Montag, 15. Juli 2013

Und weiter gehts (07.-14. Juli 2013)

Und schon ist wieder eine Woche rum. Was ist passiert?
Am Sonntag habe ich den Grundstein für eine große Schauspielkarriere gelegt. Nein, kleiner Scherz ;-) Das Team von Kronos Travels war hier und brauchte noch Statisten für ein kleines Werbevideo. Ich durfte eine Steinzeitfrau spielen, die Fell abschabt und Mehl mahlt. Nicht gerade der große Sprung nach Hollywood, aber mal eine interessante Erfahrung. Und weil ich gerade schon in Steinzeitkluft steckte, konnte ich auch gleich noch bei der ArchäoWerkstatt mithelfen und mit den Kindern kleine Gefäße töpfern. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Kurz vor Feierabend drehte Sabines Sohn mit mir noch ein paar Runden mit dem Einbaum. Gar nicht so leicht so ein langes Boot zu steuern. Zum Glück ist der Einbaum noch recht neu und kann die ein oder andere Kollision mit den Betonpfeilern des Museums aushalten. Bis ich die ersten Leute über den Museumsteich fahren darf, wird es aber wohl noch etwas Übung brauchen.

Der Dienstag war recht unspektakulär. Am Morgen habe ich Sabine bei einer kleinen Führung für Kindergartenkinder begleitet. Das war wirklich süß. Ich glaube mit so einem Projekt kann ich demnächst schon anfangen. Am Mittag wäre ich dann gerne noch bei einem der beiden Halbtagesprojekte dabei gewesen, doch die Gruppe hat kurzfristig abgesagt. Also habe ich mal die Aktivitäten der Kinder selbst ausprobiert. Der Lederbeutel ging sehr schnell. Einen Pfriem zurechtzuschleifen ist aber sprichwörtlich Knochenarbeit. So ganz bin ich damit noch nicht fertig geworden, denn um 15.30 Uhr war dann eine „Teambesprechung“. Naja eigentlich wars mehr ein Kaffeekränzchen bei Claudia, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Aber ich bekam sehr guten Einblick in die Probleme der Museumsorganisation.

Am Mittwoch befand sich unser Museum im Ausnahmezustand, zumindest am Nachmittag. Aber die Hektik ging morgens schon los. Regina, ebenfalls eine freie Mitarbeiterin, sollte eine kulinarische Zeitreise mit einer Schülergruppe machen, doch die Bäckerei hatte das Brot nicht geliefert. Als ich gerade auf dem Weg zum Museum war, begegnete mir Lilli, die schnell noch das Brot holen musste. Offenbar hatte man bei der Bestellung vergessen die Uhrzeit zu sagen und die Bäckerei hat angenommen, dass sie das Brot dann erst am Mittag mit der üblichen Fahrt ausliefern soll. Da wäre es allerdings schon zu spät gewesen. Aber weil Regina und ich flink zusammen die Brote bestreichen, waren wir noch rechtzeitig fertig, bevor die Gruppe um 10 Uhr eintraf.
Zur kulinarischen Zeitreise gehört genau wie beim Ganztagesprojekt der steinzeitliche Eintopf. Weil es sich diesmal nicht um eine Klasse, sondern um eine Bio-AG gehandelt hat, war das Alter der Kinder sehr unterschiedlich, aber sie waren sehr interessiert und die Lehrer wussten ungemein viel über Pflanzen zu erzählen. Und wieder habe ich einen leckeren Eintopf zum Mittag bekommen. Er ist wirklich lecker, obwohl sogar Karotten drin sind! ;-)

Jetzt erzähle ich euch mal, wieso am Nachmittag bei uns so viel Hektik ausgebrochen ist: das Fernsehen war da! Der SWR wollte ein paar Aufnahmen über die neue Sonderausstellung machen, bei der es um ein schwäbisches Comic geht. Hanna sollte ihre Mundartführung machen und man brauchte noch eine Gruppe Statisten, die das Publikum spielt. Dazu konnte man nicht einfach irgendjemand nehmen, weil man dafür erst das Einverständnis gebraucht hätte. Also wurde das Museumsteam mit allen möglichen Bekannten und Verwandten zusammengetrommelt. Jetzt weiß ich wieder, warum ich Filmaufnahmen so anstrengend finde. Schon eine Stunde vor Drehbeginn fängt das Chaos an. Erst will das Fernsehteam das Feuer an der einen Feuerstelle und kaum, dass es brennt, wollen sie es plötzlich wieder woanders. Erst heißt es, Speerschleudern wird gefilmt und wir suchen extra die schönste Schleuder heraus, dann wird es wieder gestrichen. Und dann natürlich das endlose Wiederholen der gleichen Szene, weil wieder irgendetwas nicht so war, wie es hätte sein sollen. Um ein realistisches Bild ging es kaum, mehr um schöne Bilder, die nicht immer ganz der Wahrheit entsprachen. Gesendet wurde der Beitrag übrigens am nächsten Tag in der Landesschau. Man hat ganze zwei Minuten gesehen!

Abends nahm mich Verena dann nach Biberach mit. Dort findet nächste Woche das Schützenfest statt. Bei einer Veranstaltung zeigen mehrere Gruppen verschiedene Tänze durch die Jahrhunderte von der Renaissance bis zum Brake Dance. Für diese Veranstaltung wurde am Dienstagabend auf dem Marktplatz geprobt. Leider ohne Kostüme und nicht in der vorgesehenen Reihenfolge, aber es war trotzdem sehr interessant und ich lernte dann auch gleich noch Verenas Zwillingsschwester und eine Freundin von ihr kennen.  Und ich habe einen ersten Eindruck von Biberach bekommen. Dorthin muss ich unbedingt mal fahren, wenn ich mehr Zeit habe. Ist wirklich ein schönes Städtchen.

Für den Mittwochmorgen war erst mal Ordnungsarbeit angesagt: zuerst Ziegen und Schafe füttern, dann die Häuser auskehren. Hin und wieder brauchen auch stein- und bronzezeitliche Häuser einen kleinen Hausputz. Erst um halb 12 kamen dann die Schulklassen. Ich begleitete Hanna wieder beim Halbtagesprojekt mit Lederbeutel-Herstellung (5. Klasse). Heute heißt es nochmal ganz genau aufpassen, denn nächste Woche werde ich vermutlich selbst ein solches Projekt leiten müssen. 

Nach einem kleinen Päuschen am Nachmittag, fuhr mich Verena noch kurz zum Penny, damit ich meine Vorräte auffüllen konnte. Nochmal so eine Schlepperei mit Flaschen will ich nicht mitmachen. Rechtzeitig zu Hannas zweiter Führung um 16 Uhr war ich wieder da. Die war etwas Besonderes: in Steinzeitkluft verkleidet, spielte sie eine neolithische Bäuerin, die die Besuchergruppe in einem der Taubried-Häuser empfing und dort aus ihrem Leben berichtete. Eine wirklich eine lustige und interessante Vorstellung.
Der Mittwoch war wirklich ein langer Tag und ich ließ ihn noch mit einem Spaziergang auf dem Steg ausklingen.

Am Donnerstag musste ich schon eine halbe Stunde früher im Museum sein, denn ich wollte Verena bei der Führung „Steinzeit im Wandel“ begleiten. Dieselbe Führung soll ich nämlich nächsten Montag machen. Der Himmel hatte sich an dem Tag ziemlich zugezogen und es war morgens noch recht kühl. Aber zum Mittag wurde es wieder warm und sonnig. Die 2stündige Führung war recht anstrengend, weil die Kinder nicht richtig aufpassten und in alle Richtungen rannten. Wollen wir mal hoffen, dass meine Kids am Montag etwas ruhiger sind. Sabine war inzwischen sehr kreativ: sie hat einen flotten Steinzeit-Bikini gebastelt. Wenn das Museum jemals in finanzielle Schwierigkeiten geraten sollte, kann es also noch auf eine eigene Mode-Kollektion ausweichen. Und wo macht sich das Stück besser, als an der Bürotür des Chefs? ;-)

Am Nachmittag brachte ich noch ein paar Flyer zum Steg, ins Kurzentrum und zur Tourist-Info. Es dauert nicht mehr lang, bis das Museumsfest stattfindet. Da bin ich schon sehr gespannt. Danach war nicht mehr viel los. Ich bereitete schon mal das Konzept für meine Führungen vor, dann machte ich etwas früher Schluss.
Der sonnige Abend bot sich an, noch einen kleinen Streifzug durch die Stadt zu machen. Dabei studierte ich schon mal die Busverbindungen in die Umgebung und entdeckte das Schwimmbad, die Schwäbische Eisenbahn und den alten jüdischen Friedhof. Letzterer war höchstinteressant. Das älteste Grab, das ich gefunden habe stammt von 1765, aber es gab noch wesentlich ältere Grabsteine, die man einfach nicht mehr lesen konnte. Der älteste Grabstein soll von 1675 stammen. 

Zurück am Marktplatz genoss ich die Sonne mit einem Eis: Nutella und Drachenfrucht – man lernt nie aus.
Der Freitag war schon morgens sehr sonnig. Für den Vormittag waren mehrere Halbtagesprojekte geplant. Spontan half ich ein bißchen bei Hanna aus, die mit einer 3. Klasse töpfern sollte, aber fast keine Stimme mehr hatte. Offenbar geht hier etwas rum, ich muss aufpassen! Eine Sommergrippe kann ich echt nicht gebrauchen. Danach konnte ich gleich umschwenken und mit Manuela eine 1. Klasse bei der Schmuckherstellung begleiten. Für die Kleinen ist das noch fast ein bißchen schwierig, weil die wenigsten schon einen Knoten binden können und das Durchreiben der Muscheln sehr viel Geduld verlangt. Aber am Schluss ging jeder mit einer schönen Kette nach Hause.

Am Nachmittag ging ich ein paar Stunden nach Hause, denn am Abend fand die große Premiere für das Theater statt und da musste noch einiges vorbereitet werden: jede Menge Brote warteten darauf geschmiert zu werden und zwar mit viel Liebe zum Detail. Schon mal eine Blumenwiese probiert? Geht ganz einfach: das Brot mit Quark bestreichen, einen Klecks grünes Kräuterpesto darauf und dann mit ein paar farbenfrohen, essbaren Blüten verzieren. Schmeckt super und sieht dazu noch toll aus! Aber wir hatten natürlich auch noch andere leckere Schnittchen und jede Menge Spaß beim gemeinsamen Schmieren.

Zur Preview des ArchäoTheaters waren neben den Mitarbeitern des Museums natürlich die Presse und die Sponsoren eingeladen. Jetzt fragt ihr euch sicher, um was es in dem Stück geht. Um das gleich vorweg zu nehmen: es ist kein klassisches Theater mit Bühne und sitzendem Publikum, sondern ein interaktives Rollenspiel, in dem es eigentlich nur einen einzigen professionellen Schauspieler gibt. Es geht um eine Zeitreise in die Vergangenheit, die im Jahre 2043 stattfindet. Schon zu Beginn wird das Publikum in drei Klassen eingeteilt. Wie sichs gehört gehören die Museumsmitarbeiter natürlich nur in die dritte Klasse. Danach werden drei Zeiten besucht: die First Class darf als heilige Männer und Frauen in die Zeit der Wasserburg Buchau reisen. Die zweite Klasse reist als Zinnhändler in die Siedlung Forschner und wir, die Holzklasse, dürfen als Bauern in der steinzeitlichen Siedlung Taubried leben. Alles in allem eine sehr lustige und unterhaltsame Vorstellung! Und hinterher hat natürlich auch jeder unsere Schnittchen gelobt.

Der Samstag war mein erster vollkommen arbeitsfreier Tag. Was bot sich bei dem herrlichen Wetter also besser an, als eine Erkundungstour auf dem archäologischen Moorlehrpfad. Dieser a. 9,5km lange Rundwanderweg führt durch das südliche Federseeried, vorbei an archäologischen Fundstellen und durch herrliches Naturschutzgebiet. Der Pfad beginnt eigentlich am Museum, verläuft dann ein Stück weit am Ortsrand entland und mündet dann in das Naturschutzgebiet. Offenes Ried so weit das Auge reicht! Leider hat das auch einen Nachteil: an einem wolkenlosen Sommertag findet man hier keinen Schatten.
Erst nach gut der Hälfte – wenn man bereits an den Fundstellen Dullenried, Wasserburg und der eisenzeitlichen Fischfanganlage vorbeigekommen ist und sich über die Schmutzmaßnahmen für Natur und Archäologie informiert hat – erreicht man den Waldrand und den Aussichtsturm. Der steht genau da, wo einst der Zugang zur Siedlung Forschner stand. Ein Stück der Pallisade und der Holzumwehrung sind dort rekonstruiert. Danach geht es ein längeres Stück durch den Wald, bevor man wieder ins offene Gelände kommt, da wo einst die Siedlung Taubried lag. Und man kann in der Ferne den Henauhof sehen, in dessen Umgebung mehrere altsteinzeitliche Rentierjägerlager gefunden wurden. Entlang der Straße kommt man dann schließlich in den Ort zurück.

Als ich wieder zurück war, war es erst früher Nachmittag. Genug Zeit also, um noch kurz ein paar Kleinigkeiten einzukaufen und das Stiftsmuseum zu besuchen. Dort werden alte Kunstgegenstände des ehemaligen Benediktinerstiftes  ausgestellt. Der befand sich einst in dem Schloss, in dem man heute eine Rehaklinik findet. Die Krypta wurde sogar schon um 1000 n. Chr. gebaut und das daran anschließende Kloster war bis 1803 die Heimat hochfürstlicher Benediktinerschwestern. Erst später nutzte das Adelshaus Thurn und Taxis das Gelände als Schloss, ehe es in die heutige Klinik umgewandelt wurde. Ein Blick in die Stiftskirche St. Cornelius und Cyprianus lohnt sich, auch wenn die mir jeden Morgen den Schlaf raubt.
Zum Schluss wagte ich noch einen Abstecher auf den Marktplatz, auch wenn dort gerade Ausnahmezustand herrschte, weil der Stadtlauf im Gange war. Noch hat man davon aber nicht viel gesehen und nachdem ich mein Eis an einem schattigen Plätzchen genossen hatte, war ich auch müde genug, um in meine Wohnung zurückzugehen und mir etwas Leckeres zu kochen.

Am Sonntag war das Wetter noch immer herrlich, also beschloss ich, der Bachritterburg in Kanzach einen Besuch abzustatten. Dazu muss man zuerst mal den Bus nehmen, wobei Bus schon fast übertrieben war, bei dieser Größe. Hier auf dem Land ist die Bahn darauf angewiesen, dass auch kleine Privatunternehmen in ihrem Auftrag fahren, denn sonst wäre man hier ganz schön aufgeschmissen, wenn man kein Auto hat.
Die Bachritterburg ist auch keine echte Burg, sie ist nachgebaut, basierend auf einer kleinen Burg, die hier einst wirklich stand, aber schon lange abgebrannt ist. Sie besteht aus einem Wohnturm und einigen Nebengebäuden wie Wohnstall, Schmiede, Pferdestall und Speicher. Das Ganze ist recht klein, aber an bestimmten Tagen von Living-History-Gruppen belebt (an diesem Tag jedoch leider nicht). Man darf auch einige Sachen selbst ausprobieren.

Am Mittag ging es dann weiter nach Riedlingen. Dort gibt es viele alte Fachwerkhäuser oder aufwändig verzierte Gebäude. Die sog. „Mohrenscheuer“ ist z.B. das bedeutendste Fachwerkhaus der Stadt (1686 errichtet) und wurde bis heute außen nicht verändert.
Das Ackerbürgerhaus „Schöne Stiege“, in der sich heute das Stadtmuseum befindet, stammt sogar schon von 1556. Das Museum ist zwar klein, aber interessant und es gibt auch ein paar archäologische Funde aus der Region zu sehen, wie z.B. ein paar Halsringe aus Goldblech von der Heuneburg. Nach dem Stadtrundgang kann man dann seine Füße in die Donau halten und in einer Grünanlage entspannen, die auf einer kleinen Insel im Fluss liegt.
Um 17 Uhr ging dann die Reise bequem mit dem Bus (und dem gleichen Busfahrer) zurück nach Bad Buchau.


Das war also meine zweite Woche. Ab jetzt weht aber ein anderer Wind. Die Zeit des Mitlaufens ist vorbei, ab morgen führe ich meine eigenen Projekte. Was ich da alles erleben werde, erfahrt ihr nächste Woche. Bis dann!

Im Wackelwald

Steinzeiteintopf

Ivy

Marktplatz Biberach

Generalprobe auf dem Marktplatz in Biberach

Jüdischer Friedhof

Schnittchen!!!

Das Theater beginnt...

Auch Mon Amie hat eine Rolle

Reise durchs Zeitportal

Auf dem Moorlehrpfad...

...im südlichen Federseeried...


Aussichtsturm bei der Siedlung "Forschner"...

...mit Rekonstruktionen (nicht mehr ganz die jüngsten).

Störche im Flug

Die Schwäbische Eisenbahn

Narrenbrunnen in Bad Buchau

Bachritterburg Kanzach

Legt euch besser nicht...

...mit mir an *g*

Wohnstallhaus

Stall und Scheune

Wolle spinnen will gelernt sein

Altstadt von Riedlingen


Marktplatz Riedlingen

Mohrenscheuer

Goldhalsringe von der Heuneburg

Museum "Schöne Stiege"

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