Mittwoch, 29. Juni 2011

Archäologie-Reise - Sonntag, 26. Juni 2011

Um Kultur zu erleben braucht man nicht immer weit weg fahren. Gerade in unserer Region gibt es auch sehr viel zu entdecken, auch was die Archäologie betrifft. Deshalb haben meine Mama und ich eine kleine Tour geplant, basierend auf Informationen aus einem archäologischen Reiseführer durch Baden-Württemberg.

Die Reise startet um 9 Uhr von zu Hause, von wo aus wir den gewohnten und schnellsten Weg zu unserer ersten Station nehmen, nämlich über die schweizer Autobahn bis zum Grenzübergang Rheinfelden, von dort auf der A98 vorbei an Lörrach bis zum Kreuz Weil am Rhein und dann auf der A5 weiter Richtung Norden bis zur Ausfahrt Riegel. Noch ist es ruhig auf der Autobahn, obwohl heute ein besonderer Tag ist: in Baden-Württemberg gehen heute die Pfingstferien zu Ende, während in Rheinland-Pfalz und Hessen die Sommerferien anfangen. Doch zum Glück sind wir früh genug dran, um einen Stau zu vermeiden. Das Wetter ist herrlich, was will man mehr?

Riegel

An der Ausfahrt Riegel folgen wir der Beschilderung „Römerhalle“, das ist eine große Turn- und Veranstaltungshalle am Ortsrand. Dort kann man bequem und kostenlos das Auto parken. Zwar ist die Halle eigentlich heute zu, aber gestern muss wohl hier ein Konzert gewesen sein und die Leute bauen gerade ab. So können wir die Gelegenheit nutzen, dort schnell aufs Klo zu huschen :D

Jetzt sind wir bestens vorbereitet für unseren kleinen Rundgang. Dieser beginnt unmittelbar an der Römerhalle, wo es neben einer allgemeinen Infotafel zur römischen Besiedlung von Riegel, auch eine Tafel zu einem hier entdeckten keltischen Münzschatz, den Rest eines römischen Kellers und einen gut restaurierten römischen Brunnen gibt.

Das erste römische Militärlager von Riegel entstand um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. und diente zur Kontrolle der hier vorbeiführenden überregionalen Verkehrswege. Im Zuge dessen entwickelte sich auch ein kleines Zivildorf, das jedoch um das Jahr 69 wieder aufgegeben wurde.
Unter Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.) wurde dann ein zweites Lager errichtet, das als Basis für die Straßenbauten im Breisgau diente. Das Militär zog bald ab, die Zivilbevölkerung blieb jedoch und baute sich hier eine Siedlung auf. Ein Erdbeben im 3. Jhd. n. Chr. sowie die zunehmenden Überfälle germanischer Stämme auf römische Siedlungen sorgte dafür, dass die Siedlung schließlich aufgegeben wurde.

Wir folgen der Beschilderung des Rundweges vorbei an einer Infotafel über ein frühmittelalterliches Grubenhaus, das auf dem Areal des heutigen Friedhofs entdeckt wurde (von dem aber heute nichts mehr zu sehen ist). Am Ende der Straße, sind wir kurz verwirrt, weil der Wegweiser fehlt, aber wenn man gute Augen hat, sieht man das nächste Schildchen an der Straßenkreuzung zur Rechten.
Vorbei an einer Infotafel über das Westtor des Lagers (befand sich dort wo heute die ganzen Häuser stehen) kommen wir schließlich zu den Grundmauern des Mithras-Tempels. Der aus dem Orient stammende Gott Mithras wurde in römischer Zeit in bestimmten Mysterienkulten verehrt, in die nur wenige Männer eingeweiht waren (Frauen waren nicht zugelassen). Den Überlieferungen nach tötete Mithras einen Stier, aus dessen Fleisch und Blut alles Leben hervorging. Symbolisch wurde im Kult daher Brot und Wein verzehrt und rituelle Theaterstücke gespielt. Am Ende stand die Hoffnung auf ewiges Leben und Heil zwischen den Sternen.

Wir gönnen uns ein kleines Päuschen auf einer schattigen Bank, dann folgen wir dem Weg weiter (nach der Bushaltestelle links abbiegen – ein Wegweiser fehlt auch hier). Bald schon kommen wir an die letzte Station des Rundweges: einer Infotafel über die Markt-Basilika (hier steht heute das Feuerwehrhaus).

Der Tag ist noch jung und wir machen einen Abstecher in den Ortskern von Riegel. Zunächst schauen wir in der Martinskirche vorbei, die kaum zu übersehen ist. Anschließend folgen wir weiter der Ortsstraße und den Hinweisschildern bis zum hiesigen Museum. Es besteht nur aus zwei kleinen Räumen im Erdgeschoss, ist dafür aber auch nicht teuer (1,50 Eur. Pro Person) und es gehört irgendwie dazu, um den Besuch abzurunden. Ausgestellt sind verschiedene römische Funde, die in Riegel gefunden wurden und neben der Kasse gibt es auch eine kleine Vitrine mit keltischen Funden. Die Frau an der Kasse freut sich über den Besuch, weil heute offenbar nichts los ist, obwohl so schönes Wetter ist. Vermutlich lassen sich manche davon täuschen, dass das Haus momentan renoviert und von außen eingerüstet ist, aber das Museum hat trotzdem geöffnet.

Um das schöne Riegel noch weiter zu erkunden, beschließen wir noch einen Abstecher zur Michaelskapelle zu machen. Diese liegt auf einem Hügel, den man selbstverständlich nur zu Fuß erklimmen kann. Wir wählen den Zugang von der Brauerei aus. Hier ist gutes Schuhwerk wichtig, denn der Pfad ist schmal und unbefestigt. In Schlangenlinien führt er hinauf und nach dem letzten Anstieg ist man ganz schön außer Puste.
Aber die Mühe hat sich gelohnt: von hier aus hat man einen grandiosen Blick in alle Richtungen. Vom Schwarzwald bis zu den Vogesen, über das ganze Breisgau und wer genau hinschaut sieht sogar die Silhouette des Europa-Parks. Auch die alte Kapelle, die erst kürzlich aufwändig renoviert wurde ist einen Blick wert.

Nachdem wir die herrliche Aussicht ausgiebig genossen haben, machen wir uns wieder an den Abstieg. Hierzu wählen wir diesmal den etwas längeren, dafür bequemeren Weg durch die Weinberge. Unten angekommen brauchen wir nur noch der Straße folgen, vorbei an der evangelischen Kirche (die abgeschlossen war) bis zum Friedhof neben der Römerhalle, wo wir geparkt haben. Kurz wollen wir noch in die Kapelle schauen, doch auch diese ist abgeschlossen. Und so geht die Fahrt weiter.

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