Mittwoch, 13. August 2008

Tag 25 (13. August 2008)

Der Bielefelder Monsun hat wieder zugeschlagen und zwar gestern Nacht, als jeder normale Mensch versucht hat zu schlafen. Nachdem ich noch einen kleinen Nachtspaziergang gemacht hatte, um nach Sternschnuppen Ausschau zu halten, die man angeblich hätte sehen sollen, bemerkte ich bereits das erste Wetterleuchten und als ich dann im Bett lag, ging erst richtig los. Da hieß es nur, Decke über den Kopf ziehen und trotzdem versuchen zu schlafen.

Heute morgen sieht das Wetter zum Glück schon wieder freundlicher aus. Der Himmel ist recht blau, wenn auch mit grauen Phasen und die Temperaturen sind weiterhin mäßig. Eine Stunde länger Schlaf ist auch drin, da wir heute nicht graben, sondern einen kleinen Ausflug machen.
Der Aufstieg auf den Sparrenberg bleibt uns trotzdem nicht erspart und dummerweise verpassen Steffi und ich die erste S-Bahn und müssen die nächste nehmen. Kein Problem, wir kommen trotzdem rechtzeitig am Treffpunkt (Burg-Parkplatz) an.

Als alle auf die zwei Autos verteilt sind, kann die Reise ja losgehen. Unsere erste Station ist die Werburg in Spenge, unter anderem eine weitere Grabung, die von Dr. Best geleitet wird, der uns freundlicherweise persönlich herumführte.

Die Werburg war einst eine Wasserburg, umgeben von einem Wassergraben und dürfte Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet worden sein. Heute sieht es mehr wie ein verfallener Hof aus, doch in seinem ursprünglichen Zustand handelte es sich tatsächlich um eine großflächige, befestigte Anlage.

Wir beginnen unsere Besichtigung an einem alten Schnitt neben dem Herrschaftshaus, in dem man noch ein Stück der Festungsmauer sehen kann. Da die gesamte Werburg auf einem Feuchtgebiet errichtet wurde, muss man nicht tief graben, um auf Wasser zu stoßen. Deshalb ist der Schnitt auch bis oben hin geflutet.

Wir umrunden das Herrschaftshaus und werfen dann mal einen Blick hinein. Von innen merkt man eigentlich kaum einen Unterschied zu anderen Bruchbuden unserer Zeit. Sämtlicher Boden ist restlos beschädigt, Fetzen von Tapeten kleben an den Wänden und hier und da entdeckt man ein neuzeitliches Graffiti. Der obere Fachwerk-Teil des Hauses wird momentan noch renoviert, deshalb dürfen wir leider auch nicht nach oben, aber wir besichtigen die Küche und weitere Räume, in denen man eifrig im Boden gegraben hat, um alte Strukturen freizulegen. Dr. Best zeigt uns auch ein paar Funde; der Ausschnitt von einer Unzahl.

Anschließend begutachten wir noch das Torhaus, vor dem sich ein kleiner Garten befindet, in dem sich gärtnerbegeisterte Senioren eingefunden haben. Das wars dann auch schon, mehr gibt es leider nicht mehr zu sehen. Von den ursprünglichen zehn Gebäuden, aus denen die Werburg einst bestand, sind heute leider nur noch vier erhalten (Herrschaftshaus, Torhaus, 2 kleine Scheunen, die jetzt für Veranstaltungen genutzt werden).

Hier noch ein paar weitere Fotos der Werburg:

Die Fahrt geht also weiter, in das 45min entfernte Barkhausen bei Minden, wo etwa zum Zeitpunkt unserer Ankunft hier, ein Römerlager entdeckt wurde. Zumindest behaupteten das sofort die Medien, die leitende Archäologin vor Ort ist da eher skeptisch, denn einen eindeutigen Beweis, dass es wirklich ein Römerlager war ist, gibt es nicht. Dafür sind die Funde einfach zu spärlich.

Dafür sehen wir aber mal wie wirklich professionelle Schnitte aussehen und wie penibel mit einem Schaber gearbeitet werden kann (Zitat einer Person, die nicht namentlich erwähnt werden will: „Dagegen sehen unsere eher wie ein Steinbruch aus.“). Tja, die werten Herren hier haben aber auch nicht mit schweren Steinen zu kämpfen.

Nachdem uns die Archäologin alles erklärt hat, fahren wir auch schon wieder nach Bielefeld zurück. Unsere Fahrerin Ulli fährt uns freundlicherweise bis zum IBZ und wir können den freien Mittag genießen. Das Wetter klart sich nach einem kurzen Schauer auch wieder auf und weil der Tag noch jung ist, mach ich mich in die Stadt auf, um noch die letzten Sehenswürdigkeiten – wenn man das hier so nennen will – abzuklappern.

Ich habe mich gefragt, wann eigentlich endlich das Gebäude oder die Statue auftaucht, die eingerüstet ist, denn aus Erfahrung weiß ich, dass ich nirgendwo hingehen kann, ohne dass ein Wahrzeichen von einem Baugerüst verschandelt wurde (ich war in Paris: Notre-Dame eingerüstet; ich war in Mailand: Dom eingerüstet; ich war in München: Bavaria eingerüstet). Nun hab ich endlich mein Gerüst gefunden: die Rudolf-Oetker-Halle.

Ich mach trotzdem ein Foto und nutze die Gunst des sonnigen Wetters, um durch den Bürgergarten zu schlendern, der größtenteils aus weiten, grünen Wiesen besteht. In der Nähe des kleinen Teichs tummeln sich aller Arten von Vögeln und im hinteren Teil findet man dann auch euch die unterschiedlichsten Blumenbeete.

Mit der S-Bahn geht’s weiter zum Jahnplatz. Mein Ziel ist das Historische Museum, in das wir ja auch umsonst reinkommen würden. Dummerweise habe ich meinen Stadtplan vergessen und erinner mich nur noch Lückenhaft an den Lageplan aus dem Internet. Deshalb latsche ich auch einfach mal aufs Geratewohl die Straße hinunter, ohne natürlich Erfolg zu haben. Die Leute, die ich frage, haben leider auch keine Ahnung, also dreh ich wieder um und laufe zum Jahnplatz zurück.

Das kann doch nicht so schwer sein. Stadtplan findet man natürlich auch weit und breit keinen. Zum Glück entdecke ich wenigstens ein Werbeplakat, von dem ich zumindest die Adresse rauskriege, was mir aber noch immer nicht hilft, den richtigen Weg dorthin zu finden. Da sticht mir in meiner Verzweiflung plötzlich ein Straßenschild in die Augen, dass den Autos den Weg zum Ravensberger Park weist (dort wo sich auch das Museum befinden soll).

Endlich ein Lichtblick! Doch der Weg dorthin zieht sich noch ganz schön hin, bis ich den Park endlich erreiche und dort dann auch das Museum finde. Von Absprache mit Herrn Zutz mal wieder keine Rede. Wie auch schon im Namu weiß niemand etwas von einer Liste, aber den freien Eintritt bekomm ich trotzdem mühelos.

In der Ausstellung geht es vor allem um die Entstehungsgeschichte Bielefelds und der technischen und industriellen Entwicklung. Ausstellungsstücke zeigen die Geschichte von der kleinen Spinnerei bis zur großen Spinnfabrik, von der Wäscheindustrie und dem Rüstungsbau. Sehr interessant finde ich die kleine Abteilung zur Sparrenburg, wo man an einem Modell sehr schön die Bauphasen sehen kann und auch die Funde kommen mir irgendwie vertraut vor.
Nach dem Museum tapse ich wieder zurück zum Jahnplatz. Zumindest ist das mein Ziel, obwohl ich eigentlich keine Ahnung wo ich eigentlich hingehe und ich mich mal blind auf mein Gefühl verlasse. Tja, zum Jahnplatz komm ich nicht, verfehle ihn aber nur sehr knapp und finde mich stattdessen vor dem Rathaus wieder. Perfekt, denn da wollt ich sowieso hin *hihi* Noch schnell ein paar Fotos gemacht, dann hab ich endlich alles bildlich festgehalten, was Bielefeld an Motiven zu bieten hat.

Zurück am Jahnplatz schlender ich etwas durch die Fußgängerzone und stöber in einigen Läden umher. Allmählich tun mir aber ganz schön die Füße weh, deshalb setz ich mich in ein Café und trinke etwas, ehe ich noch weiter herum streune.

Langsam wird es wieder Zeit für etwas Essbares, deshalb mach ich nochmal Halt beim Asia Imbiss, um dort Schweinebällchen süß-sauer zu futtern (und mir dabei den ganzen Mund zu verbrennen). Abgefüllt und langsam wirklich müde, trete ich meinen Heimweg an. Weil ich aber keine Lust habe von der S-Bahn-Station zum IBZ zu laufen, nehm ich statt der Bahn den Bus, der nicht weit von uns hält (es fährt leider viel zu selten einer, deshalb benutzen wir ihn sonst nie).

Ich komme wirklich keine Minute zu früh nach Hause, denn kaum bin ich da, setzt auch schon wieder das größte Unwetter ein. Nein, ich will bestimmt nicht nochmal so patschnass werden! Das Wetter macht wirklich was es will, denn mittlerweile ist wieder klarer Himmel. Da bin ich ja mal gespannt, was der morgige an Überraschungen parat hält.

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