Montag, 29. Juli 2013

Halbzeit!

Wir starten in die 4. Woche: mit einem „Homo Pfifficus“. So nennt sich die einfachste Grundeinheit, bestehend aus einer Führung durchs Museum, Speerschleudern und Taubried-Haus. Das ganze dauert 1,5 Stunden und eignet sich auch für kleine Gruppen. In diesem Fall besteht meine Gruppe aus nur 11 Kindern um die 14 Jahre, mit leichten Behinderungen. Ich kann euch sagen, so viel Spaß hat mir meine Führung noch nie gemacht! Die Jungs und Mädels waren voll dabei und haben so super mitgemacht, dass ich mit denen am liebsten noch ein Halbtagesprojekt gemacht hätte und die wahrscheinlich auch, aber das hätten sie vorher anmelden müssen, denn heute ist so viel los, dass wir gar nicht den Platz dazu haben.

Am Nachmittag ist es hingegen ganz ruhig, bis auf die Leute vom Bogenbaukurs, die fleißig ihre Bogen zimmern. Eigentlich sollte ich mal anfangen das Konzept für meine ArchäoWerkstatt zu erstellen. Es soll um Textilverarbeitung in der Jungsteinzeit und Bronzezeit gehen. Ein Buch habe ich mir auch schon rausgesucht, aber im Büro ist es so heiß, dass ich mich eh nicht richtig konzentrieren kann. Lieber setze ich mich raus in den Schatten und bastle noch ein paar Speere. Diese werden dringend gebraucht. Letzten Mittwoch waren es noch 11, heute sind es gerade mal noch 5. Ein ordentlicher Verschleiß, der so nicht weitergehen kann. Die Speere landen nämlich oft im hohen Gras, wo man sie nicht mehr findet und wenn man das Gras jetzt abmähen würde, gehen die Speere natürlich kaputt.

Am Dienstag bin ich früh genug da, um noch die Tiere  zu versorgen, bevor meine Gruppe um 10 Uhr kommt. Mit einer 6. Klasse mache ich heute ein Halbtagesprojekt: töpfern. An sich läuft alles gut, bis auf ein paar kleine Fehler im Ablauf, für die ich zwar nichts kann, aber die eben ärgerlich sind. Nicht nur, dass sich eine andere Gruppe nicht an den vereinbarten Plan hält und ich deshalb improvisieren muss, jetzt fehlt auch plötzlich die Flöte aus dem Materialkorb. Hier bekommen die Sachen wirklich Beine. Habe ich schon erwähnt, dass der Furchenstock in der Kindergrabung fehlt? Den muss jemand rausgenommen haben, aber was zur Hölle will jemand mit einem Furchenstock?

Gerade noch rechtzeitig beende ich mein Programm, als gegen Mittag ein Gewitter aufzieht. Nach den vielen heißen Tagen, tut so ein Regenschauer richtig gut. Leider hält die Abkühlung aber nicht wirklich lange an. Zumindest ist es aber in unserem Büro von der Temperatur her jetzt aber etwas angenehmer, da kann ich also mal anfangen für mein Textil-Projekt zu recherchieren.
Dass das Wetter umschlägt, bekommen wir auch am nächsten Tag zu spüren. Heute sind zwei Grabungsprojekte vorgesehen. Zwei Klassen sollen eine Stunde zeitversetzt das Programm durchziehen, nur leider sieht es wettermäßig nicht so gut aus. Ein Schauer ist angekündigt. Zwar hätten wir Schirme über den Schnitten, aber die Vergleichssammlungen und die Mikroskope sollten nicht nass werden. Sabine und ich stehen also bereit, um alles mit einer Plane abzudecken, falls die ersten Regentropfen fallen. Wie schnell das geht, hätten wir aber nicht erwartet. Probleme gibt es außerdem, weil die Klassen plötzlich zeitgleich anreisen und für ein Grabungsprojekt geht das schlecht. Deshalb schwenkt eine Klasse auf ein Halbtagesprojekt mit Schmuckherstellung um, während Lilli und ich versuchen die Grabung durchzuziehen. Erst klappt auch alles ganz gut, aber gerade als wir draußen auf der Grabung sind, zieht schlagartig ein Unwetter auf. Jetzt heißt es alle(s) in Sicherheit bringen. Bei dem Starkregen werden wir fast alle pitschnass. Aber so eine Abkühlung tut nach den heißen Tagen richtig gut! Ich will nur nicht wissen, wie ich ausgesehen habe.

Am Donnerstagmorgen wartet wieder strahlender Sonnenschein. Ich habe am Vormittag eine kleine Kindergartengruppe, die ich in die Steinzeit entführen darf. Die Kleinen wollen vor allen Dingen Sachen ausprobieren, wie Speerwerfen (für die Schleuder sind sie noch zu klein), mit Erdpigmenten malen und Tiere füttern. Aber sie sind auch ganz gebannt, wenn man ihnen von der Steinzeit erzählt. Schade, dass so eine Gruppe für die nächste Zeit nicht mehr angekündigt ist.
Gerade noch rechtzeitig werde ich fertig, da ziehen schwarze Wolken auf und es gibt wieder einen kräftigen Regenschauer. Mich stört‘s nicht so, denn ich habe eh nichts anderes vor, außer ins Büro zu sitzen und zu lesen.

Der Freitag ist der erste Tag seit langem, dass keine einzige Führung ansteht. Die Ziegen und Schafe bekommen heute auch ein ganz besonders leckeres Frühstück. Der Bauer, der eine benachbarte Wiese mäht, lässt regelmäßig eine Ladung saftiges Gras da, auf das sich die Tiere natürlich besonders freuen. Mein Konzept zur Textilwerkstatt schreitet ebenfalls voran. Morgens wenn es noch nicht ganz so heiß ist, kann ich mich auch besser konzentrieren. 
Mittags fahren Sabine und ich dann nach Bad Saulgau, um ein paar Blumen und Kräuter einzukaufen. Am Sonntag findet nämlich unser Museumsfest statt. Neben einer Bewirtung gibt es dann auch verschiedene Verkaufsstände. Das Museum selbst trägt einen Blumenstand bei und wir suchen wirklich ein paar hübsche Pflänzchen aus. Bei der Gelegenheit können wir auch gleich noch ein paar private Einkäufe erledigen.

Heute Abend findet draußen auf dem Museumsgelände auch das jährliche Grillfest der evangelischen Kinderkirche statt, bei der sich Sabine stets engagiert, deshalb hat sie mich auch eingeladen. Jetzt gehen die Temperaturen auch auf ein erträgliches Maß herunter, nur das Anti-Mückenspray darf man keinesfalls vergessen. Es ist wirklich eine gemütliche, nette Runde.Aber gegen halb 9 muss ich das Fest schon wieder verlassen, denn ich habe noch ein zweites „Event“ für diesen Abend vor: der Nabu veranstaltet einen Fledermausabend. Der stößt jedenfalls auf weitaus mehr Interesse, als die Wackelwald-Wanderung, an der ich das letzte mal war. 

Wir beginnen zunächst mit einem ca. einstündigen und sehr interessanten Vortrag zu Fledermäusen. Das sind tatsächlich ganz erstaunliche Tierchen. Nebenbei bekommt man auch Tipps zum Fledermaus-Schutz bzw. was man tun muss, wenn sich die Tiere im eigenen Haus einnisten.
Als es dann langsam dunkel wird, geht es auf zu einem Streifzug. Besonders faszinierend finde ich das, was wir zu hören bekommen, denn ein Ultraschalldetektor fängt all die Laute der Fledermäuse auf, die wir Menschen sonst niemals hören könnten. Aber nur wenn man ganz genau hinsieht, sieht man sie auch durch die Lüfte flitzen. Die sind verdammt schnell! Am besten gelingt uns das mit den Wasserfledermäusen, die direkt oberhalb der Wasseroberflächen jagen. Am Museumsteich herrscht reger Betrieb. Aber auch als wir einen nächtlichen Spaziergang über den Federseesteg machen und Halt an einer Aussichtsplattform machen, können wir einige aufspüren. Wenn man da selbst mal einen Detektor in die Hand bekommt, will man ihn am liebsten gar nicht mehr hergeben.

Für den Samstag hat sich Besuch angekündigt: meine Papa und seine Freundin kommen hierher nach Buchau. Da bekommen sie natürlich das volle Programm. Nach einem Mittagsimbiss im Café am Markt, wo es herrliche Dinette gibt (für alle die damit nichts anfangen können: das ist eine Art schwäbische Pizza, aber mit dünnerem Teig, etwa wie Flammkuchen), und einem Spaziergang durch den Kurpark, gebe ich eine ausführliche Führung im Museum. Heute ist es mal wieder extrem heiß, deshalb  verzichten wir auf das Einbaumfahren und das Speerschleudern. Zur Abkühlung gibt es ein Eis im Eiscafe am Marktplatz.

Gegen Abend, als es wenigstens ein kleines bißchen, wenn auch kaum merklich abgekühlt hat, geht es in den Wackelwald. Dort ist es zwar schattig und kühl, aber die Insekten sind heute extrem aggressiv. Wie gut, dass ich mich eingesprayt habe, aber selbst davon lassen sie sich nicht völlig beeindrucken.
Der letzte Programmpunkt ist natürlich der Federseesteg. Wenn man da direkt ans Wasser kommt, hat man das Gefühl, dass eine Luftfeuchtigkeit von 99% herrscht.
Nach diesen ausgiebigen Besichtigungen, haben wir uns ein feines Abendessen verdient. Der Ochsen am Marktplatz bietet eine ausgezeichnete Speisekarte und hinterher machen wir noch einen Abstecher in die Eisdiele für einen Nachtisch.


Am Sonntag kann ich zum ersten Mal ausgiebig ausschlafen. Morgens ist es noch sehr bewölkt, aber das macht gar nichts, so sind die Temperaturen wenigstens angenehm. Bis zum Mittag, wenn ich wieder arbeiten muss, ist es sowieso wieder so heiß wie eh und je. Das wirkt sich leider auch auf die Besucherzahlen des Museumsfestes aus. Das Angebot ist jedenfalls da. Es gibt einen kleinen Handwerkermarkt mit Keramik, Holzverarbeitung, einem Imker und vieles mehr. Zusätzlich verkaufen wir als Museum Blumen und bieten die Archäowerkstatt an. Das ist der Part von Gabi und mir. Wir erzählen den Leuten alles zur urzeitlichen Textilherstellung und jeder, der möchte, darf ein Bastbändchen zwirnen. Daneben gibt es das sonntägliche Standartprogramm: Einbaumfahren und Speerschleudern. Mehr Anziehung übt aber wohl das Bewirtungszelt vor dem Museum aus. Schade eigentlich, dass so wenig Besucher kommen, aber dieser Hitze kann man’s gut nachvollziehen. Gabi und ich, in unseren Steinzeitleinen sind jedenfalls froh, dass wir ein schattiges, windiges Plätzchen haben. Nur die Insekten sind sehr aggressiv. Das kündigt einen Wetterumschwung an. Trotzdem bleibt es für heute trocken.
Noch!

Die Kindergrabung. Noch herrscht eitler Sonnenschein...

...aber das sieht schon bald ganz anders aus.


Museumsfest am Sonntag mit diversen Ständen




Keine Kommentare: