Hallo Welt! Es ist Zeit, sich zurückzulehnen und die erste
Woche hier in Bad Buchau Revue passieren zu lassen. Wie sah also meine erste
Woche im Federseemuseum aus?
Sie beginnt am Sonntagvormittag mit einer ca. 2,5 stündigen Fahrt von zu Hause nach Oberschwaben. Zum Glück hat meine Mutter sich bereiterklärt mich mit dem Auto zu fahren, denn bei dem vielen Gepäck wäre ich im Zug (und Bus) wohl zusammengeklappt. Das Wetter passt auch wunderbar. Wir haben zuerst genügend Zeit uns den Ort und das Museum anzusehen. Die ersten Kollegen, die ich schon kennenlernen kann, sind alle sehr nett. Lilli, die Museumspädagogin, zeigt mir schließlich die Wohnung, in der ich für die nächsten acht Wochen wohnen kann. Sie ist spartanisch, das stimmt, aber für die paar Wochen reicht es allemal. Sie ist größer, als ich gedacht habe, nur leider gibt es kein Internet und der große Fernseher im Wohnzimmer ist nur eine Attrappe (kein Empfang). Aber ich habe ja genug Filme dabei, falls mir mal danach ist.
Den Abend nutzen meine Mama und ich jedenfalls noch, um auf
dem Steg durch das Moor bis zum Federsee zu laufen. Ein wirklich schönes
Fleckchen Natur! Früher einmal, vor ein paar Tausend Jahren, war der Federsee
über 30km² groß. Heute sind es gerade mal noch 1,4km². Vieles verlandete im
Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts, um neue Flächen für die Landwirtschaft
nutzbar zu machen, was dann aber gründlich schief ging. Heute befindet sich
hier ein großes Naturschutzgebiet mit einem Paradies für Vögel und Wassertiere.
Als ich dann allein bin, packe ich erst mal in aller Ruhe
meine Koffer aus. Schränke gibt es hier jede Menge. Ich habe alles schön ordentlich
verstaut. Zumindest jetzt sieht es noch ordentlich aus. Warten wir mal die Situation
bis in acht Wochen ab!
Vielleicht sollte ich euch kurz ein paar Worte zu Bad Buchau
erzählen. Die kleine Stadt hat vier wichtige Aspekte. Zum einen natürlich die Archäologie.
Das sage ich nicht nur, weil ich mich dafür interessiere, sondern weil es hier
wirklich etwas Besonderes ist. Es ist das fundreichste Moor Europas mit
wunderbarer Feuchtbodenerhaltung. Vier der Siedlungen, die hier gefunden
wurden, gehören mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe. Deshalb wird Vermittlung
auch ganz groß geschrieben, nicht nur im Museum, sondern auch mit dem 9,5km
langen Moorlehrpfad.
Eng verbunden mit dem archäologischen Schutz ist natürlich der Naturschutz. Der
Federsee und das umgebende Moor ist ein Paradies für Pflanzen, Vögel und
Wassertiere. Deshalb ist der Nabu (Naturschutzbund) hier sehr aktiv und hat ein
kleines Zentrum, das regelmäßig interessante Veranstaltungen anbietet.
Sehenswert sind auch die Stiftskirche und der jüdische Friedhof, wichtige Teile der hiesigen Kultur.
Und last but not least ist es natürlich ein Kurort mit Kliniken, Thermalbädern, Kurpark und allem drum und dran, was man zur Entspannung braucht.
Der Ort ist klein, aber trotzdem ist hier viel geboten. Ich glaube nicht, dass mir so schnell langweilig wird.
Sehenswert sind auch die Stiftskirche und der jüdische Friedhof, wichtige Teile der hiesigen Kultur.
Und last but not least ist es natürlich ein Kurort mit Kliniken, Thermalbädern, Kurpark und allem drum und dran, was man zur Entspannung braucht.
Der Ort ist klein, aber trotzdem ist hier viel geboten. Ich glaube nicht, dass mir so schnell langweilig wird.
Der Montag beginnt mit wunderschönem Sonnenschein und einer
Heldentat. Eines meiner Fenster ist an der Außenscheibe kaputt. Durch das große
Loch war jetzt ein Maikäfer im Zwischenraum gefangen, den ich nur mit viel
Geduld und Mühe (die Fensterhälften klemmten) befreien kann.
Der erste Arbeitstag beginnt noch human. Um 10 Uhr soll ich im Museum sein. Leider weckt mich die benachbarte Kirche schon mit dem 6-Uhr-Geläut. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen. Morgens mache ich noch einen kurzen Streifzug durch den schönen Kurpark und entdecke dabei auch noch das Thermalbad Adelindis. Zwar erwarten uns in nächster sommerliche Temperaturen, doch gegen ein wenig Entspannung ist ja schließlich nichts einzuwenden, oder?
Der erste Arbeitstag beginnt noch human. Um 10 Uhr soll ich im Museum sein. Leider weckt mich die benachbarte Kirche schon mit dem 6-Uhr-Geläut. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen. Morgens mache ich noch einen kurzen Streifzug durch den schönen Kurpark und entdecke dabei auch noch das Thermalbad Adelindis. Zwar erwarten uns in nächster sommerliche Temperaturen, doch gegen ein wenig Entspannung ist ja schließlich nichts einzuwenden, oder?
Im Museum zeigt mir Sabine, die Museumsassistentin, wie ich
die Buchungsaufträge verwalten muss und führt mich schon mal in die
verschiedenen Programme ein. Und das ist eine Menge! Für Gruppen, Schulklassen
und Familien gibt es ein breites Angebot wie Themenführungen, Übernachtungen,
Theater, Archäotechnik und vieles mehr. Hier bekommt jeder etwas geboten und
ich bin schon sehr gespannt, wie all das in der Praxis aussieht, was ich nun in
der Theorie erfahren habe.
Das Federseemuseum ist auch ein Reich der Tiere. Da wären
zum Beispiel Joey und Mon Ami die beiden Pfauenziegen, oder eine Herde Soayschafe,
die aber leider namenlos ist. Aber dann sind da noch die Mitarbeiter-Hunde. Den
Struppi von Chris habe ich schon kennengelernt. Nun mache ich noch
Bekanntschaft mit Sabines „Rudel“: fünf beeindruckende Irische Wolfshunde, die
ich kennenlerne, als mich Sabine zum Einkaufen mitnimmt. Die Truppe bleibt
jedoch zu Hause, nur die kleine Ivy (ein ganz süßer Lapphund-Welpe) begleitet uns. Ich bin wirklich
froh um diese Mitfahrgelegenheit, denn der Penny-Markt ist wirklich sehr weit
außerhalb.
Den Nachmittag über kann ich mich dann noch mit den
Führungskonzepten beschäftigen und die wichtigsten Inhalte anhand des
Audio-Guides erkunden. Im Gegensatz zum Vormittag, an dem es hier nur so von
Schulklassen gewimmelt hat, ist das Museum jetzt so still, ja fast
ausgestorben.
Jetzt als waschechte (temporäre) Buchauerin weiß ich natürlich auch, dass man den Federsee-Steg am besten erst nach 18 Uhr betritt, wenn er nämlich keinen Eintritt mehr kostet ;-) Noch einmal die Ruhe der Natur genießen! Wer hier spazieren geht, fühlt sich selbst fast wie in die Urzeit zurückversetzt.
Jetzt als waschechte (temporäre) Buchauerin weiß ich natürlich auch, dass man den Federsee-Steg am besten erst nach 18 Uhr betritt, wenn er nämlich keinen Eintritt mehr kostet ;-) Noch einmal die Ruhe der Natur genießen! Wer hier spazieren geht, fühlt sich selbst fast wie in die Urzeit zurückversetzt.
Der Dienstag beginnt praktischer. Mit Hanna, einer freien Mitarbeiterin,
begleite ich eine Schulklasse (3. Klasse) bei einem Halbtagesprojekt. So sehe
ich zum ersten Mal, wie man die Inhalte auch an Kinder weitergeben kann. Die
Führung im Museum und in einem der Schauhäuser funktioniert noch ganz gut, dann
aber wird es ernst, wenn es ans Praktische geht: Lederbeutel herstellen. Wenn
man sowas selbst noch nie gemacht hat, ist es gar nicht so leicht den Kindern
dabei zu helfen, aber irgendwie klappt das schon. Das Schneiden mit der
Silexklinge funktioniert schon ganz gut. Auch das Werfen mit einer
altsteinzeitlichen Speerschleuder ist eine ganz neue Erfahrung für mich.
Wenn das Ganze ein Sprung ins kalte Wasser war, dann war
dieses Gewässer jedoch noch lauwarm im Vergleich zu dem Anschlag, den Lilli auf
mich vorhat: für den Mittwoch hat sich eine Seniorengruppe angemeldet, die sehr
groß ist. Der Platz in den Schauhäusern ist jedoch sehr begrenzt, daher sollte
die Gruppe aufgeteilt werden und ich soll einen kleinen Teil der Führung (ca. 15 Minuten) übernehmen. Ganz schön
gewagt, dafür, dass es gerade mal mein zweiter Arbeitstag ist, doch ich nehme
die Herausforderung an. Es geht ja eigentlich auch nur darum, ein paar Dinge zu
erklären, die ich eigentlich schon weiß, den Rest kann ich mir im Laufe des
Nachmittags noch gut erarbeiten. Lilli führt mich auch nochmal herum und ich
kann ausgiebig das Speerschleudern üben.
Den warmen Feierabend nutze ich mit einer Führung durch den
Wackelwald, die vom Nabu organisiert wird. Wir sind nur eine sehr kleine Gruppe
von 5 Personen, doch lustigerweise kommt ein Paar direkt aus meinem
Nachbarlandkreis Lörrach. Natürlich
mache ich nebenbei noch fleißig Schleichwerbung für das Federseemuseum.
Der Wackelwald ist übrigens ein kleiner, geschützter Wald, der direkt über dem
Moor liegt. Nur eine dünne Wurzelschicht liegt dazwischen. Schon kleine Sprünge
reichen, um sich zu fühlen, wie auf einer Hängebrücke. Der Boden schlägt kleine
Wellen und die umliegenden Bäume fangen an zu zittern und zu schwanken. Der
Wackelwald macht seinem Namen alle Ehre und ganz nebenbei erfährt man bei der
Führung viele interessante Dinge zur Natur. Nur das Mückenspray sollte man
nicht vergessen. Die Viecher sind wirklich aggressiv, sobald man ins Moorgebiet
kommt.
Am Mittwoch macht der Sommer Pause: Regen beherrscht den
Tag. Ich begleite Lilli vormittags bei einer Führung mit einer Gruppe
Pädagogen. Ich halte mich brav im Hintergrund, passe aber genau auf, denn
schließlich muss ich das vielleicht auch bald machen. Das Speerschleudern im
Regen ist zwar nicht sehr angenehm, aber die Leute haben natürlich trotzdem
ihren Spaß.
Bis auf den Regen kann ich dem kalten Wasser aber dann doch entkommen. Die
Seniorengruppe ist nun doch kleiner, als ursprünglich angekündigt und so
brauche ich mein Können noch nicht unter Beweis stellen. Ist vielleicht auch
besser so. Ich will vorher auf jeden Fall noch mehr lernen. Dazu knöpfe ich mir
nochmals die Inhalte vor, ordne meine wilden Notizen und beschäftige mich mit
den Materialien für die einzelnen Programme.
Am Donnerstag
begleite ich zum ersten Mal ein Ganztagesprojekt, das heißt ein
5stündiges Programm mit einer Schulklasse, diesmal mit einer 4. Klasse. Obwohl
die Kinder nur ein Jahr älter sind, als diejenigen vom Dienstag, merkt man den
Unterschied sehr schnell. Sie sind viel aufmerksamer und aktiver bei der Sache,
besonders als es nach der Führung an den Praktischen Teil geht. Heute wird
gekocht, aber natürlich in Steinzeitmanier. Zuerst wird das Gemüse mit den
Flintmessern geschnitten: Lauchzwiebeln, Sellerie und Karotten, dazu etwas
Maggi-Kraut (damit es später besser schmeckt). Dann kommen noch eingeweichte
Linsen und Speck hinzu.
Doch bevor der Eintopf kochen kann, muss zuerst das Feuer gemacht werden, mit dem Feuerzeug der Steinzeit: Feuerstein und Pyrit. Es dauert etwas, aber nachdem es die Kinder der Reihe nach probiert haben, springt der Funken sprichwörtlich über. Jetzt kann der Eintopf eine gute Dreiviertelstunde köcheln, während wir an die Lederbeutel gehen. Heute geht das ganz fix, nur beim Schneiden brauchen einige etwas Hilfe, denn manches Lederstück ist ganz schön dick.
Pünktlich zu Mittag ist unser Eintopf fertig und der wird
nicht mit dem Löffel gegessen, sondern mit einem großen Mohnbrötchen. Der
Eintopf schmeckt übrigens wirklich klasse, aber das Essen ohne Löffel will
geübt sein.
Nach dem Essen gibt es die übliche Führung durch das Schauhaus und dann geht es
zum Speerschleudern. Auch das funktioniert diesmal weitaus besser.
Die fünf Stunden vergehen wirklich wie im Flug und nach meinem Kontrollgang,
bei dem ich noch einige vergessene Kleidungsstücke aus den Häusern fischen
muss, ist auch schon Feierabend.
Der Freitag ist ganz entspannt. Man merkt, dass es aufs
Wochenende zugeht. Heute hat sich nur eine kleine Gruppe älterer Herrschaften
angemeldet. Vorher muss ich mich aber noch um die Ziegen und Schafe kümmern.
Das ist gar nicht so leicht, denn der freche Joey will mir ausbüchsen, als ich
mit der Schubkarre komme. Für einen solchen Fall gibt es aber einen Trick: der
weiße Eimer. Im weißen Eimer ist normalerweise Kraftfutter, auf das fährt er
total ab. Bei den Schafen ist es einfacher, die sind nämlich so scheu, dass sie
davonlaufen, wenn man reinkommt.
Nach der Führung bleibt es ruhig im Museum. Ich arbeite noch ein wenig meine
Notizen durch, streife durch das Gelände, um nochmal ein paar Details zu
erarbeiten und schaue ob alles an seinem Platz ist. Dann ist Feierabend.
Das Wochenende ist eigentlich kein Pflichtprogramm, doch das
ein oder andere will ich doch mitnehmen. Deshalb schlafe ich am Samstag
natürlich erst mal aus (soweit das die Kirche zulässt) und kümmere mich noch
ein bißchen um den Haushalt. Schon erstaunlich, was sich alles an Dreck in
nicht ganz einer Woche angesammelt hat. Auch die Vorräte müssen wieder
aufgefüllt werden, deshalb mache ich mich gegen die Mittag zum Rewe auf. Memo
an mich: das nächste Mal wenn ich wieder Flaschen transportieren will, sollte
ich besser jemanden fragen, ob sie mich fährt. Zwar ist die Distanz nicht
unüberwindbar, aber der Rückweg wird mit den ganzen Sachen doch etwas weit.
Mittags nehm ich mir Zeit, um mir etwas Vernünftiges zu kochen, bevor ich gegen 14 Uhr wieder zum Museum gehe. Heute findet ein Kindergeburtstag statt. Verena, die vor mir das Praktikum hier gemacht hat und jetzt noch für ein paar Wochen als freie Mitarbeiterin arbeitet, um sich ihr Studium zu finanzieren, führt die Kinder durch die Steinzeit. Die Mädels sind alle sehr begeistert, besonders die ganz Kleinen, die am liebsten noch stundenlang Mehl gemahlen hätten. Mit Speerschleudern, Einbaumfahren, Töpfern und Stockbrot grillen ist ja auch einiges geboten.
Das war also die erste Woche hier im Federseemuseum. Ich
habe wirklich sehr viel an Input mitgenommen und bin schon gespannt, was mich
nächste Woche erwartet. Davon gibt es natürlich wieder einen Bericht ;-) Zum
Schluss noch ein paar Impressionen!
Küche |
Wohnzimmer |
Jede Menge Schränke |
Blick aus dem Fenster Teil 1: mit Stiftskirche |
Blick aus dem Fenster Teil 2: Pro-Gymnasium |
Ich wohne ganz oben, wo die kleinen Dachfenster sind ;-) |
Rehaklinik im Schloss mit Stiftskirche |
Schwäbische Kehrwoche mal anders... |
Marktplatz |
Kurpark |
Das schöne Federseeried |
Federseesteg |
Der Eingang des Museums. Das Museumsgebäude ist selbst wie ein modernder Pfahlbau gestaltet. |
Der Museums-Einbaum für Rundfahrten |
Das Museum von innen |
Mein Arbeitsplatz (natürlich nur, wenn ich nicht draußen auf dem Gelände bin) |
Unsere Soayschafe |
Ziegengehege mit "Mon amie" |
Der freche Joey |
Die "Siedlung Forschner" aus der frühen Bronzezeit wird heute vor allem für Projekte genutzt. |
Häuser aus der Wasserburg Buchau der späten Bronzezeit. |
Häuser der Siedlung Taubried aus der Jungsteinzeit von außen... |
...und innen. |
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