Freitag, 15. August 2008

Tag 26 (14. August 2008)

Nein, nein, nein, ich will nicht aufstehen. Genau jetzt wäre es mal wieder sooo schön im Bett.Was für eine Frechheit, jetzt schaffe ich es sogar den ganzen Aufstieg in einem Rutsch zu bewältigen; jetzt, wo ich praktisch schon wieder nach Hause fahr. Noch zwei Wochen und der Aufstieg würde wirklich kein Problem mehr werden.

In alter Frische starten wir wieder mit unserer Grabung. Samuel werkelt wieder bei uns mit und unterhält uns fast noch besser als das Radio. Piri und Sophia beschreiben unterdessen eine Mauer und Marco und Kathrina zeichnen weiter an ihrem Profil.

Das Wetter ist heute recht sonnig, aber der Wind verdirbt jede sommerliche Stimmung. Doch für eine Turmbesteigung sind die Temperaturen ideal, schließlich wollen wir auch mal von oben runter schauen. Sandra von der Turmkasse erkennt uns sofort und lässt uns natürlich umsonst rein. Also erklimmen wir die 120 Stufen (Steffi hat gezählt) nach oben und werden überwältigt von der wunderbaren Aussicht. Unsere Frisur ist ohnehin schon im Eimer, da macht die Wetterlage oben auch keinen Unterschied mehr.

Zurück auf dem Boden der Tatsachen geht die Grabung weiter. Heute bin ich dran mit Grabungstagebuch führen. Das ist auch gar nicht schwer und man kann ganz entspannt in der Sonne sitzen und den Leuten beim Arbeiten zusehen. Oder beim Vermessen, wie es unsere drei Neulinge Samuel, Irena und Teresa heute tun müssen. Sie müssen nämlich unsere alte Nivelieraufgabe machen, allerdings klappt es nicht so ganz. Da macht es doch umso mehr Spaß, wenn man ein bißchen helfen und erklären kann.

Etwas nervig ist leider der merkwürdige Kerl mit der Kamera, der schon mal da war und auch diesmal wieder die dümmsten Fragen stellt. Da heißt es, am besten einen großen Bogen um ihn machen! Witzigerweise finden die beiden vom Förderverein unsere Fotos unglaublich interessant und ergreifen die günstige Gelegenheit ein paar Fotos zu machen.

Der Bericht ist bald verfasst und zum Schluss gibt es noch ein Gruppenfoto, bevor wir nach Hause können. Das Wetter scheint ausnahmsweise mal mitzuspielen, zumindest sieht es weit und breit nicht nach Regen aus. Ansonsten gibt es jetzt nicht mehr viel zu berichten. Zum Abendessen gab es Tomaten-Mozzarella-Salat mit Nudeln und Fleisch und jetzt bin ich pappsatt.

Tag 27 (15. August 2008) – unser letzter Grabungstag

Unglaublich und doch wahr: vier Wochen sind jetzt tatsächlich fast rum. Im Nachhinein verging die Zeit doch recht schnell und obwohl jeder von uns sicher auch gern wieder nach Hause fährt, beginnen wir auch ein kleinwenig mit gemischten Gefühlen unseren letzten Arbeitstag.

Ja, der Sparrenberg hat uns wieder, leider zum letzten Mal. Ja leider, denn langsam hab ich ihn doch lieb gewonnen und sogar die Treppe macht immer weniger Probleme. Schade eigentlich, dass ich diesen Erfolg nicht noch länger genießen kann.

Alle Mann bzw. Frau angetreten zum letzten Arbeitstag. Für manche vorerst, für uns leider definitiv. Während die anderen nämlich eine Woche Pause und dann weiter buddeln werden, ist es für uns der letzte Tag vor der der Heimreise. Marco muss noch eine Wette erfüllen und wird gleich zu Beginn des Tages mit einer hübschen Kopfbedeckung gekrönt.

Deswegen buddeln wir auch eifrig in unserem Loch weiter. Vielleicht machen wir ja doch noch zu guter letzt einen bedeutenden Fund. Leider bestätigen sich diese Hoffnungen nicht und es bleibt beim Üblichen.

Um 10 ist die Buddlerei für mich dann auch vorbei. Nein, keine Sorge nicht aus gesundheitlichen Gründen (auch wenn mir, seit wir den schweren Felsbrocken in die Karre gehoben haben, das Handgelenk ziemlich wehtut), sondern weil ich eine neue Aufgabe habe: Lesefunde sortieren. Für alle Nicht-Archäologen: Lesefunde sind Funde, die keiner bestimmten Grube zugeteilt werden können, etwa weil sie zum Baggerabraum gehören. Wir fanden ständig Scherben und Knochen auf unserem „Müllhaufen“ und zwischenzeitlich hat sich wirklich ein ganzer Haufen angesammelt.

Mit dem Buddeln wird es ohnehin nichts mehr, denn Teresa hat jetzt meinen Platz eingenommen und gräbt mit Steffi und Sam weiter, also kann ich mir ruhig Zeit lassen und wenn ich schon grade dabei bin, sortier ich auch grade noch unser „Schatzkistchen“ (die kleine Kiste, in der Steffi und ich die Funde aus unserer Grube sammeln).

So macht die Arbeit doch mal richtig Spaß, gemütlich in der Sonne sitzen und all die tollen Funde bewundern. Manche Keramikscherben oder Knochen sind wirklich sehr interessant und das Wetter macht auch mit. Tja und so vergeht die Zeit bis zum Mittag wie im Fluge und der Feierabend ist da.

Damit ist der Tag aber noch lange nicht gelaufen. Zum Abschluss der Grabung und als Dankeschön für unsere Arbeit läd uns die Stadt zum Essen ein und zwar im Restaurant der Sparrenburg (ganz klar kein Billigrestaurant, wenn ihr versteht, was ich meine ;) ). Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Neben Herr Berenger (Marias Boss), Frau Justen (die Architektin), kommt auch ein Vertreter der Stadt, der sich mit einer kleinen Ansprache bei uns bedankt, ehe wir zum gemütlichen Teil übergehen.

Die Preise des Restaurants sind nicht von schlechten Eltern, aber wie man uns immer wieder versichert: „Haltet euch nicht zurück, ihr seid schließlich eingeladen!“. Trotzdem sind wir etwas zögerlich, ob wir wirklich das Teuerste von der Karte bestellen sollen, denn das klingt wirklich lecker. Ich schwanke lang und entscheide mich dann doch für das Filet-Geschnetzelte vom Schwein und Rind mit Champignoncremesoße und Maisplätzchen. Nicht wegen dem Preis, sondern einfach weil es mich mehr anlacht.

Die Wahl ist nicht falsch, es schmeckt wirklich ausgezeichnet und die Portion genau richtig. Da ist Steffis Rinderfilet mit Schaumkartoffeln und Sauce Bernaise (das besagte teure Gericht) weit übersichtlicher. Trotzdem sind alle zufrieden mit ihrem Essen und als krönenden Abschluss gönnen wir uns noch eine fein angerichtete Mousse au chocolat.

Mit diesem Essen verabschieden wir uns auch von unseren Mitgräbern und Mitgräberinnen, ob sie nun mit uns von Anfang an oder erst seit kurzem bei uns waren, und natürlich auch von unseren „Aufpassern“ und „Lehrern“ Maria und Dr. Best, die uns einiges beigebracht haben, damit wir uns auf zukünftige Grabungen freuen können. Der Mann von der Stadt sammelt außerdem unsere E-Mail-Adressen, damit wir auch in Zukunft über alle Erkenntnisse der Sparrenburg auf dem Laufenden gehalten werden.

Schlussendlich heißt es dann aber endgültig Abschied nehmen vom Team und der Burg und so machen wir uns auf den Heimweg. Hier müssen wir uns der nächsten Herausforderung stellen: dem Koffer packen. Eigentlich müsste alles, was mal hineingepasst hat, auch jetzt wieder hineinpassen, aber seltsamerweise scheinen alle Koffer irgendwie geschrumpft zu sein. Mit drücken und quetschen kriegen wir dann doch noch alles unter. Puh, geschafft!

Ansonsten müssen wir eigentlich nur noch zusehen, dass wir die Wohnung einigermaßen sauber verlassen. Der Kühlschrank muss noch etwas geleert werden, hier und da noch etwas saugen, dann müsste eigentlich alles klar gehen. Der Zug morgen fährt zu humaner Zeit und so werden wir noch ausreichend Gelegenheit haben, alles zu erledigen.
Über mir tropfen die ersten Regentropfen an die Scheibe und eigentlich wäre jetzt wohl der Zeitpunkt ein Fazit zu ziehen, doch ich habe beschlossen, dass das noch bis morgen warten muss, wenn wirklich die ganze Reise zu Ende ist.

Keine Kommentare: