Montag, 1. Februar 2010

Tag 3: Sakkara (Sonntag, 23. Januar 2010)

Diese Nacht war wesentlich erholsamer als die Nacht zuvor. Zwar wurde ich um 5 Uhr morgens von der Stimme des Muezzins geweckt, doch ich konnte danach wieder gut einschlafen. Allerdings nicht allzu lange, denn bereits um 7 klingelt der Wecker.
Unser Ziel heute heißt Sakkara. Dort befindet sich unter anderem die Stufenpyramide des Djoser (dazu gleich mehr). Nach dem Frühstück fahren wir also los und während wir uns noch so durch den Verkehr schlängeln, muss ich mit Schrecken feststellen, dass ich meinen Fotoapparat im Hotelzimmer liegen lassen hab. Das ist wirklich ärgerlich! Aber ich kanns überleben. Es gibt ja zum Glück noch 18 andere Leute, die Fotos machen.
Der erste Stopp, den wir einlegen ist der archäologische Garten von Memphis. Memphis war einst die erste Hauptstadt des Pharaonenreichs und beherbergte unzählige Tempel und den königlichen Palast. Doch von dieser Weltstadt der damaligen Zeit ist heute kläglich wenig erhalten. Alles was wir uns noch ansehen können sind ein paar Statuen, die in einem kleinen Park für die Touristen ausgestellt werden und nur dürftig beschriftet sind. Sehr eindrücklich ist allerdings die Kolossalstatue von Ramses II., deren Beine zwar fehlen, sie aber trotzdem noch über 10m hoch ist. Sie aufzustellen ist nicht möglich, also liegt sie nun in einem Schutzbau, von wo man sie von allen Seiten bewundern kann.
Der Abstecher zum WC wird zum Abenteuer. Zwar ist es nichts ungewöhnliches, dass man in Ägypten für das Klopapier zahlen muss, doch diese Hexen treiben es wirklich auf die Spitze. Die armen Japaner lassen sich das vielleicht gefallen, ich mir nicht. Irgendwie gelingt es mir jedenfalls ohne Bakschisch mein natürliches Bedürfnis zu verrichten.
Gegen 10 geht die Fahrt dann weiter nach Sakkara. Unser erster Stopp ist das Imhotep-Museum, das noch ganz neu ist. Imhotep war einst der Architekt von Djoser und errichtete als erster ein königliches Grabmal aus Stein. Später wurde er sogar als Gott verehrt. In dem kleinen Museum wird sehr schön gezeigt, welche Innovationen er mit der Stufenpyramide bewirkte.
Leider haben wir zu wenig Zeit, uns alles genau anzusehen. Schon geht es weiter zum Grabkomplex des Djoser. Seine Stufenpyramide ist die erste Pyramide, die es je gab. Aus ihr entwickelte sich später die echte Pyramide, wie wir sie beispielsweise von Giza kennen.
Alles was wir wissen müssen, erzählt uns Irene in einem kurzen Referat. Schade nur, dass die Pyramide momentan restauriert wird und deshalb teilweise eingerüstet ist. War aber klar. Es ist doch immer irgendetwas eingerüstet wenn ich irgendwo hinkomm.
Der Komplex ist groß und es gibt so viel zu sehen, aber unser strenges Programm erlaubt es nicht, dass wir uns zu lange hier aufhalten. Schon steigen wir über das Südgrab hinweg auf einen kleinen Pfad nach Westen und gelangen so in den Komplex des Unas, wo wir im nächsten Referat alles nötige erfahren. Unas war einst ein König der 5. Dynastie und in seinem Grab tauchen zum ersten Mal die sog. Pyramidentexte auf, mit denen die Wände der Grabkammer geschmückt wurden. Auch die Sternendecke soll sehr eindrücklich sein, doch wir dürfen leider nicht rein und von außen sieht die Pyramide nicht unbedingt spektakulär aus. Deshalb treiben sich auch nicht so viele Touristen hier rum.
Wir folgen dem Aufweg des Unas abwärts und kommen irgendwann an das Grab von Nianchchnum und Chnumhotep, zwei Beamten unter dem König Niuserre. Leider können wir auch dieses Grab nur von außen anschauen, wo man eigentlich nicht wirklich etwas sieht.
Um die Mittagszeit wird es erst mal Zeit für eine kleine Stärkung. Da es hier weit und breit kein Restaurant gibt und wir ohnehin nicht unsere wertvolle Zeit verschwenden wollen, haben Melanie und Hassan heute Morgen schon ein bißchen was für uns eingekauft. So können wir ganz gemütlich in unserem Bus ein kleines Picknick abhalten: ein großer Fladen, ein paar Kiri-Käschen, eine Banane und eine Mandarine. Das reicht vollkommen.
Gestärkt geht es anschließend zur Pyramide des Teti. Auch wenn von der Pyramide selbst nur eher ein Steinhaufen übrig ist, kann man doch bis zur Grabkammer. Vorher versucht uns Ronaldo allerdings noch, etwas über die Pyramide zu erzählen. Dabei muss er aber gegen den starken Wüstenwind ankämpfen, der nicht nur unangenehm kalt ist, sondern uns auch den Sand ins Gesicht weht.
In gebückter Haltung kriechen wir also den Schacht bis zur Grabkammer hinunter und bewundern die beiden Kammern, deren Wände voller Hieroglyphen sind. Leider durften wir davon keine Fotos machen. Ebenso ächzend klettern wir wieder nach oben, auch wenn das nur ein kleiner Vorgeschmack auf morgen ist.
Gleich neben der Pyramide befindet sich das Grab des Kagemni, einem Wesir Tetis. Auch hier sind Fotos nicht erlaubt, aber die Reliefs mit den Alltagsszenen sind wirklich sehr schön und teilweise auch lustig.
Zu guter letzt bringt uns der Bus noch etwas tiefer in das Gelände, damit wir zum Grab des Ti gelangen, einem Beamten der 5. Dynastie. Doch bevor wir die schönen Wandreliefs bewundern können, müssen wir erst noch gegen den Wind ankämpfen, der uns unbarmherzig den Sand entgegenweht. Trotz meiner Sonnenbrille kann ich fast gar nichts sehen, weil ich den Sand überall hab: in den Augen, in den Haaren, im Mund und in den Ohren. (Wer von euch SGA kennt: wisst ihr, wie sich Sheppard in „the last man“ beim Sandsturm gefühlt hat? Ich weiß es jetzt). Dafür hat es sich aber gelohnt, denn das Grab ist wirklich sehr schön. Leider findet es der Guide, der gerade eine italienische Gruppe herumführt, nicht sehr prickelnd, als Isabella in ihren Erklärungen völlig aufgeht und so alles andere um sich herum vergisst. Der soll mal nicht so kleinlich sein!
16 Uhr kommt schneller als man denkt. Nach so vielen lehrreichen Erfahrungen braucht der Magen eine Stärkung. Ja zugegeben, es ist noch etwas früh, aber das Restaurant, das Frau Lüscher und Melanie ausgesucht haben, liegt genau auf dem Weg nach Kairo.
Dort angekommen, müssen wir alle erst mal das Klo in Anspruch nehmen, denn daran mangelt es in Sakkara einfach. Jetzt ist erst mal Schlange stehen angesagt, bevor wir uns über das Essen hermachen können. Es gibt ein leckeres Beilagen-Buffet und für jeden Tisch einen kleinen Tischgrill auf dem das Fleisch munter vor sich hinbrutzelt.
Nach einem abschließenden Tee geht es auch gleich schon wieder weiter, denn für heute Abend haben wir uns vorgenommen, die Ton- und Lichtshow bei den Pyramiden anzusehen. Entgegen aller Erwartungen erwischen wir sogar die deutsche Vorstellung (eigentlich dachten wir, es ist auf englisch). Leider ist es jetzt wirklich empfindlich kalt geworden und weil ich eigentlich dachte, wir fahren zwischendrin nochmal zum Hotel, bin ich nicht wirklich für solche Temperaturen ausgerüstet. Aber die Leute denken auch an alles. Für ein paar Pfund kann man sich eine Decke mieten, in der man die Show viel besser genießen kann.
Alles in allem ist die Show sehr unterhaltsam, doch eben sehr touristisch aufgemacht und an einigen Dingen hätten wir Ägyptologen sicher noch etwas zu verbessern. Aber wir wollen doch nicht meckern und es war wirklich ein sehr schöner Abend.
Als wir gegen halb 10 wieder beim Hotel sind, sind wir alle noch nicht so recht auf Bettruhe eingestellt. Also machen wir noch einen kleinen Abstecher in das Teehaus gegenüber und trinken eine Runde Schwarztee mit Pfefferminz. Der Besitzer wittert natürlich in uns die perfekte Kundschaft und mit der muss man sich doch gutstellen. Also gibt er uns frisch fröhlich eine Portion Früchte auf Kosten des Hauses aus. Alle Achtung, das erlebt man selten.
Schließlich wird es aber doch Zeit für das Bett, denn morgen wird es wieder ein aufregender Tag werden.

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