alleine laufen und widme mich lieber „Kleinkram“: Tiere versorgen, Flyer für das Museumsfest in den Geschäften am Marktplatz verteilen und dann noch neue Speere basteln. Das Holz dafür hat Chris schon zugeschnitten, jetzt muss ich nur noch die Federn mit Kleber und Kunstsehnen befestigen. Eine knifflige und klebrige Angelegenheit.
Am Nachmittag fährt Sabine dann mit mir Einkaufen. Eigentlich könnte ich danach schon nach Hause, aber ich gehe nochmal zurück und bastel an meinem Pfriem weiter. Mit dem größeren Sandstein geht es wesentlich besser und schneller. Jetzt fehlt nur noch eine schöne Verzierung. Hanna hat mich mit ihrem Mammut ganz schön neidisch gemacht, aber ich bin reichlich untalentiert im Mammut-schnitzen.
Ich bin gern im Museumsgelände, wenn nicht mehr viel los ist. Fast wie ein Spielplatz für große Archäologenkinder ;-)

Der Donnerstag ist echt ein heavy Tag, nicht nur für mich. Im Museum geht die Post ab, weil vier Ganztagesprojekte gleichzeitig laufen. Eigentlich sollte ich ursprünglich als Springer zwischen den Gruppen wechseln, um beim Praxisteil zu helfen. Aber mein Arbeitsplatz liegt heute außerhalb des Museums. Morgen läuft nämlich unsere Grabung für Schulklassen, dafür muss einiges vorbereitet werden. Als erstes: Unkraut jäten. Eine echt anstrengende Arbeit unter der prallen Sonne. Zwar bin ich mit Hut und Trinken ausgerüstet und habe mich mit Anti-Mückenspray eingesprayt, aber spätestens nach einer Stunde wird es mühsam, besonders wenn man mit Diesteln und Brennnesseln konfrontiert wird und wenn sich die Rossbremsen partout nicht an das halten wollen, was auf der Verpackung des Anti-Mückensprays draufstand.
Schlimmer als die Bremsen sind jedoch die Ameisen. Als ich nämlich noch etwas Torf hole, um die vorbereiteten Funde auch gut zuzudecken, entpuppt sich der ganz neue Torfsack als Ameisennest. Und diese roten Viecher sind gar nicht begeistert, dass ich in ihr Nest fasse. Sowas tut noch viel mehr weh, als jeder Bremsenstich. Also fahren Lilli und ich nach Bad Saulgau und kaufen zwei neue Säcke im Baumarkt. Mit denen können wir dann alles schön abdecken. Dann müssen nur noch die Schildchen neu beschriftet und im Projekthaus alles kontrolliert werden.

In unserem Museumsteich spielen sich übrigens Dramen ab. Nicht nur dass die Haubentaucher ihre beiden Jungen verloren haben, nun ist auch noch eine Heuschrecke ertrunken und zwei verwaiste Entenküken streunen umher. Abends versuchen wir zwar die Kleinen zu finden, um sie evtl. aufzupäppeln, aber leider können wir sie nirgends entdecken. 

Am Ende des Tages bin ich jedenfalls so fix und alle, wie nach einem Grabungstag.
Die eigentliche Grabung findet aber erst am nächsten Tag statt. Weil der Arbeitstag heute etwas länger wird, darf ich später anfangen und komme erst gegen Mittag. Zusammen mit Regina bereite ich alles vor. Dieses Projekt ist aufwändiger als alle anderen, vor allem in der Vorbereitung, das habt ihr sicher schon gemerkt. Alle Sachen müssen am richtigen Platz sein, die Ausrüstung für die Schüler muss parat sein und dann gibt es auch noch etwas zu Essen, das man vorher richten muss. Aber wir sind pünktlich fertig.

Die Klasse allerdings nicht. Mit einer ganzen Stunde Verspätung kommen sie an. Das ist natürlich schwierig, weil wir die Zeit schlecht hinten anhängen können. Also muss Regina mit dem Programm improvisieren. Weil es heute so heiß ist und die Schüler einen langen Weg hinter sich haben, beginnen wir sofort mit dem Imbiss. Danach findet die Einführung im Museum statt, ehe die Schüler in Gruppen eingeteilt werden: Archäobotaniker, Archäozoologen, Dendrochronologen und Typologen. Diese müssen eigenständig aus einem Beiheft ihr jeweiliges Spezialgebiet erarbeiten, um es dann draußen auf der Grabung anzuwenden. Nicht allen liegt das Ausgraben, vielen ist es nach 5 Minuten schon zu anstrengend. Wenn die wüssten, wie‘s da in der Realität zugeht! Aber wir wollen die Kinder ja nicht überfordern. Am Ende haben jedenfalls alle ihren Befund erarbeitet und das Projekt endet mit einer Besprechung und noch einer kurzen Besichtigung des Taubried-Hauses.
Als die Klasse gegen 18 Uhr geht, ist für Regina und mich aber noch nicht Schluss, wir müssen ja alles wieder aufräumen. Das war echt ein anstrengender Tag! Zum Glück kommt jetzt aber das Wochenende.

Und das beginne ich mit einem entspannten Samstagvormittag. Ich will nämlich mal die Adelindis-Therme kennenlernen. Heute kaufe ich mir erst mal eine 4-Stunden-Karte, aber schon bald nachdem ich drinnen bin wird mir klar, dass ich mir für ein eventuelles nächstes Mal eine Tageskarte leisten muss. Hier gibt es jede Menge Sachen auszuprobieren. Als erstes sichere ich mir eine bequeme Liege auf der Wiese. Bei den Temperaturen kann man sich hier wunderbar sonnen.
Die Anlage hat zwei Außenbecken mit verschiedenen Massagedüsen und Sprudelanlagen. Das tut meinen Gelenken und dem Muskelkater richtig gut nach diesen zwei anstrengenden Arbeitstagen. Außerdem gibt es draußen auch noch ein großes Sportbecken, wo das Wasser etwas kühler ist und man seine Bahnen ziehen kann. Ich bin absichtlich gleich um 9 hier, weil ich vermute, dass es später ziemlich voll sein wird.
Nach der ersten Baderunde streife ich umher und sehe mir an, was es noch alles gibt. Im Freien kann man noch ein paar große Vogelvoliere bewundern, über den Barfußpfad wandern und wer es sportlich mag, kann ein paar Geräte ausprobieren. 

Jetzt im Sommer liegen die meisten natürlich draußen auf der Liegewiese. Wenn es später mal abkühlt, ist drinnen ebenfalls für genügend Ruhemöglichkeiten gesorgt. In der großen Liegehalle mit Kaminecke kann man sogar noch einen Blick auf ein paar archäologische Befunde werfen, die man an dieser Stelle entdeckt hat. Daneben gibt es einen abgedunkelten Liegeraum mit Sternenhimmel oder einen Liegeraum mit Panoramagemälde, in dem man sich von Vögeln bezwitschern lassen kann. Im Keltarium, dem Dampfbad, kommt man richtig ins Schwitzen und gleich davor findet man eine kleine Kneippanlage, wo man durch warmes und kaltes Wasser waten kann. Drinnen gibt es übrigens auch zwei Becken: das Entspannungsbad und das Sprudelbecken.

Ihr seht also, 4 Stunden reichen gerade mal aus, um überall reinzuschnuppern. Gegen 13 Uhr ist für mich dann Schluss und ich lasse meine Haare bei einem kleinen Sonnenbad auf einer Bank im Kurpark trocknen. Danach geht es ab nach Hause, denn mein Magen meldet sich inzwischen unmissverständlich.
Der Abend verläuft dann leider nicht so ganz nach Plan. Eigentlich wollte Hanna mich auf die Bachritterburg mitnehmen, wo sie heute eine Führung hat, doch ich warte vergeblich am vereinbarten Treffpunkt. So schlimm ist das allerdings nicht. Ich hatte ja schon einen ereignisreichen Tag und den lasse ich nun mit einem Eis ausklingen. So habe ich zumindest noch genügend Zeit zum Schreiben.

Man könnte glauben in einer Kurstadt wird Nachtruhe ganz groß geschrieben. Die Raucherecke vor der Schlossklinik hat das aber sowieso immer schon anders gesehen. Heute Nacht übertreibt es aber jemand ganz gewaltig, der nachts um zwölf plötzlich mit seinem Motorrad vom Parkplatz rauscht. Das stört selbst die Störche, die bei dem Krach aufgeregt zu Klappern anfangen. Na dann, gesegnete Nachtruhe!

Am Sonntag geht es mal wieder nach Biberach zum Historischen Festumzug des Schützenfestes. Lilli und ihr Freund Stefan nehmen mich mit. Die Parkplatzsuche ist zwar etwas knifflig, aber wir finden noch rechtzeitig ein Plätzchen, um den Umzug zu genießen. Rund 70 Gruppen aus Biberach und Umgebung zeigen Trachten und Brauchtum von der Staufer-Zeit bis in die Bismark-Ära, dabei kommen auch sehr viele Pferde und Wägen zum Einsatz. Lilli und Stefan müssen leider schon vorzeitig gehen, aber ich sehe mir den Umzug in Ruhe zu Ende an und mache anschließend eine ausgiebige Stadtbesichtigung. Besonders sehenswert sind natürlich auch hier die vielen Fachwerkhäuser. Auch die Kirche ist sehr interessant. Sie wird von der katholischen und der evangelischen Gemeinde gemeinsam genutzt (strenge Trennung gibt es nur beim Strom *g*) und hat ein wirklich sehr schönes Deckengemälde. Damit man keine Genickstarre bekommt, steht extra ein mobiler Spiegeltisch zur Verfügung.

Vom Gigelberg aus – nachdem man die fast 200 Stufen überwunden hat – hat man einen tollen Blick über die Stadt. In dieser Woche ist dort zusätzlich noch die Festwiese mit dem großen Rummelplatz. Ich leiste mir eine Fahrt mit dem Riesenrad und es ist wirklich herrlich. Nicht nur die Aussicht, sondern auch, dass hier ein kühler Wind weht, denn die Hitze ist heute mal wieder drückend.
Besonders schöne Winkel findet man im alten Weberviertel und natürlich darf auch der Marktplatz nicht fehlen. Dort bekommt man dann gleich noch ein leckeres Eis.
Leider reicht die Zeit nicht mehr, um auch das Museum zu besuchen, denn sonntags fahren leider nicht sehr viele Busse nach Bad Buchau. Da muss man nehmen, was man kriegen kann.


Das waren also die Ereignisse der vergangenen Woche. Und auch diesen Bericht schließe ich mit ein paar Impressionen:

Nach beendeter Arbeit: 4 fertige Grabungsschnitte

Junior-Archäologen bei der Arbeit

Vergleichssammlungen

Beim historischen Festumzug: die Stauffer

...mit Fanfarenzug

Die Bauern...

...mit Feuerspucker

Die Glockengießer

Die Truppen des Kaisers im 30jährigen Krieg

Die Gerber

Rokkoko

Postkutsche

Biedermeier

Bürgerwehr 

Bauern nach der Ernte

Ausgewanderte Schwaben in Siebenbürgen

Die Müller

Feuerwehr




Das letzte noch erhaltene Stadttor: das Ulmer Tor

Blick vom Gigelberg

...und vom Riesenrad

Schöne Winkel im Weberviertel

Brunnenfigur auf dem Marktplatz


Altes Rathaus


Wieland-Park

Stadtgarten

Keine Kommentare: